Germanische Bewaffnung

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Germanische Bewaffnung

Beitragvon Dain II. » 19.08.2006 02:01

Eine, meiner Meinung nach, gute Übersicht über die germanische Bewaffnung und ihrer vermutlichen Verwendung.

http://www.isentosamballerer.de/lib/bewaf_ger_lib/#waffen

lg Stephan
Dain II.
 

Beitragvon helstafir » 31.12.2006 14:45

auch ganz nett

http://www.illerup.dk

http://www.nydam.nu

Und mein persönlicher Gott was Repliken in dem Bereich angeht:

http://www.templ.net
helstafir
 

Lanzen

Beitragvon Zaunreiter » 04.01.2007 19:26

Ich frage mich, wie man gescheit mit Lanzen kämpfen soll :?: :oops:

Gerade mit einem langem Schaft...da mache ich einen Stoß, der Gegner drei Schritte nach vorn an der Spitze vorbei...und dann? Ich stelle mir das recht unhandlich vor. Zumindest im Zweikampf. Oder war das nur eine Waffe für den organisierten Kampf? :scratch:
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Beitragvon Hans T. » 04.01.2007 20:08

Da kann man regelrecht fechten damit. Gerade die dänischen Funde zeigen dies recht eindrucksvoll, die Lanzenspitzen/-blätter haben oft ganz eindeutige Scharten. Typisch sind zB Scharten am unteren Teil des Blatts, nach vorne gerichtet, aufgebogen am Rand.

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H.
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Und...

Beitragvon Zaunreiter » 04.01.2007 21:05

Hat jemand schonmal versucht die Kampftechnik mit der Lanze zu rekonstruieren? Und wie würde man so eine Rekonstruktion angehen?

Bernhard
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Beitragvon R. Schumann » 04.01.2007 21:59

Man kann mit lanzen ja auch hieben, das sind ja nicht ausschliesslich stichwaffen. Ich denke im "Zweikampf" würde sich eine lanze nicht großartig von stockkampf-techniken (also mit langem stock) unterscheiden mit dem man ebenfalls hiebt und sticht
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Beitragvon Hans T. » 04.01.2007 23:30

Laß dich ausbilden: http://www.dnagb.de/

Grüße
Hans
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Beitragvon Steve Lenz » 05.01.2007 01:20

Hat jemand schonmal versucht die Kampftechnik mit der Lanze zu rekonstruieren?


Nur im Sinne der sich bietenden technischen Möglichkeiten, ja. Allerdings stellte ich fest, dass ich persönlich eher mit adaptierter Dolchtechnik arbeite. Für mich ist eine urnenfelderzeitliche Lanze eher ein Dolch mit sehr langem Griff (und einem Sauroter am Knauf)!

Ich bezweifle, dass die Lanze statisch (wie oft und überall gezeigt und allgemein angenommen) gehandhabt wurde. Ich rede allerdings auch nicht von Kung-Fu-Gehampel mit Wirbeln und so. Auch wenn?s sich dämlich lesen lassen mag:

Das Lanzen-Preludium zwischen "Hector" Bana und "Achilles" Pitt in "Troja" kommt meiner Auffassung schon sehr nahe!

Wenn?s nicht gleich eine Sarissa ist, kann ein geübter Kämpfer eine Lanze sehr gewandt sogar einhändig anwenden.

Meine UK-Fechtlanze ist 230cm lang und wiegt knapp 1600g. Langsam bin ich damit nicht - und wenn ich erst beide Hände nehme... :wink:
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Beitragvon Daniel S. » 05.01.2007 07:53

Guten Morgen,

es gibt sowas wie "Speerfechten". Inwieweit das jetzt von den "Germanen"
betrieben wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich denke das meist auch mit der Lanze Hiebe ausgeteilt wurden, die Wuchtwirkung dabei sollte enorm sein - erst recht wenn die Spitze auf einem 2m Stiel geschäftet war. Stiche setzt man damit sicher nur wenn man weiss das man sein Ziel auch sicher treffen kann.

Ansonsten sind diese Langwaffen sehr effektiv von geordneten Schlachtreihen aus geführt, welche bei den Germanen jedoch eher untypisch gewesen sein dürften.

d*
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Beitragvon R. Schumann » 05.01.2007 13:51

Nur im Sinne der sich bietenden technischen Möglichkeiten, ja. Allerdings stellte ich fest, dass ich persönlich eher mit adaptierter Dolchtechnik arbeite. Für mich ist eine urnenfelderzeitliche Lanze eher ein Dolch mit sehr langem Griff (und einem Sauroter am Knauf)!


:?: :?:

erklär mal wie du das meinst mit der übertragung von dolchtechniken auf lanze bitte
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Beitragvon Steve Lenz » 05.01.2007 21:09

erklär mal wie du das meinst mit der übertragung von dolchtechniken auf lanze bitte


Zur UK-Lanze mach?ich eh demnächst einen eigenen Thread auf. Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt, resp. mit müdem Geist voreilig was geschrieben:

Eigentlich ist ein Dolch eine Lanze mit kurzem Schaft! :wink: (Ich persönlich vermute, dass zuerst die Lanze evaluiert wurde, dann folgte u.a. der Dolch.)
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Beitragvon Steve Lenz » 05.01.2007 23:43

Gerade mit einem langem Schaft...da mache ich einen Stoß, der Gegner drei Schritte nach vorn an der Spitze vorbei...und dann? Ich stelle mir das recht unhandlich vor. Zumindest im Zweikampf. Oder war das nur eine Waffe für den organisierten Kampf?


