Hanf

Auch die Verarbeitung von Pflanzenfasern zu Stoffen, Wolle, Filz etc. findet hier Platz.

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Hanf

Beitragvon Ragnar » 12.01.2008 15:23

Bei der Recherche nach Textilfunden, stösst man immer wieder auf
Wolle und Leinen. Da ich mich für Pflanzenfasern interessiere, frage ich mich:
Wo sind Nessel und Hanf? Sind irgendwann, irgendwo Fasern davon gefunden worden?
Filz: Wann und in welchem Umfang ist Wollfilz verarbeitet worden.
Nur als Kopfbedeckung und Applikationen?
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Beitragvon Nils B. » 12.01.2008 15:42

Moin Ragnar. Auf welche Geographie oder Kultur möchtest Du Dich denn mit der Frage beziehen? Oder geht's um ein allgemeines wer hat wann und wo das erste Mal gefilzt...
***
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zu Hanf

Beitragvon Mark77 » 12.01.2008 15:43

Was den Gebrauch von Hanf angeht, soll dieser ab der späten Urnenfelderzeit und der Hallstattzeit aufgekommen sein.
siehe dazu: Kurzynski ?...und ihre Hosen nannten sie bracas?. Intern. Arch. 22, 1996, S. 7f.
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Beitragvon S. Crumbach » 12.01.2008 17:42

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Beitragvon Nika E.S. » 12.01.2008 19:32

Filz ist ein Thema für sich, aber soweit: bei den Skythen ist er auch als Kleidung, sprich Socken/Beinlinge/Stiefel nachgewiesen.

Für Nessel, Hanf und ähnliches kann ich mir vorstellen, daß es im archäologischen Befund leicht mit Leinen verwechselt werden kann, v.a. wenn nur wenige Fragmente da sind...
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Beitragvon ulfr » 13.01.2008 12:04

Die ältesten skandinavischen Stoffreste aus Nessel liegen aus Dänemark vor, von einem Brandgrab auf Südwestfünen, stammt aus der Mitte der jüngeren Bronzezeit.
Informativer Artikel zur Herstellung von Nesselfasern:
"Oldtidens braendenaeldeklaede" von Ulla Mannering, in: Arkaeologiske eksperimenter i Lejre, Lejre 1996"
Ich habs mal übersetzt, bei Bedarf pm.

Die frühesten Hanfbefunde in Europa sind (laut Körber-Grohne 1994, die allerdings manchmal mit Vorsicht zu genießen ist): ein Hanfseil aus dem Bergwerk von Hallein und Stoff(also Kleidungsstoff :wink: )reste aus dem Fürstengrab von Hochdorf (ca. 500 v.Chr.) In China wird Hanf seit ca. 6.000 Jahren verwendet, mit den Skythen gelangte er nach Westen.

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"Oldtidens braendenaeldeklaede" von Ulla Mannering

Beitragvon Anne » 01.09.2008 16:23

Da ich kein Dänisch kann, wäre ich sehr an Deiner Übersetzung interessiert. Kannst Du sie mir schicken? Viele Grüße
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Beitragvon Ragnar » 01.09.2008 20:33

Meine Frage war sehr allgemein gehalten und das mit Bedacht.
Bei einigen Texten zu Funden, ist mir aufgefallen, dass Textilien( z.B.)
pauschal als Leinen identifiziert wurden. Was anscheinend nicht immer so ganz richtig ist. Durch genauere Spezifizierung, könnte man einen viel genaueres Bild der damaligen Kulturen, Landschaften und Handelswege bekommen. Deshalb halte ich z.B. Fragen nach der Gerbart von Leder,
ungemein wichtig.
Beim Filz war es zugegebener Massen Eigennutz. Denn: Ich liebe meine Filzstiefel und bin warscheinlich der einzige Wikinger mit solchen Stiefeln.
Aber sie halten selbst nass noch die Füsse warm und ich hasse kalte Füsse!
:D
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moin moin

