flexibler Allesfresser

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Beitragvon Nils B. » 13.05.2008 17:30

Bei Dir hätte ich auch eigentlich eher mit einem Revolvergebiss gerechnet...
:neandi:
Um noch mal zum Thema der Ernährung zurück zu kommen, so ist wohl die Nahrungsbeschaffung durch Jagd einer der vorantreibenden Faktoren für Intelligenzentwicklung.
Der Jäger muß planen, Faktoren wie Windrichtung und Deckung beachten, die eventuelle Reaktion seiner Beute vorhersehen und - zumindest als Rudeltier - eine Gemeinschaft koordinieren. Der Jäger muß sich also in sein Gegenüber hineinversetzen, was eigene Selbsterkenntnis vorraussetzt.
Die Beute, meist Pflanzenfresser, muß 'nur' reagieren, was sich meist in Flucht ausdrückt.
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Beitragvon Ragnar » 13.05.2008 20:24

Also können wir davon ausgehen, dass Primaten Fleisch verdauen können?!?
Das Gebiss wäre dazu ideal. allerdings hab ich mir auch überlegt, das dieses auch eine reine Verteidigungswaffe sein könnte. Vorallem bei denen, die hauptsächlich auf dem Boden leben, um bei einem Raubtierangriff nicht wehrlos zu sein.
Die andere Frage ist, was hat die Homoiden dazu bewegt, ihre Heimat aufzugeben und die ganze Welt zu bevölkern. Wahren Sie eine eher fleischfressende Art und haben dem Konkurenzdruck nicht wiederstanden?
Als rein vegetarische Art währe das unwarscheinlich. Sie währen eher untergegangen. Sie hatten sich ja zu einer am bodenlebenden, schlecht kletternden, schwach bewaffneten Art entwickelt.
Waren es vieleicht Vogeljäger, die ihrer Beute in den Norden gefolgt sind?
(Oder ähnliches)
Sicher ist, je weiter sie nach Norden kamen, desto schwieriger wurde es,
auf pflanzliche Nahrung zurückgreifen zu können. Diese war nicht mehr, wie in Ihrer tropischen Heimat, zu jeder Jahreszeit verfügbar. Die Jagd erreichte damit einen viel grösseren Stellenwert.
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Beitragvon hunasiensis » 13.05.2008 20:25

Ragnar hat geschrieben:...
Es gibt, so wie ich gehört habe, auch bei uns rassebedingte Unterschiede.
Die Inuit,...


NEIN!!!

Arne
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Beitragvon Ragnar » 13.05.2008 20:28

Also falsch gehört, Arne?
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Beitragvon Steve Lenz » 13.05.2008 20:37

Ich glaube, Arne stößt sich - wie ich eigentlich auch - an dem Terminus "rassebedingt".
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Beitragvon Ragnar » 13.05.2008 20:40

Auf dieser Schiene wollte und werde ich nicht fahren.
Sorry Arne!
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Beitragvon Mark77 » 13.05.2008 21:22

1. Ich bin da auch auf deiner Seite Ragner. Nur weil wir in Deutschland leben und unsere Vergangenheit nicht einfach nur aufarbeiten sondern langsam aber sicher platt wälzen müssen wir doch nicht Worte, die die restliche Welt benützt aus unserem Wortschatz verbannen!

2. Alle (und wirklich alle) Primaten haben die großen Eckzähne nur zur Drohgebärde. Dass ein paar Primatenformen auch Fleisch zu sich nehmen, sei es jetzt von Amphibien bis hin zu kleineren Säugetieren ist zwar nicht so einfach zu erklären (ja, ich weiß, ich wiederhole mich jetzt) aber im Gebiss den Grund dafür zu suchen, sehe ich eher als falsch an. Eine Umstellung in der Nische und damit im Nahrungsspektrum einer Art triggert auf lange Zeit die evolutiven Veränderungen im Gebiss aber nicht umgekehrt!

3. Warum sich die Gattung Homo so weit und erfolgreich ausgebreitet hat, kannst du am besten in Büchern wie >>Robert Foley - Menschen vor Homo sapiens<< oder >>Fiorenzo Facchini - Die Ursprünge der Menschheit<< nachlesen. Ganz allgemein gesprochen war der Homo habilis / H. rudolfensis durch seine Kulturentwicklung geistig viel fortgeschrittener als die damals noch lebenden robusten Australopithecinen. Klar hat die Aufnahme des Nahrungsporduktes Fleisch die encephale Evolution bei den Hominiden entscheiden vorangetrieben doch war dies nur ein Teilaspekt in einem großen Puzzle (ich verweise hier auf ein weiteres gutes Buch >>Ian Tattersall- Puzzle Menschwerdung<<) von Faktoren, die uns zu dem gemacht haben was wir heute sind. Ein guter "Beweis" dafür ist unser Genom. Wir sind gerademal 25% verschieden zu Drosophila, der Fruchtfliege.. und doch schon irgendwie anders, oder?! Auch ein nettes Buch mit eher philosophischem Ansatz: >>Jared Diamond - Der dritte Schimpanse<<.

