Literatursuche Steinschlägerei

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Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 23.02.2020 19:30

Hallo liebe Leute,

kennt jemand Artikel oder andere Publikationen, die sich mit der Steinschlägerei in Norddeutschland und/oder Nordeuropa auseinandersetzen?
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Blattspitze » 24.02.2020 09:13

Da gibt`s eine fast unübersehbare Menge. Worauf willst Du bei "Steinschlägerei" genau hinaus? Ich hatte ja selbst mal ein Start-Up zusammen mit Axt im Walde ...

Ich empfehle z. B.:
Flint fra Danmarks oldtid (in Danish) von Peter Vang Petersen
Der Einstiegs - Klassiker mit einem sehr, sehr schönen Typenkatalog

Fürs Jungpal. im Norden gibt es sehr gute Artikel von Bo Madsen
Hamburgkulturens flintteknologi iJels'. In:J. Holm and F. Reick (eds.), Istidsjægere vedJelssøerne. Skrifter fra Museumsrådet for Sønderjyllands Amt 5.
und von Mara Weber:
From technology to tradition. Re-evaluating the Hamburgian-Magdalenian relationship., Edition: Untersuchungen und Materialien zur Steinzeit in Schleswig-Holstein und im Ostseeraum, Band 5

Für das Mesolithikum (fast alle Aspekte der Klingentechnologie) empfehle ich Mikkel Sørensen
https://www.researchgate.net/publicatio ... chnologies
Für das Neolithikum gibt es unglaublich viel, aber da kennst Du dich doch aus?
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon ulfr » 24.02.2020 09:25

Nicht zu vergessen das Buch zweier älterer Herren, die auch hier im Forum aktiv sind :D

Und latürnich "Steinartefakte" von Harald Floss
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 24.02.2020 10:59

Okay, wir haben uns falsch verstanden. Mit Steinschlägerei meine ich die Berufsgruppe, die im 18. und 19. Jh. große Findlinge, die in der Landschaft lagen, zerteilt haben und die wir heute noch als sogenannte Sprenglochsteine finden. Die Überreste dieser Aktivitäten finden sich heute noch an sogenannten Steinschlägerplätzen.
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Blattspitze » 24.02.2020 13:27

Ach so,
Du meinst dies
http://www.steinschlaeger.de/steine_spalten.htm
http://feldsteinhof.net/wp-content/uplo ... ellung.pdf
Dabei hast Du den korrekten Fachbegriff genannt nur wir mit unserem Bias haben`s mißverstanden ... :? :idea:
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon TZH » 24.02.2020 14:08

Suche nach Axel von Berg-Publikationen. Zwar aus Kreis Mayen-Koblenz, aber da findest du alles über Keil-/Spreng-/Feuersetzen-/Bearbeitungstechniken von Basalt, Urzeit-Neuzeit.
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Blattspitze » 24.02.2020 20:11

Bengen, E.(1999): Steinreiche Heide. Verwendung und Bearbeitung von Findlingen. Materialien zum Museumsbesuch, Museumsdorf Hösseringen.
92 Seiten, Sehr informativ mit etwas weiterführender Lit. Könnte ich Dir senden?
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 24.02.2020 22:50

Das klingt schon einmal nach einem sehr guten Anfang. Danke, Leute. Meine Suche zielt daraufhin ab in etwa herauszubekommen, in welchen Zeitraum in Norddeutschland Steinschläger besonders aktiv waren und natürlich, wie sie dabei vorgingen.
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon ulfr » 25.02.2020 13:25

Jetzt bin ich mit ...
Da hab ich leider nichts anzubieten. Ich weiß, dass in fast jedem Heimatbrevier im Zusammenhang mit Dolmen auch immer die Steinschläger oder Steinhauer genannt werden, aber das sind immer nur sehr kurze Passagen.
Ich hab allerdings mehrere "Tatorte" fotografiert, wenn Dir das hilft, melde Dich.
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 25.02.2020 14:36

Danke ulfr. Ja, die Tatorte sind mir ebenfalls bekannt und ich nehme sie auch jederzeit auf, wenn ich welche entdecke. Ich versuche eine allgemeine Statistik über die Intensität dieser Aktivität in Norddeutschland zu bekommen, was aber eher ausgeschlossen ist, da es sich nicht wirklich quantifizieren lässt. Wahrscheinlich kann man nur schreiben, dass die Steinschlägerei vom 17. bis 19. Jh. intensiv war. Nur leider muss ich auch diese Aussage irgendwie belegen und dselbst da fehlt es mir gerade an Quellen. Ich bin mir sicher, bereits etwas darüber gelesen zu haben, aber wo war das???...
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon ulfr » 25.02.2020 18:38

