Querschneider doch weniger effektiv ...

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Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon Blattspitze » 29.03.2015 20:13

... als Dreieckspitzen?
https://www.academia.edu/11591024/Brizz ... tile_Point

It was then performed a qualitative testing on animal carcasses and other quantitative testing on ballistic gel; it has come to demonstrate the inadequacy of its point in tissue penetration (compared to Epipaleolithic composite microlithic projectile points and triangular bifacial points of the Old Neolithic).
...
The qualitative wild game carcasses testing (Roe deer, Fallow deer, Red deer and Wild boars, from 28 to 140 kg body weight) was addressed to bones and joints and the data obtained speak clearly. The surface of the "target" body, except the abdomen, has a bone protection, powerful in the vital area thanks to the rib cage. Out of 102 arrows, with perpendicular trajectory to the surface of the target (characterized by a discrete range of masses, speed and size of the tip) there were only 41 partial penetration (28 of which no more than 2 cm), none of which could even remotely be considered "deadly". The scapula of a 28 kg. Roe deer is never minimally outpenetrated. On the other hand, there have been 33 rebounds and 77 ruptures of the distal end of the shaft with zero penetration (Figure 2). In the latter cases - despite the reinforcing sinew below the interface shaft/point - the wedge effect of the arrowhead caused veritable "explosion" of the shaft. The shots where the spine is hit directly can certainly cause paralysis (and thus facilitate recovery) of the prey, but shall be considered incidental in a hunting event: in these cases the point embed in the bone few mm. The shoots addressed in the thoracic ribs (natural objective of a good bowhunter) have always proved to be ineffective: even if some of these shots have caused the fracture of the rib to the impact, the transverse arrowhead was immediately stuck in the shaft.
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon FlintSource » 30.03.2015 19:51

Die Frage ist, was ist 'effektiv'? Die NATO 'jagt' jetzt auch mit .556 statt mit dem deutlich schwereren .762, mit dem ich meine Schützenausbildung noch absolviert habe. Es geht nicht darum zu töten, sondern außer Gefecht stellen des Gegners, was zu höherem Aufwand führt, wie auch im Diskussions-Abschnitt des besagten Papers aufgeführt wird. Querschneider also als gegen Menschen gerichtetes Geschoss?
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon ulfr » 30.03.2015 20:58

FlintSource hat geschrieben:Querschneider also als gegen Menschen gerichtetes Geschoss?


Im Mesolithikum? Doch wohl eher nicht ... Und wenn ich richtig liege, ist dort die Querschneiderdichte am höchsten, oder? Im Neolithikum kommen sie auch vor, da träfe der Verwendungszweck antiperson schon eher zu. Könnte der gezogene Schluss, Querschneider seien weniger effektiv, nicht mit einer gewissen Voreingenommenheit bzw. modern geprägten Einstellung unsererseits zu tun haben, dass - wie Du richtig schreibst - wir bzw. die Autoren davon ausgehen, dass ein Projektil unbedingt sofort lethal sein muss? Durchschnitts-Holmegaard auf 25 m gegen 140-kg-Eber: Das entlockt dem höchstens ein müdes Grunzen, denn die Durchschlagkraft reicht für die Schwarte bei Weitem nicht aus, wer mal ein Wildschwein aus der Decke geschlagen hat, weiß, was ich meine. Aber verursachen nicht Querschneider nicht eher Wunden, die stark bluten? Das ist doch eher die Jagdmethode der "primitiven" Jägerkulturen: verwunden, schwächen, hinterherlaufen. Keines der 15 Projektile, die den Auerochsen von Prejlerup getroffen haben, war für sich allein lethal, aber in der Summe wären sie es schon gewesen, wenn der nicht ins Moor geflüchtet wäre.
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon Ragnar » 30.03.2015 23:01

