Venus vom Hohle Fels

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Venus vom Hohle Fels

Beitragvon ulfr » 30.01.2013 19:26

Der Dateianhang venus_hohlefels_1k.jpg existiert nicht mehr.
Meine Weihnachtsbaumkugel, jetzt mit Ritzungen.

Mammutstoßzahn, eher konventionell geschnitzt (Stahlmesser), aber auch mit Flintgeräten, hat schon ein paar Stunden gedauert (ca. 80)
Der Dateianhang venus_hohlefels_2k.jpg existiert nicht mehr.

Der linke Arm und die obere linke Hüfte und Schulter sind analog zur rechten ergänzt. Gewicht: 43g, aber meine ist etwas größer geworden als das Orschinal.
Der Dateianhang venus_hohlefels_4k.jpg existiert nicht mehr.

Ich vermute, dass die Öse zum Aufhängen deshalb außermittig sitzt, weil sonst die Kerbe zwischen den Brüsten nicht so tief ausgearbeitet werden kann, zumindest ha(ä)tte ich da mit einer Flintklinge Schwierigkeiten.
Der Dateianhang venus_hohlefels_3k.jpg existiert nicht mehr.

venus_hohlefels_1k.jpg
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon Hans T. » 30.01.2013 20:56

Sehr beeindruckend...!!
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon FlintMetz » 30.01.2013 22:42

"...sexy - was hast du blos aus diesem Mann gemacht..." (M. Müller-Westernhagen) :lol:

Nee - aber im Ernst... Absolut KLASSE, Ulfr!!! Vorher wieder eingeweicht, oder?

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon ulfr » 31.01.2013 11:08

Danke!
Nein, diesmal nicht eingeweicht, weil konventionell geschnitzt, bei Stahl ist es nicht nötig. Außerdem ist der Begriff "Einweichen" auch nicht wirklich zutreffend, weil Wasser den Stoßzahn nur an der ganz äußersten Oberfläche anlöst - nach dem ersten Drüberschnitzen ist der Effekt schon wieder weg.
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon Blattspitze » 31.01.2013 16:00

"The goddess on the mountain top,
Was burning like a silver flame.
The summit of beauty and love,
And Venus was her name.
She’s got it.
Yeah, baby, she’s got it"

The Shocking Blue


Super Arbeit, Ulfr!

Ich frage mich, ob es sich zwangsläufig um die Darstellung der primären Geschglechtsorgane handelt, oder ob auch ein Schurz gemeint sein kann?

Ansonsten scheinen mir die nach Wikipedia benannten Interpretationen:

„Prehistoric pin-up“
"Fruchtbarkeitssymbol"
"Talisman während der Schwangerschaft "
"Geste der Übelabwehr "
"Selbstdarstellungen prähistorischer Frauen aus ihrer Perspektive"
http://de.wikipedia.org/wiki/Venus_vom_Hohlefels

zum teil etwas zu kurz gesprungen? Erst wenn keine funktionale Interpretation mehr möglich ist, dürfen wir mit Kult argumentieren. :mammut2:
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon LS » 01.02.2013 10:30

Sieht Klasse aus, Ulfr.
Gerade bei den Gravuren wäre natürlich spannend, wieviel Arbeitsaufwand das allein mit Flint-Sticheln macht. Das sieht für den Laien ja wie kurz mal eingeritzt aus, dauert aber sicher viele Stunden. Hast Du das mal hochgerechnet von einer oder mehreren Ritzlinien? Das wäre interessant...

Grüße, L
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon ulfr » 01.02.2013 11:15

@LS:
Die Gravuren sind gar nicht soo schlimm in der Anfertigung - es handelt sich meistens um lineare Einschnitte über einer konvexen Fläche - also Flintklinge nehmen und drauflosschneiden. Das größere Problem ist, dass die Einschnitte sehr fein sind - das geht nur mit einer frischen Klinge, die sehr vorsichtig und ohne viel Druck hin- und herbewegt wird. Trotzdem splittert sie schnell aus und wird dann fast unbrauchbar, weil der Einschnitt V-förmig wird und dadurch sehr breit. Der Verbrauch an frischen Klingen dürfte hier ganz ordentlich gewesen sein. Problematisch war eigentlich nur das Sticheln der kurvigen Kerben oben auf den Brüsten - man kennt das ja von Knochennadeln: erst muss man mit viel Geduld eine saubere Linie schaffen und diese dann vertiefen - man kann auf dem einen Bild sehen, dass mir das in einem Fall nicht so gut gelungen ist, weil ich von der Vorritzung abgerutscht bin.
Hochrechnen bringt da glaub ich nicht so viel, die Linien sind zu individuell in ihrer Anfertigung. Ich müsste einfach nochmal eine machen, diesmal dann komplett authentisch - Winter 2013?