Ich schätze, dass die Aktivitäten beträchtlich waren, vor allem zu Beginn des 19 Jhd., als viele unbefestigte Wege mit der neuen Technik des Schotten MacAdam befestigt wurden https://de.wikipedia.org/wiki/Makadam.
Als dann auf dem Land nichts mehr zu holen war, verlegte man sich auf die Steinfischerei https://de.wikipedia.org/wiki/Steinfischerei

Aber auch in den vorherigen Jahrhunderten war der Bedarf an großen Steinen immens, man denke nur an die vielen Kirchen, Schlösser, Herrenhauser, Molen, Brücken etc., in denen ja bekanntlich auch zahlreiche alte Steine als Spolien verbaut wurden.

Hier hast Du mal ein konkretes Datum von Fehmarn:

In Gahlendorf, dem hünengrabreichen Osten der Insel Fehmarn, befand sich bis zum Jahre 1847 ein Dolmengrab, welches einer siebenköpfigen Familie mehrere Jahre als "Wohnung" gedient hatte, bevor es, nach mehrfacher "Kündigung" durch den fehmarnschen Amtmann Ludwig von Moltke, den Steinschlägern überantwortet wurde.

Quelle: https://www.reisecenter-fehmarn.de/fehm ... 210-2.html

Wenn Du "Megalithgäber" und "Steinschläger" zusammen guckelst, gibts eine Menge Einträge, auch "stenhugger" und "dysse"

Z.B. Poskær Stenhus in den Mols Bergen bei Aarhus wurde in den 1890ern von einem Steinmetzen in der Nähe gekauft, um es zu zerlegen, der scheiterte aber am Widerstand der Lokalbevölkerung.

https://nationalparkmolsbjerge.dk/oplev ... r-stenhus/

Irgendwo gibts sogar eine Sage, nach der ein Steinmetz, der ein Grab zerlegen wollte, dabei zu Tode kam (weil die Gäule durchgingen und er vom Deckstein zerquetscht wurde ??), ich finds aber auch gerade nicht ...
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Blattspitze » 26.02.2020 20:29

Ein sehr gutes Beispiel für den Megalithgräberverlust seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt die Aufnahme von C.v. Estorff dar, der 1846 noch 219 Megalithgräber (davon 129 vollständige) im Landkreis Uelzen dokumentieren konnte. 1946 konnte K.H. Jacob-Friesen nur noch insgesamt 17 Gräber feststellen, und keines davon war noch unbeschädigt ...
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 27.02.2020 22:19

Danke Leute und besonders ulfr für die zahlreichen Hinweise. Inzwischen bin ich auch auf ein paar Quellen aus meiner Region gestoßen (worden). Hier mal eine Auswahl, damit die Quellensammlung vervollständigt werden kann:

M. Sommer-Scheffler, Steingewinnung auf der Insel Rügen. Zur Deutung der sogenannten Opfersteine. Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Jahrbuch 49/2001, 2002, 41–56.

C. M. Schirren, Klöven, Sprengen, Spalten. Beispiele historischer Steinbearbeitung aus Mecklenburg und Vorpommern. Archäologische Berichte aus Mecklenburg Vorpommern 15, 2009, 234–246.
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Flintstone » 01.03.2020 19:50

Bereits im Hochmittelalter wurden ja sehr große Mengen an Findlingen gespalten und zum Bau der vielen romanischen Feldsteinkirchen Dänemarks verwendet. Ich kenne aber keine zeitgenössischen Quellen.
Eine besonders für Schleswig-Holstein interessante Quelle des 18. Jahrhunderts ist:

Oeconomisch-practische Anweisung zur Einfriedung der Ländereien: nebst einem Anhang von der Art und Weise, wie die Feldsteine können gesprenget und gespalten werden, auch nöthigen Kupfern / mitgetheilet von Nicolaus Oest, der Königl. Dänischen Ackeracademie Mitgliede. Flensburg 1767.

Eine digitale Version gibt es in Halle: http://digitale.bibliothek.uni-halle.de ... A4ndereien

https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolaus_ ... eien_(1767).jpg
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Re: Literatursuche Steinschlägerei

Beitragvon Monolith » 04.03.2020 14:16

Wow, super! Das ist ebenfalls sehr hilfreich!
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