Wer jemals einen 140Kg Keiler angeschossen hat, weis, dass er nicht schnell genug rennen kann um davon zu berichten. Jeder Schuss auf wehrhaftes Wild muss potetiell tödlich sein. Bei anderen Wildarten...müsste man ausprobieren. Aber ich kann mir irgenwie nicht vorstellen, warum jemand einen ( absehbar) nicht tödlichen Schuss abgeben sollte, um hinterher stundenlang hinter der Beute herzurennen. Vielleicht gibt es einen tieferen Sinn, der sich mir momentan nicht erschliessen mag. Vogeljagd?.....
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon Blattspitze » 31.03.2015 07:23

Es bleibt spannend. Die ausführliche Originalpublikation zum Experiment gibt's im Moment nur italienisch, soll aber nach Vittorio`s Aussage noch übersetzt werden. Die quantitative Auswertung mit dem ballistischen Gel halte ich für weniger aussagekräftig, da, wie schon anderswo bemerkt, damit nur Verdrängung/Reibung gemessen wird.
Während bereits mehrfach experimentell aufgezeigt werden konnte, das Querschneider und Dreieckspitzen unter "idealen", rechtwinklig zum Ziel auftreffenden Bedingungen in tierischem Gewebe (Haut , Muskeln) die gleichen Eindringtiefen erzielen, ist ein Ergebnis bei diesem Experiment, dass bei Rippen-/Knochenkontakt und schrägem Auftreffwinkel die Querschneider ganz deutlich schlechter "abschneiden".
Fakt ist, das der Querschneider regelhaft als Kriegspfeilspitze eingesetzt wurde, aber eben auch zu Jagdzwecken. Man hat sich gerne mit prestigeträchtigen querschneiderbewehrten Pfeilen im Köcher bestatten lassen. Im Spätmesolithikum war`s im Norden die einzige (nachgewiesene) Steingeschossspitze und es wurden damit eindeutig auch Wildschweine gejagt. Können sich Jäger- und Sammler Gesellschaften "sub-optimale" Geschossspitzen leisten, wo`s doch vermeintlich um`s Überleben geht?
Erinnert an die Nutzung von einfach konischen Geschosspitzen ohne schneidende Kanten, die eine eindeutig schlechtere Performance als Steingeschossspitzen zeigen, aber eben trotzdem benutzt wurden ...
"Effektiv" ist ein Begriff des 20. und 21. Jahrhunderts ... .
Ulfr, das Mesolithikum war sicher auch kein Kindergeburtstag, oder glaubst Du, da kann`s kein Kriegertum und spezielle Waffen für den Krieg gegeben haben?
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon ulfr » 31.03.2015 22:20

Du weißt, dass ich ein unverbesserlicher Hippie bin, und aufgrund des Fehlens von ausgewiesenen Kriegswaffen (abgesehen davon, dass man mit einem Grünsteinbeil sowohl Bäume als auch Menschen fällen kann, weißt scho, gell?) und einschlägiger Verletzungen glaube ich immer noch an ein friedliches Mesolithikum, abgesehen von "eh Aldn, was guckst Du, hä?", also spontanen Scharmützeln a la Eipo/Schiefenhövel, aber Krieg ... um was? Wenn, dann mit den LBK-Körnerfressern - Nachweis?
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Re: Querschneider doch weniger effektiv ...

Beitragvon Blattspitze » 01.04.2015 07:16

... wenn auch nicht europäisches Mesolithikum, so fällt mir sofort immer der Kennewick - Mann aus dem amerikanischen Archaikum ein, in dessen Beckenknochen eine (dreieckige, um beim Thema zu bleiben, hüstel ...) Speerspitze steckte ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Kennewick-Mann
Bild
Quelle:
http://www.smithsonianmag.com/history/k ... 62/?no-ist

Aber, vielleicht hast Du recht, "Krieg" im Sinne des Wortes muss dass nicht gewesen sein ... allerdings, gab`s da nicht spanische Wandbilder?
http://www.archaeologyuk.org/ba/ba52/ba52feat.html
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