von Fridolin » 19.04.2008 12:44
Man muss, glaube ich, genauer differenzieren zwischen dem Grundmetall bzw. Material, dem Verwendungszweck und der Zeitstellung der Funde.
§ Zinnbleche auf Keramik: Die sind v.a. aus der Späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur) bekannt, sie waren auf der Außenseite der Keramik aufgebracht und haben höchstwahrscheinlich nix mit Desinfektion o.ä. der Speisen zu tun, nur mit Dekoration.
§ ?Blei am Griff? von bronzezeitlichen Schwertern: Wahrscheinlich bestanden in diesen Fällen die Griffe / Griffschalen selbst aus Blei.
§ Bei verzinntem Eisen fallen mir jetzt nur mittelalterliche Stücke ein (aber das ist sicher eine persönliche Wissenslücke). Wie Chris schon richtig bemerkt: meist werden die korrodierten unauffälligen Zinnschichten auf Eisen fast immer weg-?restauriert? (verdammte Schleiferei!!!)
§ Bei Bronzen sollte man folgendes beachten: Die Verzinnung fällt sehr unterschiedlich aus, je nach dem, ob und wie hoch das Objekt nach der eigentlichen Verzinnung wieder erhitzt wurde. Bei niedrigen Temperaturen (ca. 300°C) schmilzt nur das Zinn, das sich auf das Werkstück niederschlägt (z.B. beim inwendigen Verzinnen von Kupferkesseln). Bei höheren Temperaturen diffundiert das Zinn mehr oder weniger vollständig in die Bronze hinein und bildet an der Oberfläche zinnreiche Bronzeschichten. Die sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, besonders wenn der Fund zur Gänze verzinnt wurde. Paul Craddock hat mal in einer Arbeit 6 oder 7 metallographische Varianten ?der? Verzinnung von Bronzen beschrieben. Und wenn ich mich recht erinnere, waren germanische Fibeln z.T. ebenfalls verzinnt, und zwar eher an der Fibelnadel, die durch das Zinn spröder /elastischer wurde, was durchaus Sinn macht. Das Gespräch mit dem Potsdamer Archäologen, der zu DDR-Zeiten hunderte von germanischen Fibeln analysiert hat, liegt schon eine Weile zurück. Leider fällt mir sein Namen nicht mehr ein und eine entsprechende Publikation kenne ich auch nicht, sorry.
Nebenbei: Hallstattzeitliche Bronzefibeln aus Slowenien hatten z.T. einen Überzug aus Arsen, klingt auch spannend...
Gruß
Fridolin