Geflochtener Helm - oder doch nur eine Stülpe?

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Geflochtener Helm - oder doch nur eine Stülpe?

Beitragvon Steve Lenz » 04.07.2009 17:51

Für meine BZ-Reko (für 2010) suche ich noch nach einer adäquat-grotesken Kopfbedeckung, ich schwankte bislang zwischen dem Helm von Pass Lueg und dem Flechtwerk-Fund aus Fiavé-Carera (I), wobei letzterer mittlerweile im Fokus liegt:

Bild(Quelle: museiateneo.unipi.it)

Wird als Stülpe, Bienenbehausung, Gefäß oder gar Helm angesprochen. Letzterem würde ich allein schon wegen der stabilen Bauweise sowie der "Krempe" beipflichten. Eine kleine Öffnung am Scheitel könnte hier zur Aufnahme einer Helmzier (Haarschweif?) gedient haben. Die Flechtweise entspricht zudem der späterer italischer Helme mit organischem Inlay.

Getreu meinem zukünftigen Motto "Weg von der Großkopferten-Darstellung in Blech" werde ich mich mal dransetzen und diesen mutmaßlichen Helm nachbauen. Wenn jemand Details zum verwendeten Material beibringen kann - her damit! :D
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Beitragvon Hans T. » 04.07.2009 18:03

Die Krempe bildet seltsamerweise nicht den Abschluss, da geht's unten noch ein Stück weiter. Ich frag mich auch, wie man sich die Innenausstattung vorstellen könnte und weshalb sich da nix erhalten hat, vom Flechtwerk aber schon. Und wie die Innenausstattung befestigt ist...auch das alles spurlos?

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Hm ...

Beitragvon Theodor » 04.07.2009 18:09

Naja also die Krempe könnte ja auch einfach als überhang dienen um den spaß irgendwo draufzustecken/stellen ... vll auf einen holen stamm ... es gab da oben bei uns (MV) sonen Nassholzfund der als Bienen"korb" angesprochen wurde. das war im Prienziep ein Sehr breites Holzrohr (stamm) der unten ne art einflug loch hatte ... da würde son geflecht perfekt drauf passen ...

Aber an sich macht es schon genug spaß Steve darim zu sehen ...um einfach mal davon auszusehen und zu sagen, dass es wohl doch eine Schutzwaffe ist ;)
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Beitragvon Steve Lenz » 04.07.2009 18:49

Naja also die Krempe könnte ja auch einfach als überhang dienen um den spaß irgendwo draufzustecken/stellen ... vll auf einen holen stamm ... es gab da oben bei uns (MV) sonen Nassholzfund der als Bienen"korb" angesprochen wurde. das war im Prienziep ein Sehr breites Holzrohr (stamm) der unten ne art einflug loch hatte ... da würde son geflecht perfekt drauf passen ...


In die Richtung habe ich auch schon spekuliert. :D

Die Krempe bildet seltsamerweise nicht den Abschluss, da geht's unten noch ein Stück weiter.


Würde sie ganz unten umlaufen wäre sie a) nicht zu dem geeignet, was Theo vorschlägt und b) zu instabil, als dass sie als Versteifung funktionieren könnte.
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Beitragvon Hans T. » 04.07.2009 19:40

Schon klar. Die Krempe, so zeigt auch das veröffentliche Schnittbild, ist eigentlich gar keine Krempe, sondern ein gebogener Stab, der eingeflochten ist, um die kreisrunde Öffnung zu garantieren. Wenn da dagegen ein Schädel drin steckt, bleibts von sich aus rund, da braucht man das nicht. Eine Helmkrempe hat eigentlich einen anderen Sinn. Vielleicht doch was mit summenden Viechern drin?

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Beitragvon Steve Lenz » 04.07.2009 20:16

Deswegen die Öffnung oben? Denkbar. Es gibt Vergleichsstücke ohne "Krempe", dafür mit Knauf oben drauf.
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Beitragvon Hans T. » 04.07.2009 20:59

Gibt's Abmessungen? Das bei Google-Books veröffentlichte Bild im Maßstab 1:4 hilft mir nix... :? . Beifunde? Irgendwas?
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Beitragvon Steve Lenz » 04.07.2009 21:15

Suche ich selbst schon. Muss wohl mal wieder in die Historicums-Bib. Aber da komme ich die nächsten Wochen nicht hin. Soll eh für übern Winter sein, die Arbeit.

Geht ja auch ohne, bis ich Fakten auf dem Tisch habe.
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Beitragvon Trebron » 06.07.2009 06:36

Ist zwar jetzt Fantasie, könnte aber gehen, ohne etwas zu nähen oder binden:
Erst eine Filzkappe auf den Kopf ( der Rand feucht ), dann der Hut drauf, Filz hoch über die "Krempe" schlagen und trochnen lassen, dazu vllt etwas fixieren.
Der Filz hält alleine und schützt vor Druckstellen des groben Geflechtes auf der Stirn.

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Beitragvon Thomas Trauner » 06.07.2009 08:48

Kein Filz in der Bronzezeit. In der Fachliteratur ist man sich uneinig. Ich selbst würde auch sagen, dass ein zwingender Schluß nicht möglich wäre. Von Korb bis Mütze alles möglich. "Helm"---na ja. Denkbar ist es. Das Teil wird in "Die ersten Bauern", Landesmuseum Zürich, Ausstellungskatalog kurz besprochen. Auf italienisch....
Nur ein Satz, nichts weltbewegendes. Es lohnt nicht, danach extra zu suchen.


Letztlich freie Entscheidung.

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Beitragvon Claudia » 06.07.2009 11:59

Die Umwicklung der Bündel sieht mir nach gespaltenen Zweigen aus. Sio ein schmales Stück von der Außenseite eines geschältesn Zweiges. Aber richtig wissen kann mans erst, wenn man das Original mal gesehen hat.
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Beitragvon Thomas Trauner » 06.07.2009 14:15

Was mit noch einfällt....In den Reko-zeichnungen von G.Embleton (Embelton ?) in Unteruhldingen wird das Konstrukt als Mütze gezeigt. Warum auch nicht....
Wenn ich mich recht entsinne, besteht es tatsächlich aus Weide/Hasel. Vielleicht finde ich was...

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Beitragvon Theodor » 06.07.2009 16:07

Vll sollte man wirklich erstmal eine versuch unternehmen in wie weit soein ding schutz bietet ...
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Beitragvon Kelvin Wilson » 06.07.2009 16:19

Gerry Embleton's use of this 'hat' for Unteruhldingen was mentioned... when I was at Gerry's house in Switzerland a few years ago, I photocopied (I had never seen it before!) his documentation for this item... which consisted of no more than a reconstruction drawing of a bearded man with this on his head and an amulet around his neck, published in the margin of some book.

If Steve finds out more- like find circumstances- I too would like to hear: I have a new reconstruction drawing planned myself!


Kelvin Wilson
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Beitragvon Steve Lenz » 06.07.2009 17:37

Letztlich freie Entscheidung.


Embleton?s Zeichnungen im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen waren ehrlich gesagt meine Motivation zu einer solchen Kopfbedeckung. Ist halt nicht "ungefährlich"!

Trageversuch des heiligen Kragens aus dem FO "Motel of Mysteries"
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