Wenn Du fehlst und der Gegner 3 Schritte zu Dir hin macht...dann solltest Du eine entsprechende Anzahl Schritte und Aktionen durchführen, um den taktischen Vorteil wiederzuerlangen! :idea: :wink:

Kampf mit antiken Waffensystemen dürfte extrem dynamisch vonstatten gegangen sein!
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Beitragvon Zaunreiter » 08.01.2007 20:37

Steve L. hat geschrieben:(...)Wenn Du fehlst und der Gegner 3 Schritte zu Dir hin macht...dann solltest Du eine entsprechende Anzahl Schritte und Aktionen durchführen, um den taktischen Vorteil wiederzuerlangen! :idea: :wink: (...)


Das Problem:rückwärts ist man weniger schnell als der Gegner vorwärts.

Um mir das Kämpfen mit der Lanze besser vorzustellen, habe ich das jetzt auch probiert. Habe meinen langen Wanderstock kurzerhand zur Lanze umfunktioniert (mit viel Phantasie)...und ich kann mir jetzt immer schlechter vorstellen, daß dies eine beliebte oder erfolgreiche Waffe gewesen sein soll.

Hiebe geschehen immer in Kreisbewegungen, was aber zu erheblichen Geschwindigkeits- und Positionsnachteilen führt. Stechen ist wegen des langen Schaftes problematisch - ein kleiner Schritt des Gegners nach links und der Stich geht vorbei. Ein kleiner Schritt nach vorne und die Waffe ist unwirksam. Ich behaupte, mit einem kurzen Stock und einem Dolch lässt sich jeder Lanzenkämpfer spielend ausser Gefecht setzen! Da muß doch noch ein Trick dabei sein!

Naja, werde mal nach Speerfechten forschen, vielleicht finde ich da den Knackpunkt.
Die Lektüre der Langstocktechniken von den Philippinen (Eskrima), brachte auch nur hervor, daß die lieber mit zwei kurzen Stöcken kämpfen. Und welche Völker gibt es noch, die Lanzen als Waffen bevorzugen oder bevorzugten? Meistens werden die zur Jagd eingesetzt, was auch wirklich gut funktioniert.

Bernhard
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Beitragvon Hans T. » 08.01.2007 21:01

Naja....also...erstens haben die Makedonier mit langen Lanzen halb Europa und Teile Asiens erobert. So ganz einfach ist das ausser Gefecht setzen eines trainierten Lanzenkämpfers nicht. Und zweitens sind die Spuren ja eindeutigst an den Funden der germanischen Waffen dran - übrigens auch bei bronzezeitlichen Funden. Da ist mit Sicherheit ein Trick dabei....

Was auch nicht vergessen werden darf, sind Konventionen. Ein Schwertkämpfer erwartet, auf einen Schwertkämpfer zu treffen und geht den Kampf auch so an. Der Gegner bräuchte ja nur einen Pfeil auf die Sehne zu legen und der Schwertkämpfer hat Probleme.

Jetzt einfach zu postulieren, ein Lanzengefecht geht nicht, weil der Gegner simpel ausweichen kann, reicht nicht.

H.
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Beitragvon Zaunreiter » 08.01.2007 21:21

Hans T. hat geschrieben:(...)Jetzt einfach zu postulieren, ein Lanzengefecht geht nicht, weil der Gegner simpel ausweichen kann, reicht nicht. (...)


Möchte nicht postulieren, sondern die Funktion verstehen. Sicher ist jede Waffe oder auch die blanke Faust gefährlich - je nach Motivation des Angreifers :lol: Aber warum man eine Waffe der anderen bevorzugt, und wie man damit kämpfte - das finde ich zu spannend, als eine einfache Erklärung zu akzeptieren. Klar geht das - aber wie?

Hier habe ich schon folgendes gefunden:
http://www.tempus-vivit.net/tempus-vivit/taverne/thread.php?tid=3302&action=addvisit

Stangenwaffen haben ein großes Manko: Sie sind in der Regel nur auf Entfernung nützlich. Sobald es der Gegner schafft die Reichweite des gefährlichen Endes zu unterschreiten kann kann der Stangenkämpfer nicht mehr viel machen ausser möglichst schnell eine Zweitwaffe zu ziehen oder Land zu gewinnen.
Zugegeben - der Schwertkämpfer muss aber auch erst einmal nah genug rankommen.

Wir habe in unserer Gruppe selbst einen Kämpfer mit Speer der eigentlich auch gut damit umgehen kann. Unterschreitet man aber schnell den Gefahrenbereich der Speerspitze zieht er lieber schnell sein Sax sofern er es noch nicht in der Hand hat. Dabei hält er den Speer mit der Spitze nach unten und schräg vor sich damit der Schwertkämpfer ein wenig behindert wird und er genug Zeit hat sein Sax zu ziehen.

Wenn es um Gruppen, und nicht um direkte Zweikämpfe geht hat sich die Kombination auf Schwert- und Lanzenkämpfer bewährt. Oft sind die Gegner so sehr damit beschäftigt auf die Lanzenspitze des hinten stehenden Lanzenkämpfers zu achten, dass der Schwertkämpfer kaum Probleme mit Gegnern hat. Sollte doch mal einer frech werden und versuchen den Lanzenkämpfer anzugreifen kann er in den meisten Fällen vorher vom Schwertkämpfer abgefangen werden.


Also zwei gegen einen kann ich mir das gut vorstellen. Oder auch als Kombination mit einer Nahkampfwaffe. Ich werde mal sehen, was ich noch finde.

Bernhard
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