:venus:

@Blattspitze
An einen Schurz kann ich nicht so recht glauben, denn der Einschnitt, der wohl die Vulva darstellt, ist ziemlich tief und anatomisch passend, ein Schurz würde da doch eher verdecken, es sei denn, es wäre ein kurzes Röckchen, aber dann fehlten Linien, die diesen andeuten würden, bzw. müssten die Ritzungen, die jetzt quer verlaufen, eher senkrecht angeordnet sein? Eher könnte man bei den Ritzungen am Rücken links (und etwas undeutlicher auch rechts) an ein Kleidungsstück o.ä. denken, vielleicht so etwas wie Träger (es wurde die Vermutung geäußert, es handele sich um ein Tragetuch), eine ähnliche Darstellung gibt es auf der Venus von Kostenki:

Bild

Quelle: http://www.utexas.edu/courses/classical ... stenki.jpg
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon Skulpteur » 01.02.2013 18:32

Ulfr,

da hast du ein tolles Stück hergestellt!!!

:mammut2:

Sehr interessant ist die Arbeit im Hinblick auf die teilweise Verwendung von FLint-Klingen!
Später habe ich sicherlich auch noch Fragen zur Vorgehensweise, aber momentan leider keine Zeit.

Herzliche Grüße,

Vinzenz
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon TZH » 01.02.2013 20:02

Hujjujujjjj, respekt!!! Sehr schön!
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon hugo » 01.02.2013 20:49

ulfr, ich hab eine technische Frage: Wie oft nimmst Du Maß oder, besser die Proportionen? Mit einem Laserscanner liesse sich die Venus ja auf 10.000stel mm genau fräsen, aber das wär nur tote Materie.
Deine professionelle Arbeit gefällt mir um Klassen besser.
Zur Betonung der Vulva fällt mir aus meinem lang zurückliegenden Ethnologiestudium der politisch inkorrekte Begriff "Hottentottenschürze" ein. Sie wurde in Verbindung mit der Steatopygie als Hinweis auf den Naturalismus paläolithischer Skulptur verwendet.

Blattspitze: Da die Statuette einige Jährchen vor der Aufklärung geschnitzt wurde, ist eine Trennung zwischen profan und kultisch hinfällig. Hatten wir das nicht schon?
Conards populistische Überinterpretation ist jedenfalls nicht meins.

:mammut2:

Grüße
h
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon ulfr » 02.02.2013 11:54

Lieber Hugo,

gute Frage, denn genau dieses "zwischendurch immer mal wieder messen" macht eine Arbeitszeitschätzung so vage. Ich halte alle paar Minuten inne und vergleiche Original und Kopie, was der/die steinzeitliche Schnitzer/in natürlich nicht tat, denn er/sie hatte ja eine Vorstellung von der fertigen Skulptur im Kopf und musste nur drauflosschnitzen. Manchmal begnüge ich mich mit einem augenscheinlichen Vergleich (Proportionen stimmen ungefähr überein), manchmal messe ich auch nach, wenn es nötig ist und auf Details ankommt, das hängt auch davon ab, wie originalgetreu die Kopie ausfallen soll.
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon Manu » 02.02.2013 19:39

Das ist wieder sehr schön geworden.

War es geschäftlich oder hast du archaische Kunst in dich fliessen lassen?
:mammut2:
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon Bullenwächter » 03.02.2013 09:37

Klasse!
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Re: Venus vom Hohle Fels

Beitragvon ulfr » 03.02.2013 11:46

Manu hat geschrieben:War es geschäftlich oder hast du archaische Kunst in dich fliessen lassen?


Nein, das war nicht geschäftlich, und ich sach ma, die archaische Kunst ist schon in mir drin gewesen :D In diesem Fall ging es einfach um das "haben-wollen" und "mal-geschnitzt -haben-wollen"

Wenn es geschäftlich gewesen wäre, hätte ich mir überlegt, es zu posten, denn dann würde es u.U. mit den Forenregeln kollidieren.
Kommerzielle Repliken poste ich nur dann, wenn dabei Erkenntnisse für die exp. Archäologie abfallen bzw. die Arbeit Aspekte hat, die für eine Rekonstruktion relevant sind, z.B. den Keltenhirschen.
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