Lonetal in Gefahr

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Lonetal in Gefahr

Beitragvon ulfr » 09.10.2008 14:28

Mit großem Entsetzen habe ich diese Meldungzur Kenntnis genommen.
Seit Jahren gibt es Pläne, bei der Vogelherdhöhle ein Museum/Archäopark o.ä. zu errichten, jetzt wirds anscheinend konkret. Ich habe nichts gegen derartige Pläne, im Gegenteil finde ich, dass diese einmaligen Belege für die Ankunft des HSS noch immer etwas stiefmütterlich behandelt werden. Aber ist es wirklich nötig, in DIESES TAL
Bild
einen Nachbau der Höhle in nur 200 m Entfernung reinzuklotzen, mitsamt Parkplätzen und alledem? Verschandelung ist hier mE noch milde ausgedrückt, der ganz eigenwillige Zauber dieses Ortes (und ich bin nun bestimmt alles andere als ein Esoteriker) würde zerstört werden.
Ich werde das weiter verfolgen, und zwar argusmäßig!!


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Beitragvon Fridolin » 09.10.2008 14:56

Vielleicht besteht noch Hoffnung, siehe hier:

Lonetal muss Weltkulturerbe werden?
Der Schwäbische Albverein, vertreten durch seinen Präsidenten Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, ist in Sachen museales Steinzeit-Areal am Vogelherd im Lonetal bei Niederstotzingen nun bei Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger und Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorstellig geworden und setzt sich für den umfassenden Schutz des Gebiets um den Vogelherd ein.

Das bestätigte der Obmann des Donau-Brenz-Gaues, Dieter Eberth aus Königsbronn. Im Grunde seien sich ja alle einig, ?feste auf das Fernziel hinzuarbeiten, damit das Lonetal samt Vogelherd zum Weltkulturerbe erklärt wird.? Es gehe hier um den umfassenden Schutz, deshalb werde derzeit nicht bloß beim Landesdenkmalamt heftig nachgedacht.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Hom ... ,4495.html


Sonst muss wieder mal ein Wachtelkönig herhalten, der hat schon manche Autobahn verhindert.....
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Beitragvon Hans T. » 09.10.2008 16:50

Manchmal gibts nix schlimmeres als Provinzbürgermeister....die sind nicht stolz auf ihr Erbe, dass sie zu bewahren haben, sondern da muss der Rubel rollen. Wer schon mal interne Diskussionen bei vergleichbaren Leader-Plus-Projekten mitbekommen hat, weiss was ich meine.

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Beitragvon Mark77 » 10.10.2008 15:18

Das stimmt ja soweit alles.. zudem soll aber auch ein großes Areal um die Höhle in ihren natürlichen Zustand von vor 35'000 Jahren gebracht werden. Also auch eine Umgestaltung der Natur drumherum.
Mark77
 

Beitragvon Blaubär » 10.10.2008 17:33

Und wenn ich mir überlege wie der Herr Öttinger und der Herr Hauk sich so liebevoll um uns Imker gekümmert haben, als wir hier in der Rheinebene das große Bienensterben hatten, dann ist das Lonetal verloren. Die machen dann eine Nachrichtensperre und bauen einfach um.

Grüße
Blaubär
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Beitragvon Trebron » 10.10.2008 19:04

Mark77 hat geschrieben:Das stimmt ja soweit alles.. zudem soll aber auch ein großes Areal um die Höhle in ihren natürlichen Zustand von vor 35'000 Jahren gebracht werden. Also auch eine Umgestaltung der Natur drumherum.


Wer weis wie das ausgesehen hat, wo nimmt man Fauna und Flora her ?

:glauberger:

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Beitragvon ulfr » 11.10.2008 11:29

Fauna ist natürlich schwierig, will man nicht afrikanische Elefanten ein bisschen aufhübschen, mit Auerochsenfell bekleben und als Mammuts rumlaufen lassen.
Aber die Flora lässt sich anhand der Pollenprofile nachvollziehen und teilweise auch wieder ansiedeln, soweit es das Klima zulässt, was ja immer schwieriger wird. Am Petersfels in der Nähe von Singen hat man das bereits mehr oder weniger erfolgreich versucht:
Bild
Der Wald über der Höhle wurde abgeholzt, unterhalb im Tal gibt es ein Mini-Eiszeitbiotop (unten rechts) mit Erklärpavillon. Über die Abholzung kann man streiten, aber wenigstens ist das Tal weitgehend unberührt geblieben, und der Pavillon fällt kaum auf. Es gibt keine Parkplätze, kein Museum, der Ort lässt sich nur zu Fuß erschließen. Außerdem wird das Tal in einiger Entfernung schon von der A81-Brücke geschnitten. Für das Lonetal befürchte ich jedoch Schlimmeres...

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Re: Lonetal in Gefahr

Beitragvon Jäger+Sammler » 26.11.2010 16:51

"Mit großem Entsetzen habe ich diese Meldung zur Kenntnis genommen.
... ...ist es wirklich nötig, in DIESES TAL einen Nachbau der Höhle in nur 200 m Entfernung reinzuklotzen, mitsamt Parkplätzen und alledem? Verschandelung ist hier mE noch milde ausgedrückt, der ganz eigenwillige Zauber dieses Ortes ... würde zerstört werden.
Ich werde das weiter verfolgen, und zwar argusmäßig!!
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Wo soll ein Höhlennachbau reingeklotzt werden? Wieso Verschandelung?
Vor kurzem wurden die Entwürfe für das Museum vorgestellt - sehr gelungene Ideen, die an das Neandertalmuseum erinnern.
Das Neandertal ist besuchenswert, aber außer einer schönen Landschaft ist dort im Tal selbst nichts zu sehen. Ganz anders das Lonetal mit seinen Höhlen, bei deren Besuch einem die Altsteinzeit gegenwärtig werden kann.
Leider sagen die Fundstätten und deren Weltbedeutung einer großen Mehrheit gar nichts. Da würde ein gelungenes Museum mit Hinweisen an den nahen Autobahnen und die mediale Resonanz schon einiges bringen.
Den Zauber dieses Ortes wird ein Museum für viele erhöhen.
Und: Parkplätze sind schon jetzt da.
Jäger+Sammler
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Beitragvon Roeland Paardekooper » 26.11.2010 17:09

