Doppeljochbogen (freie "Rekonstruktion")

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Beitragvon Lassie » 19.07.2010 08:21

@ Dain II.: Ja, den Bogen aus dem Drei-Brüder-Kurgan kenne ich, zumindest als Zeichnung und Beschreibung. Leider verkompliziert er die Sache ungemein. Nicht genug damit, dass nicht ganz klar ist, wie die Bögen skythischer Form (wie sie aus zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen gekannt, wie du sie auch erwähnt hast) als funktionale Waffen letztlich aufgebaut waren, bringt der erwähnte Bogen auch noch eine abweichende Form als Stabbogen ins Spiel. Und doch glaube ich, dass seine Konstruktion ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis skythischer Bögen sein kann.

@ Erhard: Ich habe noch etwas Probleme damit, die Umwicklung als wesentliches Element der skythischen Bogenkonstruktion zu akzeptieren. Umwicklungen habe ich (vor allem an den von mir gebauten Bögen) bislang immer als Reparatur (v)erachtet. Als Bogenbauer sollte man meines Erachtens darauf achten, dass die Konstruktion so gewählt ist, dass der Zugbelastung am Rücken "elegant" entgegengewirkt wird: Holzbacking, Sehnenbacking, Verbreiterung der Wurfarme. Eine Wicklung gehörte bislang als elegante Lösung noch nicht dazu.

@ alle: Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, ob ihr ethnologische Bogentypen kennt, bei der eine horizontale Wicklung eine ursprüngliche Backingkonstruktion darstellt.

Gruß
Thomas
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Beitragvon Godehardt » 20.07.2010 21:59

Der Subeixi-Bogen (oder Subashi-Bogen) ist komplett von oben bis unten umwickelt (siehe mehrere Topics in atarnet in www.atarn.org). Die Birkenrinden-Umwicklung des Olon Kurin Gol-Bogens ist genauso ein strukturelles Element, welches vermutlich nicht nur vor Feuchtigkeit schützt sondern auch die Leimfugen vor dem Aufgehen bewahrt. Sogar steinzeitliche Bögen aus Großbritannien zeigten Umwicklungen, wenn auch nur an den "gefährdeten" Stellen. Warum soll Prävention denn schlecht sein? Siehe hierzu auch mehrere Beiträge in der "Bibel des traditionellen Bogenschießens".
Erhard Godehardt
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Beitragvon Lassie » 22.07.2010 14:20

Natürlich ist Prävention nicht schlecht, jedoch gebietet es die (zeitgenössische?!) Bogenbauerehre, das Bogendesign so auszulegen, dass der Bogen auch ohne Sicherungsmaßnahmen einem nicht um die Ohren fliegt. Ich hatte vor einiger Zeit einen rezenten mongolischen Bogen in der Hand, der von oben bis unten mit Angelschnur umwickelt war. Sein Besitzer meinte, dass der Bogenbauer seinen Künsten wohl nicht ganz traute... In genau diese Richtung geht meine Interpretation von Wicklungen: Sie sind Versicherungen, sollten aber nicht ein strukturelles Element bei der Leistungsdefinition eines Bogens darstellen.

Bei den steinzeitlichen Bögen aus Großbritannien denkst du wohl an den Bogen von Meare Heath. Inwieweit die Wicklungen einst eine Bruchprävention darstellten, ist ja auch eine heiß diskutierte Sache. Hillary Greenland hat sich in einer Ausgabe der Traditionell Bogenschießen mal dazu ausgelassen.

Gruß
Thomas
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