So, genug ausgelassen für jetzt, meine Freundin verlangt auch nach etwas mehr Zeit für uns. Also bis die Tage, denn ich beantworte gerne mehr fragen wenn welche sein sollten!^^ ciao
Mark77
 

Beitragvon Steve Lenz » 14.05.2008 08:38

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Beitragvon ulfr » 14.05.2008 12:54

Mark77 hat geschrieben:Nur weil wir in Deutschland leben und unsere Vergangenheit nicht einfach nur aufarbeiten sondern langsam aber sicher platt wälzen müssen wir doch nicht Worte, die die restliche Welt benützt aus unserem Wortschatz verbannen!


Da mein Arzt mir verboten hat, mich aufzuregen, werde ich folgende Dinge jetzt nicht tun:

Ich werde niemanden darauf hinweisen, dass sich schon 1995 auf der UNESCO-Konferenz von Stadtschlaining die Anthropologie weltweit vom "Rasse"begriff verabschiedet hat. (Ansonsten siehe den Verweis von Steve.)

Ich werde mich nicht darüber wundern, dass unsere Vergangenheit neuerdings als statisch angesehen wird: Nachdem es weder die Generationen unserer Großväter noch die unserer Väter es geschafft haben, diese Vergangenheit konsequent aufzuarbeiten, behauptet nun meine Generation und die meiner Kinder, dass sie bis zum Erbrechen aufgearbeitet sei "und nu is denn auch ma gut". Vergangenheitsbewältigung ist aber ein andauernder Prozess, in dem niemals etwas platt gewälzt werden kann, sondern man sich höchstens in selbstverschuldeter seliger Unwissenheit wälzen und sich damit diesem Prozess entziehen kann, weil man zu faul ist, Sachen zu Ende zu denken und in Konsequenz dann langsam, aber sicher lieber auf Endlösungen setzt.

Ich werde in diesem Zusammenhang auch nicht erwähnen, dass zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung vor ein paar Tagen eine große deutsche Universität sich weigerte, offiziell an einer Gedenkveranstaltung teilzunehmen mit der Begründung, es sei doch eh klar, dass man gegen Faschismus sei und auf eine solche Selbstdarstellung zu diesem lediglich kalendarischen Datum verzichte, denn dass hätte keinen Stil.

Ich werde auch nichts dagegen unternehmen, wenn dieser Beitrag wegen groben Verstosses gegen die Forumsregeln gelöscht wird. Und jetzt höre ich lieber auf, wie gesagt, mein Arzt, und das ist hier eben nicht der Ort für erzürnte Tiraden, obwohl mir dermaßen die spitze Feder mit der Galltinte juckt....

Dackel sind giftig, Spitze falsch, Boxer gutmütig und kinderlieb, alle drei werden, wenn falsch konditioniert, zur Waffe...

sprachlos (seit langem und neuderdings immer öfter)

ULFR
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Beitragvon Mark77 » 14.05.2008 13:22

Kinders, lest doch erstmal was ich schreibe: Ich meine nicht die Rassentheorie sondern den Begriff Rasse / "race", wie er zum Beispiel in den USA immernoch gebraucht wird (z.T. auch in der Anthropologie). Ich studiere das immerhin und weiß wovon ich rede/schreibe.

Was die Aufarbeitung in Deutschland angeht meinte ich genau das selbe was du meinst ULFR. Allerdings hab ich ein paar andere Vorstellungen von gewissen Dingen. Aber egal, es soll hier auch nicht ausarten.. *offtopic*
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Beitragvon Ragnar » 14.05.2008 21:19