@Jäger+Sammler, bist Du neu hier im Forum?

dann bitte erst hier lesen: http://www.archaeoforum.de/viewforum.php?f=1
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Beitragvon Hans T. » 26.11.2010 21:34

Das Neandertal ist besuchenswert, aber außer einer schönen Landschaft ist dort im Tal selbst nichts zu sehen.


Lieber Jäger und Sammler, die tatsächliche Geschichte des Neandertals ist dir nicht so geläufig, wie man sieht. Stell mal fest, wie das Neandertal ausgesehen hat, als man die Funde machte.

Und genau das ist ja auch das Problem. Auch im Lonetal steht offensichtlich die Nutzung vor der Bewahrung. Nichts gegen ein Museum, absolut nicht, aber in gebührender Entfernung und ohne Eingriffe am Original.

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Beitragvon Manu » 27.11.2010 14:07

@Jäger und Sammler
Den Zauber dieses Ortes wird ein Museum für viele erhöhen.


Meine Meinung ist: wo der Rubel rollt, kann es keinen Zauber mehr geben.

Ich wünsche mir für das Lonetal, daß es nicht ausgebeutet wird. Manchmal muß man einfach auch die Finger davon lassen...
Manu
 

Beitragvon Turms Kreutzfeldt » 29.11.2010 08:32

Zumal manche Neubauten dann zur Selbstverwirklichungsstätten für Szenearchitekten werden und dann so passen wie ein Klingone in die römische Legion.

Beispiel: "Voyager" am Mittelberg bei Nebra, guckst Du hier:
http://www.himmelswege.de/typo3temp/pics/c03d415e76.jpg

Oder in den Franckeschen Stiftungen (Fachwerkbau des Pietismus und der Frühaufklärung) geplanter Neubau der Bundeskulturstiftung, guckst Du hier:
http://www.halleforum.de/images/news/1253875424.jpg
Artikel dazu hier:
http://www.halleforum.de/go/29147

Nein, ich wäre auch skeptisch. Wäre ein Museumsbau im nächsten Ort, hätte der Provinzfürst auch was davon, nicht besser (wäre auch in Nebra besser gewesen!) und ein Wanderweg zur Fundstelle, ähnlich wie am Mittelberg nur ohne "schiefen Turm vom Mittelberg"?

denkt sich mal so, der Turms, der Museen auf der grünen Wiese immer so merkwürdig findet, wie diese Einkaufszentren auf bestem Ackerboden.
Ich bin der Schleuderer, der stets aufschreit und das mit Recht, denn alles was nicht schleudert, ist wert das es auch untergeht, so ist denn alles, was ihr Schleudern nennt, mein eigentliches Element...
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Beitragvon Jäger+Sammler » 29.11.2010 10:06

[quote]Lieber Jäger+Sammler, die tatsächliche Geschichte des Neandertals ist dir nicht so geläufig, wie man sieht. Stell mal fest, wie das Neandertal ausgesehen hat, als man die Funde machte.[/quote]
Sechs - setzen.

Ich übersetze mal: Jäger+Sammler, du bist blöd, "wie man sieht"?
Nun, zumindest ist auch mir bekannt, dass die Hauptattraktivität damals im Neandertal ein Steinbruch war, der sich selbst nach dem Fund ungehindert weiter ausbreitete, so dass heute nicht mal mehr feststeht, wo genau die Funde gemacht wurden.
Sie sollten immer davon ausgehen, dass es Leute gibt, die durchaus auch ein breites Wissen haben, wenn auch nicht in jedem Detail. Ich lese, dass Sie mir in einigen Details weit voraus sind. Kompliment!
Jäger+Sammler
 

Beitragvon Nils B. » 29.11.2010 18:39

Ich übersetze mal: Jäger+Sammler, du bist blöd, "wie man sieht"?


Das ist keine Übersetzung, sondern eine Interpretation. Und noch dazu eine anmaßende.
Ein einfaches 'Danke für die Info' hätte gereicht, insbesondere wenn diese aus fundierter Quelle kommt.
***
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Beitragvon Thomas Trauner » 30.11.2010 09:02

Es ist wirklich erschreckend, was da geplant wird.
Einerseits wären die oder der Lokalpolitiker zu verstehen, wenn er mit einem Museum Einnahmen aus dem Tourismus erzielen will, andererseits gibt es eine Grenze zwischen "archäologie als Publikumsmagnet" und "Ausbeutung und Zerstörung".
Museumsbauten plus die entsprechende Infrastruktur innerhalb des arch. wichtigen Gebietes ist schlecht. Sehr schlecht.
Und noch lange keine Garantie für Zulauf. Siehe Heuneburg.
Und was den Geschmack angeht....siehe Limesthemenpark.

Thomas
PS: Jäger und Sammler, sei mir nicht böse, aber ein etwas seltsamer Einstieg ist deine zweite Nachricht schon.....
Thomas Trauner
 

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