Römische Langarmtunika mit eingewebten Clavi 250 n. Chr.

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Beitragvon Nils B. » 29.11.2010 14:50

Kleiner Nachtrag: den nicht selbst webenden dürfte es egal sein, wodurch das Muster erscheint, für mich als Weberin macht es einen großen Unterschied, WIE die Clavi auf den Stoff kommen (senkrecht oder waagerecht!)


Wieso die Rechtfertigung, Marled? Gerade für solche Dinge ist dieses Forum doch da^^
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Beitragvon Chris » 29.11.2010 14:51

großartig :-)

@Marled: hier z.B. gibts ganz viele Beispiele online http://www.sammlungen.mak.at/ unter Spätantike Textilien
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Beitragvon Martin » 29.11.2010 16:17

marled hat geschrieben:Ich muss aber nochmal nachbohren und um eine Detailaufnahme der Clavi bitten, wenn möglich. Wenn es geht, auch von der Rückseite.


Hier die Rückseite, die flotierenden Kettfäden sind abgeschnitten:

Bild

In Büchern (u. a. Nauerth: Koptische Textilkunst...) sowie im Net habe ich nur kettbasierte clavi gefunden.


Echt? Interessant, ich kann mich nicht erinnern so was gelesen zu haben. Wo denn z.B. in Nauerth?

Kleiner Nachtrag: den nicht selbst webenden dürfte es egal sein, wodurch das Muster erscheint, für mich als Weberin macht es einen großen Unterschied, WIE die Clavi auf den Stoff kommen (senkrecht oder waagerecht!)


Dürfte es eigentlich nicht IMHO - wenn die andersfarbigen Clavi Kett- statt Schussfäden sind, ergibt sich zwangsläufig eine Art (unerwünschter) Schraffur so weit ich weiß.
Viele Grüße,

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Beitragvon marled » 29.11.2010 16:18

Ja, danke, die kenne ich schon wie auch die vom globalegyptianmuseum.org.
Ich versuche zur Zeit, einen Wollstoff (leinwandbindig) mit eingewebten Clavi herzustellen, für die Tunika eines einfachen römischen Auxiliars. Es soll also recht simpel sein, deshalb auch keine nackten eingewebten Weibchen geben.


Da das eigentlich nicht meine Baustelle ist, kenne ich mich mit dieser Materie auch nicht aus und bin halt bei der Recherche im Netz über die Aussage gestolpert, dass die Clavi als SCHUSSrips eingewebt wurden. Die Fotos (z. Bsp. auf den o.a. Seiten) sprechen eine andere Sprache, dort sieht nämlich stets nach KETTrips aus. Das macht bei der Herstellung einen gewaltigen Unterschied.
Ich habe mit einem Probeexemplar begonnen und kann jetzt schon sagen, dass mir ein Kettrips logischer und damit wahrscheinlicher erscheint, aber bevor ich mich da in was verrenne, hätte ich gerne abgeklärt, wie die Fakten sind.
Deshalb: wo gibt es Abbildungen, Belege, etc für SCHUSSripsclavi?

Zur Verdeutlichung -
Kettrips
Schussrips

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Beitragvon marled » 29.11.2010 16:23

Danke Martin!
Damit ist auch klar, dass deine Clavi ein KETTrips sind, sonst würden die Clavi rot sein - wie der Schussfaden.
Marled
Edit: Hmm, ist die Tunika etwa quergewebt? das würde die Sache nämlich wiederum ändern und komplizieren!
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Beitragvon Chris » 29.11.2010 16:34

die spätantiken Tuniken (fast?) alle quer gewebt, das Gewebe beginnt am Ärmel"bündchen", geht über die Schultern und endet am Ärmelbündchen...
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Beitragvon Martin » 29.11.2010 17:46

marled hat geschrieben:Danke Martin!
Damit ist auch klar, dass deine Clavi ein KETTrips sind, sonst würden die Clavi rot sein - wie der Schussfaden.
Marled
Edit: Hmm, ist die Tunika etwa quergewebt? das würde die Sache nämlich wiederum ändern und komplizieren!


