Die Inuit - Meisterschnitzer

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Beitragvon Ragnar » 03.10.2008 12:15

Eine Harpune muss nicht unbedingt geworfen werden.
Sie kann auch, z.B. als Stosswaffe benutzt werden, bei der traditionellen
Jagt auf Walrosse und Robben am Atemloch im Eis. Dann würde ein Beschweren der Harpune, mit Z.B. einem Stein, Sinn machen.
Die Stosskraft würde sich dadurch erhöhen.
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Beitragvon jsachers » 03.10.2008 14:26

@Steve: Du lebst schließlich in Bayern - muss an den erderschütternden Auswirkungen des vergangenen Sonntags liegen.

Oder dachtest Du bei "Wahlross" an eine bestimmte Person?
:-D
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Beitragvon Steve Lenz » 03.10.2008 14:29

jsachers hat geschrieben:@Steve: Du lebst schließlich in Bayern - muss an den erderschütternden Auswirkungen des vergangenen Sonntags liegen.

Oder dachtest Du bei "Wahlross" an eine bestimmte Person?
:-D


Erderschütternd? Eher CSUnami.... Nee, war wohl nur hundemüde, da schleicht sich sowas gerne mal ein bei mir.

Walrosse werden m.W. nicht wie die kleineren Robben im Ansitz am Eisloch gejagt. Sowas machen nur Eisbären. :D
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Beitragvon jsachers » 03.10.2008 14:37

CSUnami??? *LOL*

Aber btt: Die Interpretation als "Leitwerk" halte ich nicht für überzeugend. Die gezeigte Harpune verfügt offenbar über einen losen Vorschaft, der mit einer langen Schnur am Hauptschaft befestigt ist. Solche Harpunen werden normalerweise nicht geworfen, sondern in das Tier gerammt, so dass die Spitze mit dem Vorschaft darin stecken bleibt. Das Opfer wird versuchen zu fliehen - der Rest ist dann wie beim Angeln.
Der Hauptschaft wird also nicht geworfen, sondern die ganze Zeit über in den Händen gehalten - eine Leitwerk würde daher nur am Vorschaft Sinn machen, nicht am Hauptschaft.
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Beitragvon Steve Lenz » 03.10.2008 14:47

Macht wie gesagt Sinn - und zwar im Wasser!

Stelle mir das wie folgt vor:

1. Schritt ist das Einbringen der Waffe in die Beute.
2. Schritt ist die vorläufige Inkaufnahme der Flucht der Beute ins Wasser, durch die Verwirbelung des "Leitwerks" wird der Träger vom Vorschaft gezogen und treibt an der Leine hinter der Beute her. Die Verwirbelung erhöht den Widerstand des Trägers im Wasser, sorgt für erhöhte Zugkraft auf die Widerhaken in der Beute, was gleichzeitig den Schmerz maximiert.
3. Die waidwunde Beute kehrt an die Oberfläche zurück, meidet das weitere Tauchen und kann sekundär mit weiterem Gerät angeschweisst werden.

Zu berücksichtigen ist, dass die Harpune u.U. gar nicht letal wirken kann, da die Speckschicht durchdrungen werden muss! Auch dürfte sich der Blutverlust in Grenzen halten.

Diese Harpunen wirken nur in der Masse auf größere Tiere. Dazu muss der erste Treffer das Ziel markieren und "leiten", damit weitere Waffen ins Ziel gebracht werden können.

Meine 2ct-Interpretation.

Leider jagten wir mit den Inuit damals mit modernem Gerät (Stahlharpunen und großkalibrigen Jagdgewehren). Deshalb ist mir ein Vergleich nicht möglich.
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Beitragvon Blattspitze » 05.10.2008 21:53

In der Tat, die Jagd auf die wehrhaften Walrosse gehörte zu den risikoreichsten Unternehmungen und war mit reichlich Prestige verbunden.
Die "Heckflossen" stammen meines Wissens ausschliesslich aus Gräbern. Ich wage mal die ketzerische Behauptung, dass es sich um reinen Schmuck und/oder rituelle Objekte handelt, ohne für uns heute feststellbaren praktischen Nutzen.
Interessant wäre es auch zu wissen, für welchen Harpunentyp denn (Stoss-H. am Eisloch, Wurf-H. oder Speerschleuder-H.) oder für welche Jagdbeute (Robbe, Kleinwal, Walross, Wal) diese äußerst zeitaufwändig herzustellenden Objekte überhaupt produziert wurden, wenn es sich nicht um reine funeral-Ausstattungen handelt. Die rezenten Inuit-Jagdausrüstungen sind zwar stets extrem gut gearbeitet, aber doch nie in annähernd vergleichbar aufwändigen Ausführungen.
http://www.vikamus.de/fanggeraete/fangger_e.htm
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Beitragvon Ragnar » 06.10.2008 13:57

Eine andere Jagdart, die ein russischer Geometer publizit hat:
Man hatte eine Gruppe Walrosse, die auf einer der Küste vorgelagerten Insel
ihre Jungen grosszogen mit einer Harpune bejagte, die durch das zusammenstecken von Schäften so verlängerte wurde, dass sie unbemerkt und ausserhalb der Fluchtdistanz, das Wild erreichte. War diese Waffe eventuell, ausser durch Schwimmkörper, auch mit einem Leitwerk aussgestattet?
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Beitragvon Nils B. » 06.10.2008 15:56

Dann könnte so ein 'Leitwerk' auch ein Harpunen-Adapter sein?
Dafür würde mir die Konstruktion aber recht fragil erscheinen...
Zuletzt geändert von Nils B. am 06.10.2008 16:03, insgesamt 1-mal geändert.
***
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Beitragvon ulfr » 09.10.2008 14:02

Also: nach Auskunft eines Beteiligten (Grabung und Übersetzung des Katalogs) waren die "Heckflossen" aus Walrosselfenbein, also aus den Zähnen, nicht aus Wirbeln oder Schädeln. Das ließe deren Anatomie auch gar nicht zu. Er sagt, die Harpuen waren in zusammengestecktem Zustand enorm schwer, etwa 20 kg! In der Siedlungsgrabung wurden keine Heckflossen gefunden, nur in den Gräbern.

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Re: Die Inuit - Meisterschnitzer

Beitragvon Blattspitze » 21.06.2011 12:09

Sehr eindrucksvoll:
Bild
http://1.bp.blogspot.com/_QlTAdivgTKY/T ... mask02.jpg
Bild
"This 2,250 B.C. ivory maskette recovered from a tent floor at the Icebreaker Beach site on Devon Island, N.W.T. is believed to portray a tattooed woman. Measuring only 54 mm by 29 mm, the carving has been executed with great attention to realism in contrast to Middle Palaeo-Eskimo culture anthropomorphic art. It is regarded as an example of a stylistic and symbolic art tradition that extended throughout the development of Palaeo-Eskimo culture and possibly had its roots in Siberia or Alaska."
http://www.civilization.ca/cmc/exhibiti ... l21e.shtml
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