Schwerter linker oder rechter huefte getragen ?

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Tragweise der Schwerter bei römischen Legionären

Beitragvon Medusa » 14.01.2006 17:46

Das die römischen Legionäre ihren gladius auf der rechten Seite trugen, hat einen praktischen Grund. In ihrer linken Hand trugen sie ja das scutum und es wäre sehr unpraktisch gewesen, dann hinter dem scutum den gladius von der linken seite zu ziehen. Dadurch, daß die Schwertscheide am balteus, dem schräg über die Schulter hängenden Wehrgehänge, hing, und der balteus zusätzlich noch durch das cingulum (Gürtel der römischen Soldaten, der zugleich auch ein Statussymbol war) geführt wurde, konnte man den gladius ziehen, ohne die Schwertscheide noch mit der anderen Hand festhalten zu müssen.

Vom Centurio aufwärts wurde aber der gladius links und der pugio (Dolch) rechts getragen, wie schon erwähnt, auch als Rangabzeichen.
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Beitragvon Steve Lenz » 14.01.2006 18:00

Bei der römischen Kampfesweise (welche einer extrem engen Formation folgen muß) kommt hinzu, dass es für das Gladius eigentlich nur eine Richtung zum Zücken übrig blieb: nach hinten. (Dann war?s auch gleich bereit für den Stoß nach vorne!)
Aus den Augen - aus dem Sinn.
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Beitragvon Thomas Trauner » 16.01.2006 11:00

Es geht nicht nur um die Interpretation von Abbildungen, die tatsächlich immer Gefahr läuft, von vorgefassten Meinungen getragen zu sein.
In Lt A stimmen Abbildungen (Glauberger) und Lage im Grab überein. Bei den Römern haben wir Abbildungen und Berichte.
Für Hallstatt C sind wir auf Vermutungen angewiesen. Entweder wir projizieren Lt A zurück (also rechts) oder wir probieren es aus.
Die Lage der Fibel und damit des Mantels ist durch die Funde vorgegeben. Es ist, auch wenn ich hier das Argument wiederhole, völlig problemlos möglich, rechts zu ziehen. Hans?und meine Arme sind keineswegs lang......

Zugegeben: In Ha C fehlen uns eindeutige Hinweise auf die Trageweise und auf die Aufhängung des Schwertes. Es liegen keine bzw nur schwer interpretierbare Hinweise hierfür vor.

Der Vergleich mit mittelalterlichen europäischen und vor allem mit außereuropäischen Techniken hinkt gewaltig.
Weder kämpften Samurais in geschlossenen Formationen (LT A) noch waren sie Schildträger oder beritten (HaC) noch sahen ihre Schwerter so aus wie europäische Vorgeschichtswaffen.
Hier kann nur der Versuch helfen. Und der zeigt, dass BEIDE Seiten möglich sind.

Moderne, aus unserer Sicht "optimale" Erkenntnisse lassen sich nur sehr eingeschränkt auf die VG anwenden. Eigenartigerweise findet sich aber die Anwendung "optimaler" Erkenntnisse aber sehr häufig bei den Themen Schwerter, Schilde und Bogenwaffen. (Das hier männliche Technikgläubigkeit und "Perfektionismus" eine Rolle spielt, würde ich mal nicht ausschließen....)

Sieht man sich aber die Funde und sonstige Überlieferungen an, decken sich diese praktisch sehr, sehr selten mit den Annahmen und Forderungen "moderner" Technik. Das heiß NICHT, dass VG-Funde "suboptimal" waren. Die Frage ist die Definition des "Optimalen".

Bei einer solchen Übertragung moderner Forderungen sind eine Reihe von anderen Faktoren zu berücksichtigen. Wichtig wären soziales Umfeld, Notwendigkeiten, Häufigkeiten, Wertvorstellungen, Materialkunde.

Wir sollten solche Lücken nur dann mit "modernen" Annahmen schließen, wenn dies mangels zusätzlicher Information nicht anders möglich ist UND wenn es unbedingt NÖTIG ist. Beides ist in der Diskussion zu Schwert, Schild und Bogenwaffe nicht der Fall.

Thomas T.
Thomas Trauner
 

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