Neolithischer Fischer

Vorstellung zur Diskussion

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Beitragvon Trebron » 27.08.2009 11:04

OK, danke, dann kann ich mir unnütze Arbeit sparen, aber dennoch schade
Interessante Seite:
http://www.fischhaut.com/
http://www.piracolor.de/shop.htm/
http://www.patent-de.com/20040325/EP1045039.html
Bei der 2. Seite links auf Warengruppe im unteren Bereich sind die einzelnen Fisch- Kröten und sonstige Ledersorten mit Preisen.


Trebron
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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Beitragvon Manu » 30.08.2009 15:28

Hi, hab natürlich nochmal etwas recherchiert, da mich diese Fischereigeschichte jetzt nicht mehr losläßt und habe noch einen interessanten Bericht in unserer "Plattform" (Vereinszeitschrift) Ausgabe 9/10 2000/2001 gefunden.

Dieser Artikel ist von Werner Feist und trägt den Titel "Verwendung von Fisch bei den Nivchi, Ostsibirien."

Ich zitiere einige Ausschnitte, die ich besonders interessant fand:

"Die Nivchi sind ein kleines ostsibirisches Volk, das um 1850 ca. 5000 Personen umfasste. Sie waren Fischer, Jäger, Händler und Hundezüchter. Sie lebten in der zweiten Hälfte des 19.Jh. am unteren Amur, dem Mündungsgebiet Amur-Liman, an den Küsten des Ochotskischen Meeres und am Tymy-Fluss im Nordteil der Insel Sachalin"

"Die Zeit der im Mai beginnenden Lachszüge war die bedeutenste Fangzeit für die Nivchi, wobei vor allem zwei Lachsarten von Bedeutung waren, der Gorbuscha-Lachs und der Keta-Lachs. Dieser Zeitraum war für die Nivchi so lebenswichtig, daß die Monatsnamen von Mai bis August in ihrer Sprache nach den Lachsarten benannt sind. Auf Sachalin fanden die Lachszüge ungefähr einen Monat später statt, wodurch sich auch die Monatsnamen verschoben. (v. Schrenk 1891, 526-527). Die Menge der aufsteigende Lachse muss um 1850 unermesslich gewesen sein. In kleineren Nebenflüssen schoben sich die Fische fast selbst ans Ufer, so dass sie aus dem seichten Wasser einfach mit den Händen rausgegriffen werden konnten"

Neben dem Fischfang werden noch versch. Netze (Sacknetze, Rechteckige Netze (aus Brenn-Nesseln), Schöpfnetze), Fangleine Keulen Schwimmer und Angelhaken (alles mit Bild) beschrieben. Außerdem wird über das Eisfischen und die Netzherstellung geschrieben.

Zitat:
"Der Speiseplan enthielt außerdem verschiedene Gerichte, die bei v. Schrenck wie folgt beschrieben sind (v. Schrenk 1891, 426-445, Nachkosen auf eigene Gefahr! Man vergewissere sich vorher der Wirkung der einzelnen Zutaten auf europäische Mägen):
Mossj: Ein Gemisch aus zerriebenen Fischhäuten oder auch von zerkleinertem Trockenfisch mit Fischtran und Preiselbeeren oder schwarzen Krähenbeeren. Die Lachsfischhäute wurden dazu in kleine Stücke zerschnitten, stark gekocht, zerrieben und mit Fischtran zu einem Brei von weisser Farbe zusammengemischt. Zuletzt wurden die Preiselbeeren hineingerührt. Ist die Masse abgekühlt oder etwas gefroren, lässt sie sich mit dem Messer in Scheiben schneiden. Verwendung zu Hause oder als Vorrat bei Reisen"

Oder (und es gibt noch einige Rezepte mehr....)

"Brei aus Mehl mit halbzerquetschten Preisel- oder Rauschbeeren(schwarze Krähenbeeren)und aus Fischtran"

"zum Salzen verwendete man eine aus der Asche von Treibholz gewonnene Salzlauge. Allerdings war die Verwendung von Salz z.B. beim Bärenfest verboten."

Dann vielleicht noch was zum Artikel Herstellung von Fischhautkleidung/Fischhauttaschen:

" Zur Herstellung von Fischhautkleidung wurden Lachs- oder Karpfenhäute durch Stampfen der aufgeweichten Häute in Holzbottichen entschuppt. Danach entfernte man mit Schabern Rest des Fleisches bzw. Fettschichten. Gepresst und geglättet konnten die einzelnen Stücke zusammengenäht werden. Je nach Sorgfalt dieser Arbeitsgänge erhielt man einen Stoff von verschiedener Güte.....)"

"... Allerdings scheint es wahrscheinlich, dass die im Norden weit verbreitete Fettgerbung durch Zugabe von Tran beim Stampfen erreicht wurde."

Es geht dann weiter mit Mäntel ohne und mit Muster und es folgen zwei wunderschöne Schnittmuster von Mäntel !!!!

Stiefel und Handschuhe mit Bild

Zitat:
"Die Handschuhe sind aus wenig oder gar nicht entschuppter Lachshaut..."

Danach ein Kapitel über Taschen und dann eines über Fenster:

Zitat:
" Die Winterhäuser der Nivchi haben bis zu sieben ca. 1x1m große Fenster (vgl. Feist/Feist 1999,14) die statt eines Fensterkreuzes eine Anzahl vertikaler Holzstäbchen aufweist. Die Fenster waren mit Lachshaut bespannt, die durch Abschaben und Stampfen möglichst dünn und durchscheinend gemacht war. ..."

Zitat:
"Was würde archäologisch nachweisbar bei den Nivchi von Fischen übrigbleiben?....."

Ach das ist mir jetzt doch zu viel Tipperei :twisted:

Will das überhaupt jemand wissen?
Manu
 

Beitragvon Fridolin » 30.08.2009 15:49

Hallo Manu,

vielen Dank für's Tippen. Zumindest ich finde die Hinweise zu den Nivchi sehr spannend. Beim googeln stieß ich auf die Seite unserer Nürnberger Freunde:
http://www.naturhistorischesmuseumnuern ... 1_frue.htm

u.a. mit Kleidung aus Fischhaut.

Schönen Sonnentag noch

Fridolin
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Lachs auf dem Laufsteg

Beitragvon hunasiensis » 30.08.2009 17:31

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Beitragvon Hans T. » 30.08.2009 19:02

Damit der Zusammenhang auch wirklich klar ist: Der Autor zu den Nivchi, Werner Feist ist der "Pfleger" (=Kurator) der Abteilung Völkerkunde in unserem Museum. Was er da beschreibt, entspricht der Kurzführung, die Fridolin verlinkt hat.

H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Beitragvon Chris » 16.10.2010 13:12

der Winter naht, der Fischer friert...

zur Zeit entsteht ein Update der Fischerkleidung, diesmal als Winterversion aus Schaffell, mit Schafsdarm vernäht

Bilder folgen :-)
Me transmitte sursum, Caledoni!
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Beitragvon Manu » 16.10.2010 13:42

Da freu ich mich drauf... :)

Weiß gar nicht richtig, was ich den Winter anpacken soll. Würde gerne eine hallstattzeitliche Ledermütze nähen... das geht schon eine Weile in meinem Kopf rum und sollte dann um meinen Kopf rum passen :wink:

Aber, trugen das nicht nur Männer ?? Was solls ... :Dachsfrage:
Manu
 

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