Ich bin zu wenig "Weber" um Kett*rips* oder Schuss*rips* wriklich zu verstehen. Ich weiß aber, dass die Kette ausschliesslich (!) rot ist, der Schuss dagegen gelb/purpur. Wie oben schon gesagt wurde die flottierende *Kette* abgeschnitten
Oder anders gesagt, und wie du gerade ganz richtig angedacht hast, der stoff ist querliegend gewebt. Die Clavi waren also auf dem Webstuhl horizontal, nicht vertikal. Daher auch die oben erwähnte, unumgägngliche Teilung des Stoffes in 2 Bahnen. Wären die Clavi vertikal auf dem Webstuhl gelegen (also andersfarbige Kettfäden gewesen) wäre das nicht nötig gewesen.
Wie Chris schon gesagt hat, war das wohl die normale Herstellungsart, nur eben mit wesentlich breiteren Webstühlen als heute üblich. Daher meine Verwunderung über die von dir beschriebenen Kettfadenclavi (kannst du dich erinnern, wo in Nauerth das war? Wie gesagt, mir ist sowas noch nie untergekommen und kurzes Blättern in Nauerth hat auch nichts gebracht).
Viele Grüße,

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Beitragvon Martin » 29.11.2010 17:57

marled hat geschrieben:J
Deshalb: wo gibt es Abbildungen, Belege, etc für SCHUSSripsclavi?


Z.B. gelich die ersten paar in Nauerth, s. 34: VII 1, 2 und 3, S. 37 VII 7.
Alle Ripsbindung, die Kette (ausser Nr 3) immer Leinen, der Schuss jeweils verschiedenfarbige Wolle. Ich nehme an, das ist das, was du suchst oder?
Viele Grüße,

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Beitragvon Joze » 30.11.2010 08:40

Da ist der Martin (muss nachschauen, ob ich noch ein besseres Foto habe), da hat er seine Wolletunika mit Clavi:
http://picasaweb.google.com/Ludmilla.bo ... 7578173778

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Beitragvon Martin » 30.11.2010 09:03

Ok, ich hab was gelernt: http://de.wikipedia.org/wiki/Ripsbindung
Jetzt weiß ich auch was Ripsbindung ist :-) War mir nicht klar, dass sich der mehr oder weniger gleiche Effekt auch mit den Kettfäden erzielen läßt.
Besten Dank!
Viele Grüße,

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Beitragvon Martin » 30.11.2010 10:56

Joze hat geschrieben:Da ist der Martin (muss nachschauen, ob ich noch ein besseres Foto habe), da hat er seine Wolletunika mit Clavi


Ja, genau, und da die nicht in Kettrips gewebt ist, hat sie diese blöde Schraffur drin :-P
Viele Grüße,

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Beitragvon Joze » 30.11.2010 17:00

Rot-Weiss ;) kann aber auch ein gutes Effekt sein. Ich habe die Marled gefragt, wie man macht (=webt), dass so ein effekt nicht sehbar ist. Sie hat mir gesagt, man muss die Pfaden (die Reihe) nur sehr dicht zusammen schieben, damit nur die sinkrechte Pfaden sehbar sind.
Wenn ich mich richtig errinere, ist deine Tunika aus Wolle in Panama Bindung gewebt, bin aber nicht sicher (die hat so einen Effekt).

Joze
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Beitragvon marled » 04.12.2010 10:25

So, erstmal vielen, vielen Dank für die Anregungen und die Hilfe, die mir hier einige haben zuteil kommen lassen.

Ich habe das Problem inzwischen gelöst, wenn auch nicht so ganz richtig.

Anscheinend waren wirklich alle Tuniken (nur der Spätantike?), auch die mit den nachträglich angenähten Ärmeln quergewebt. Da bei einer Tunikalänge von 2 x 1 m (Vorder- und Rückseite) der Webstuhl beim Querweben min. 2,20 Breite haben müsste, habe ich die Tunika doch längsgewebt und werde die Ärmel annähen. Die Clavi habe ich mit einer zusätzlichen Kette gearbeitet, die in die Grundkette eingewoben wurde.

Bild


Wurden eigentlich die Saumborten und anderen Verzierungen alle aufgenäht?

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Beitragvon Martin » 04.12.2010 18:24

Hi Marled,

schaut sehr gut aus, Respekt!

marled hat geschrieben:Wurden eigentlich die Saumborten und anderen Verzierungen alle aufgenäht?


Es gibt m.W. beides, mit der Tunika zusammen gewebt wie auch separat gewebt und dann aufgenäht, bzw. aus älteren Tuniken recycled.
Viele Grüße,

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Beitragvon magali » 10.12.2010 10:12

marled hat geschrieben:..... Die Clavi habe ich mit einer zusätzlichen Kette gearbeitet, die in die Grundkette eingewoben wurde.
Marled


Toll Marled!! Sag mal, ist das sozusagen die Technik der "fliegenden Nadel"??
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