Wie gesagt, auf dieser Schiene will ich nicht fahren.
Es ist aber unzweifelhaft, das Lebewesen einer Gattung, unter verschiedenen
Lebensbedingungen, sich anders entwickeln. Sie passen sich an.
So werden die hier mittlerweise so gern gehaltenen Schlittenhunde irgendwann Ihr dichtes Fell verlieren, oder an Krankheiten leiden, auf Grund der hohen Temparaturen.
Da sich die meisten meiner Gattung, auf Grund Ihrer "Intelligenz", höher einstufen als andere Gattungen, mag dieses nur als Beispiel gelten.
Allen Anderen wird sich die Frage auftun, wann das wohl passieren könnte.
Wenn also ein Wesen unserer Gattung aus einem bestimmten Lebensraum,
in einen Anderen gelangt. Wann beginnt Er oder besser gesagt Seine Nachkommen, sich auf die veränderte Umwelt einzustellen.
Oder haben wir mittlerweise eine Entwicklungsstufe ereicht, die es ermöglicht
in jedem Lebensraum klarzukommen. Ich denke, ja! Zumindest im Großen Ganzen.
Deshalb interessiert uns doch die Archeologie!
Wo kommen wir her,wo gehen wir hin?!
Haben wir unsere Entwicklung schon abgeschlossen?
Wie lange dauert der Sprung zur nächsten Stufe?
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Beitragvon Steve Lenz » 14.05.2008 21:32

Oder haben wir mittlerweise eine Entwicklungsstufe ereicht, die es ermöglicht
in jedem Lebensraum klarzukommen. Ich denke, ja! Zumindest im Großen Ganzen.


Wenn Du damit meinst, dass der Mensch sein technisches Know-how zum Überleben auch in lebensfeindlichen Umgebungen maximiert hat, magst Du richtig liegen. (Jedenfalls der Kulturträger der Industriestaaten.)

Aber der Mensch (Industriestaatler) selbst, nackt und alleingelassen, bar einer entsprechenden Ausbildung (ich rede vom Durchschnitt und nicht von Elite-Soldaten) kommt überhaupt nicht damit klar.

Das Technikvertrauen schiebt den gesunden Menschenverstand beiseite, Fitnesscenter-Muskeln fehlt die Zähigkeit, die Mentalität und die Moralität sind zerbrechliche Gebilde, der Grad der Leidensfähigkeit sinkt und schnell ist der Moment des Zusammenbruchs erreicht - schon bei eigentlich nichtigen Problemen.
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Beitragvon Fredewulf » 14.05.2008 22:03

Zumindest scheint es ja so, dass die Evolution mit dem Beginn der "Zivilisation" keineswegs außer Kraft gesetzt ist. Ein schönes Beispiel ist da die Verbreitung der Laktosetoleranz unter den verschiedenen Ethnien.
Was die Zähne betrifft, so ist es interessant, dass als Homo sapiens plötzlich fast nur noch Getreide verspeiste und Karies bekam in den Jahrtausenden keine biologische Lösung des Zahnfäuleproblems finden konnte. Erst die Zahnbürste und ihre Benutzung schaffte da Abhilfe. :roll:

Was die Inuit betrifft, so war es bei ihnen früher üblich Leder weichzukauen; möglich das solche Abnutzungserscheinungen zu dem beschriebenen Phänomen führen. Für die Zahngesundheit ist diese Technik bestimmt alles andere als förderlich. :wink:

Ansonsten finde ich die Sache mit den politisch unkorrekten Bereichen der Humanbiologie äußerst ärgerlich. Warum kann die Vogelkunde so leicht und unbeschwert Rabenkrähe
und Nebelkrähe unterscheiden?
Naja, Menschen sind eben ganz besondere Vögel! :bleeep:
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Beitragvon Nils B. » 14.05.2008 22:09

Dieser Faden läßt sich sowohl in die eine als auch die andere Richtung spinnen. Eine interessante, wenn auch nicht ganz ernst gemeinte Theorie ist jene, daß sich in einiger Zeit ein ausgeprägter, beweglicher Daumen beim Mann zum sekundären Geschlechtsmerkmal entwickeln könnte, da dieser die Fähigkeite zur geschickten Benutzung eines Handys signalisiert, was wiederum unbewußt mit geschäftlichem(= sozialem) Erfolg identifiziert würde :wink:
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Beitragvon Steve Lenz » 14.05.2008 22:34

Unser Grabungsleiter berichtete uns diesbezüglich von einem Erlebnis, dass er mit einigen Handy-bestückten Jugendlich hatte. Während einer der Beobachteten eine SMS tippte wurde er angesprochen, wohl nach dem Verbleib eines Begleiters. Er wies mit dem Daumen auf den Gesuchten - nicht mit dem Zeigefinger.

Der Berichtende prägte daraufhin den Terminus "gedaumt" (statt gezeigt).
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