Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Grabbrauch, Grabbauten, Rituale (Ausschließlich historisch und archäologisch Faßbares!!!)

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Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon ulfr » 24.02.2013 13:22

Die Begräbnisse anatomisch moderner Menschen sind ziemlich rar und unterscheiden sich oft nicht von denen der Neandertaler, nur wenige Gräber sind mit reichen Beigaben versehen wie z.B. Sungir:

http://www.ucdenver.edu/about/newsroom/ ... rials.aspx
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon FlintMetz » 24.02.2013 14:11

Die genetische Verdrängung ist ja keine neue These und leuchtet irgend wie auch sehr gut ein (jedenfalls mehr, als andere). Sie könnte auch eine gute Erklärung dafür sein, dass mehr männliche Bestattungen aus dieser Zeit vorhanden sind, denn wer sagt denn, dass das damalige Befruchtungsverhältnis zwischen Männern und Frauen wie heute mit ca. 48 zu 52 anzusetzten ist? Ein minimaler Dreher an einem kleinen Rädchen der Evolution und der Gene kann da eine Spezies massiv in Bedrängnis bringen. Ich bin jedenfalls schon sehr auf die Publikation gespannt. Danke Ulfr...

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon Hans T. » 24.02.2013 20:23

found that men were buried more often than women


Normalerweise reicht 1 (ein) mal.

Mir ist das alles zu kompliziert, als das man da aus einer Grundgesamtheit von 35 (!) Gräbern valide Aussagen treffen kann. Das ist ja schlimmer wie eine Doktorarbeit der Medizin, bei der anhand von Patientanzahlen von 40 auch "valide" statistische Aussagen getroffen werden. Kennt jemand die statistische Methode "mexikanischer Scharfschütze" ?

Genetische Verdrängung wäre mir persönlich schon wieder zu arg kontaktbehaftet. Eine nur ganz geringfügig unterschiedliche Reproduktionsrate reicht auch völlig, das die eine "Sorte" (ich sag jetz nicht Art) die andere aus der Geschichte wirft. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen tun ihr übriges: Die Wirtschaftsweise verträgt nur eine gewisse Anzahl von Raubmenschen pro Gegend. Wenn dadurch das "Netz" der HSN-Population zu weitmaschig wird, kann man es sich an den Fingern abzählen, wann Schluss ist mit den HSN-Genträgern.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Re: Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon Bach » 24.02.2013 23:51

Hans T. hat geschrieben:Normalerweise reicht 1 (ein) mal.

Mir ist das alles zu kompliziert, als das man da aus einer Grundgesamtheit von 35 (!) Gräbern valide Aussagen treffen kann. Das ist ja schlimmer wie eine Doktorarbeit der Medizin, bei der anhand von Patientanzahlen von 40 auch "valide" statistische Aussagen getroffen werden.

Ganz ähnliche Gedanken habe ich mir bei der Lektüre des Artikels auch gemacht, kannte jedoch die Gesamtheit der Gräber nicht, wenn's also nur die 35 sind, kann ich Hans T. nur recht geben: Solche Aussagen verunglimpfen bestenfalls die Statistik als Methode.

Hans T. hat geschrieben:Kennt jemand die statistische Methode "mexikanischer Scharfschütze" ?
Googleseidank jetzt schon, nette Bezeichnung :lol:

Hans T. hat geschrieben:Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen tun ihr übriges: Die Wirtschaftsweise verträgt nur eine gewisse Anzahl von Raubmenschen pro Gegend. Wenn dadurch das "Netz" der HSN-Population zu weitmaschig wird, kann man es sich an den Fingern abzählen, wann Schluss ist mit den HSN-Genträgern.

Eine interessante These. Es würde sich wohl tatsächlich lohnen, das einmal anhand eines Modells durchzuspielen. Oder ist das bereits geschehen? Bin auf dem Gebiet leider nicht sonderlich belesen, aber begierig, Wissenslücken zu schliessen.

Der Fairness halber sollte aber noch festgehalten werden, dass die Studie ja erst noch erscheint und möglicherweise (oder hoffentlich) differenzierter an das Thema herangeht als der Artikel vermuten lässt, immerhin deutet die Aussage eines der Autoren in diese Richtung:
The main point here is that we need to be careful of using exceptional examples of ornate burials to characterize Upper Paleolithic burial practices as a whole.


Grüsse
Andreas
Bach
 

Re: Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon imoen » 25.02.2013 11:12

In dem Artikel ist doch von 85 untersuchten Gräbern die Rede - für 25.000 Jahre ist das aber immer noch wenig...

Ich finde, das Beerdigen an sich zeigt schon die "capacity for symbolic behavior", die angeblich den Neanderthalern gefehlt haben soll (diese These wird ja von den Autoren anscheinend auch kritisch gesehen). Ob man dann noch Beigaben mit ins Grab gibt oder nicht, ist wohl eher der vorherrschenden Mode geschuldet. Ganz abgesehen davon, dass Neanderthaler super-komplexe Totenrituale abgehalten haben könnten, die null archäologische Spuren hinterlassen.

Abgesehen davon ist es aber bestimmt nicht schlecht, die ganze Bandbreite von Bestattungsarten mal auszubreiten - wenn schon 85 von den wahrscheinlich Millionen Gräbern in diesen 25.000 Jahren eine solche Varianz zeigen...
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Re: Einfache Begräbnisse im Paläolithikum

Beitragvon LS » 25.02.2013 12:01

Hallo,
das Kapitel des noch nicht erschienenen Buches steht bereits bei Academia.edu zum Download bereit. Ich verstehe die mediale Aufmerksamkeit ehrlich gesagt nicht, abgesehen davon dass der Beitrag als Zusammenschau nützlich ist. Der Punkt des Beitrages besteht nicht darin, Vergleiche mit Neandertalern herzustellen, sondern es ist eine Auswertung aller bekannten Cro-Magnon-Gräber.

Grüße, L.
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