Geweihkomponenten für urnenfelderzeitlichen Köcher

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Geweihkomponenten für urnenfelderzeitlichen Köcher

Beitragvon Steve Lenz » 11.02.2007 22:59

Bild

Das Runde ist der Köcherboden aus abgerollter und hitzebegradigter Geweihrinde (Durchmesser 8,2cm, 3mm dick), auf dessen Rückseite klebte ich mit Birkenpech eine 5mm dicke Scheibe aus Ulmenholz (Durchmesser 7,8cm) und sicherte das Ganze mit einem massiv gegossenen Bronzenagel. Die 16 Nägel rundum sollen die Befestigung des Köcherleders aufzeigen.

Die beiden Bänder (Machart wie Boden, je 14cm lang, 2cm breit und 2mm dick) werden einen (aussen aufgenähten) Ring bilden, welcher den Köchermund versteift.

Die Verzierung mit Kreisaugen.
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Beitragvon Thomas Trauner » 12.02.2007 14:46

Passt doch. Welche Riemenaufhängung ?
Konkretes Vorbild ?

Thomas
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Beitragvon Steve Lenz » 12.02.2007 14:57

Ich plädiere für eine seitliche (leicht diagonale) Aufhängung, da ich bei Pfeil und Bogen in der UK vornehmlich von Jagdgerät ausgehe.

Rückenköcher sind für die Pirschjagd unbrauchbar, da der Griff über die Schulter zum Pfeil sehr verräterisch für das Wild sein kann.

Konkret folge ich eigentlich nur der Technik, baue aber keinen bestimmten Fund nach.
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Beitragvon Damion » 13.02.2007 08:30

Ich stelle ja jetzt aus purer Neugier die böse Frage: "Wie hast du's gemacht, die Geweihrinde abzuschälen? Geweih vorher wässern? Wie verhinderst du, daß die Rinde bricht, vorallem bei dem relativ großen Stück für den Boden des Köchers?"
Zuletzt geändert von Damion am 13.02.2007 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Thomas Trauner » 13.02.2007 09:10

Damions?Frage wollte ich auch stellen....

Ich gehe auch von Jagdausstattung aus. Die zwei UK-Köcher, die ich im Kopf habe, verfügen auch über die entsprechende Befestigung mit einem balteus.
Einer hat drei massive, fest montierte Bronzeringe am Köchermund, von oben betrachtet auf 12.00 Uhr, auf 4.00 Uhr und auf 8.00 Uhr.
Hier würde der Köcher senkrecht am Körper hängen. Aber gegen eine leicht schräge Aufhängung spricht natürlich nichts.
Wenn vorhanden, würde ich Bronzeringe verwenden.

Th.
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Beitragvon Steve Lenz » 13.02.2007 10:58

Ich stelle ja jetzt aus purer Neugier die böse Frage: "Wie hast du's gemacht, die Geweihrinde abzuschälen? Geweih vorher wässern? Wie verhinderst du, daß die Rinde bricht, vorallem bei dem relativ großen Stück für den Boden des Köchers?"


Das ist wie der Sex zwischen Stachelschweinen: Gaaaaaaaaaanz vorsichtig! :D

Sollte eigentlich ein Betriebsgeheimnis sein, aber weil?s Ihr seid:

Zunächst sucht man sich ein geeignetes Stück am (kapitalen) Geweih - für die Bodenplatte eine möglichst größflächige, nur mäßig gebogene Stelle (z.B. Aussenseite der Krone). Dann schneidet man diese aus dem Geweih und ab in den Kocher (etwa für eine Stunde auf großer Flamme, und der Topf solle nicht zu klein sein, damit sich das Stück gut bewegen kann). Dann rausnehmen und die Spongiosa entfernen. Wieder in den Kocher, diesmal für etwa 15 Minuten. Rausnehmen - Pressen (das Material hat nun ungefähr Hartgummi-Charakter) über Nacht. Dann aus der Presse und durchtrocknen lassen (gaz wichtig). Planschnitzen/- schleifen. Wieder in den Kocher, nach 15 Minuten wieder in die Presse, gleiches Prozedere....

Dann hat man - so das Material mitmacht - nach zwei bis drei Tagen eine größere Platte aus Geweih, welche man entsprechend zuarbeiten kann. Die beiden Bänder waren "einfacher", die schnitt ich aus der Stange zwischen Mittel- und Wolfsspross. Dennoch gleiche Vorgehensweise bei der Vorbereitung.

Wichtig ist wie gesagt, dass man das Material gut durchtrocknen lässt (am besten in einem Keller mit etwa 13°C). Keinesfalls darf hier beschleunigend nachgeholfen werden!!! :idea:

Das Material lässt sich wunderbar beschnitzen, schleifen, inkrustieren (gestern Abend erledigt), sicherlich auch bemalen.

Bild

Seitdem ich mit Geweih arbeite ist mir klar, weshalb wir Plastik erfunden haben!

Wenn vorhanden, würde ich Bronzeringe verwenden.


Was nicht vorhanden ist, wird vorhanden gemacht. :lol:
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Beitragvon Damion » 13.02.2007 12:42

Hai

Danke für die ausführliche Anleitung.
Ich werde mal schauen, was meine Grabbelkiste hergibt und dann auch mal einen Versuch machen.
Ich mag Geweih!!

Michael

*der sich gerade fragt, wie lange es noch dauern wird, bis der Umfang seiner Projektliste das Speichervolumen seiner Festplatte überschreitet*
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Beitragvon Steve Lenz » 13.02.2007 13:16

der sich gerade fragt, wie lange es noch dauern wird, bis der Umfang seiner Projektliste das Speichervolumen seiner Festplatte überschreitet*


Kenn?ich. Ich arbeite meine private Liste als Aktivpausen zwischen den Passivphasen meines derzeitigen Großauftrages ab. :D

Wenn der Köcher heute Abend soweit fertig ist, kommt zunächst der neue Griff meines UK-Schwertes und dann der meines Mindelheim-Schwertes an die Reihe. Für letzteres muß aber erst das Holz noch etwas trocknen...
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Beitragvon Steve Lenz » 13.02.2007 14:16

Ach ja:

Für den Fall, dass man eine bestimmte Form (z.B. gebogene Bänder) haben will, muß das Geweih in noch feuchtem (flexiblem) Zustand in entsprechender Lage zur Trocknung fixiert. Wenn?s dann durchgetrocknet ist, behält?s die Form von alleine. (Meine beiden Bänder haben leichte Federwirkung.)
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