Fridolin regt an, den Begriff "Magerung" zu ersetzen. Das ist kein Archäologenbegriff, sondern kommt aus dem Keramikhandwerk.
Ton ist "fett", wenn er zu feucht ist und damit nicht formhaltig. Trocknen alleine hilft nicht, dann wird er rissig. Wie bei Mehl und Kuchenteig.
Das Gegenteil ist eben "magern". Zuschlagsstoffe sind vielfältig, oft Sand oder zerstossene Steine aller Art, oder eben organische Dinge wie Holzmehl, Spelzen etc. Organische Magerung brennt leicht aus, sodaß nach dem Brennen die Hohlräume der ehemaligen Magerung erkennbar sind.
Hämatit wäre an sich ein gutes Magerungsmittel. Lässt sich leicht zerreiben und magert sicher gut. LS hat recht, in der LBK ist Rötel jetzt kein verwunderlicher Rohstoff.
Ob sich bestimmte Teile im Ton durch das Brennen in Hämatit verwandeln, kann ich nicht sagen. Hämatit als "natürlicher Bestandteil" ist natürlich möglich. Das wäre dann ein Hinweis auf die möglicherweise verwendeten Tone und deren Lagerstätten. Das würde nur bedingt einen Hinweis auf Kontinuitäten geben. Das Ausbeuten verschiedener Lagerstätten oder Beihaltung derselben spricht m.E. weder für noch gegen eine Tradierung in Machart, Zierstil, Typologie oder Verwendungsspektrum von Keramik. Sonst müsste ja jeder anders farbig brennende Ton als Bruch in der Keramiktradierung gedeutet werden und damit eine andere Eingruppierung erfordern.
Dass gerade "Magerung" gerne als Hinweis auf die jeweilige Kulturstufe genommen wird (z.B. die berühmte "grobe Magerung" des Jungneolithikums, wie Pfyn, Altheim etc.) ist mir schon klar. Es fällt mir nur an der Stelle, bei der natürliche Bestandteile die Zusammensetzung der Keramik beeinflussen, schwer, darin einen kulturellen Hinweis zu erkennen.
Das berührt m.E. ein generelles Problem in der Beurteilung von Artefakten.
Inwieweit sind besondere Merkmale tatsächlich intentionell, sprich kulturabhängig, inwieweit sind sie natürlich vorgegeben oder inwieweit sind sind sie technisch bedingt.
Im konkreten Fall sollten m.E. etwaige in Frage kommende Lagerstätten beprobt werden, falls dies möglich ist, um eben hier keine allzu schwachen Hinweise auf kulturelle Kontinuitäten zu postulieren.
Thomas
PS: Wenn im Jahr 3459 ein paar Festplatten auftauchen und irgendwie noch gelesen werden können, werden vermutlich die unterschiedlichen Regeln der Groß- und Kleinschreibung im Forumskult der "Archäologie" unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen zugeordnet
Nix für ungut.