Beitragvon alpenueberquerer » 02.09.2008 12:30

hanf ist eines meiner themen, zumindesten früher einmal gewesen.
als ich mit der archäologie begann wurde kurze zeit später das keltengrab von hochdorf gefunden und aus gegraben. in dem einen der beiden urhörner die 7500ccm platz innen hatten, wurde in den resten des einen eine weibliche mariuanablüte gefunden in den resten des anderen die reste von honigmet.
das sind informationen die ich heute noch nicht belege, aber in den nächsten tagen, werde!
davon ab das größte stück "stoff" das in einer ausgrabung gefunden wurde ist nicht größer als na ja vielleicht 20 x 20 cm.
niemand weiß was sie im tagtäglich gelebten alltagsleben am lebendigen leibe trugen.

in diesem sinne
alpenueberquerer
 

Brennesseltextilien

Beitragvon Joze » 20.04.2009 14:31

Hallo!
Habe in parallem forum Thema darüber eröffnet - Brennesseltextilien. Die von Ulfr oben genannte Funde aus Dänmark kenne ich aus meinem Buch über Bronzezeit (gerade in De gekauft), viel mehr weiss ich dazu aber nicht.
Durch online recherchieren (Textilleksikon + einige Artikel) habe gelesen, dass man Brennesseltextilien zusammen mit Nesseltextilien thematisiert. Was ist eigentlich Unterschied?
muss zu hause auch nochmal in mein De-Wörtherbuch nachschauen.

Gruss, Jo¸e
Joze
 

Beitragvon ulfr » 20.04.2009 19:55

Meines Wissens gibt es keinen Unterschied, Nessel = Brennnessel. Es kann natürlich sein, dass es moderne Stoffe gibt, die aufgrund ihrer Textur Nessel genannt werden, in Wirklichkeit aber gar nicht aus Nessel sind, das weiß ich jetzt nicht ...
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Beitragvon Beate » 21.04.2009 06:11

Was heute unter der Bezeichnung "Nessel" verkauft wird, ist Baumwolle.

Siehe auch: http://www.stofflexikon.com/nessel/1135/nessel.html
Beate
 

Beitragvon Joze » 21.04.2009 07:57

Hi Leute!
Danke beiden - habe aus Wörtherbuch zu hause mitbekommen (mein Problem war eigentlich die richtige Übersetzung).
Hier meine Verlinkung von gestern (in FG):
http://si.texsite.info/Nessel_tkanina bzw. die Übersetzung. So wie steht (bitte auf Deutsch "umsetzen") - geht um "Baumwolleartige" Nessel-textilien, also: stimmt euere Annahme.

Mein Zitat aus Buch Mykene, Nürnberg, Sonehenge (NHG 2000) aus kapitel Flachs und Nessel auf S. 204 ist: "Der älteste Fund eines Brennesselstoffes ist aus einer spätbronzezeitlichen Schicht in Voldofte (Dänmark). Leinen, Brennessel und Hanf lassen sich auch bei mikroskopischen Untersuchungen oft kaum eindeutig unterscheiden."
Mehr steht explizit nicht darüber - aus weiteren Text kann man nicht herausschliessen, ob es über Nesseltextilien geht.

So wie ich gerade mit Mitarbeiterein gesprochen habe - wird unsere Mittelschulle (Okologische + Textlmitelschulle; ich unterrichte aber auch auf Kindergertnerinen-Mittelschulle) in Juni eine Projekt-Woche aus Naturtextilien haben. (Hanf, Brennessel, organische Baumwolle, etc ...)

Gruss!

Jo¸e
Die Ferro hat eben dies oben aufgeschrieben. :)
Joze
 

Beitragvon Beate » 22.04.2009 10:34

Zur Verwendung von Brennesseln muss man im Auge behalten, dass diese Pflanze in früheren Zeiten nicht so massenhaft vorkam, wie sie sich in der heutigen üppig gedüngten Landschaft ausbreitet. Das verstellt doch den Blick, viele denken: Brennesseln gab es ja genug. :wink: Nur dem war nicht so...
Ein Umstand, auf den mich Dr. Kroll mal bei einem Gespräch netterweise aufmerksam machte.
Zuletzt geändert von Beate am 22.04.2009 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
Beate
 

Beitragvon ulfr » 22.04.2009 19:01

Aber ist Brennnessel nicht ein Kulturfolger, weil scharf auf Nitrat? Sieht man doch sehr schön an den gewissen Ecken im Garten :D
Bezieht sich Dr. Kroll auf Pollendiagramme?
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