Lamellenhelme usw.

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Lamellenhelme usw.

Beitragvon Herzynia » 11.05.2012 18:30

Hallo...
Bevor ich beginne stelle ich mich nochmal kurz vor. Ich habe mich zwar schon vor einiger Zeit hier mal angemeldet aber war nie aktiv. Ich bin der Basti, 23 Jahre alt und komm aus dem Harz. Meine Vorliebe ist die Völkerwanderungszeit und da speziell Thüringer, Hunnen und Awaren.
Vorallem beschäftige ich mich mit dem Handwerk und baue seit einiger Zeit Helme, beschäftige mich viel mit Leder und beginne grad mit der Planung an donauländischen Zellwerken.

Zu meinem eigentlichen Thema. Ich hoffe, dass ich den Thread in der richtigen Sparte erstellt habe und dass es ihn nicht schon irgendwo gibt, jedenfalls habe ich ihn nicht gefunden.

Da ich kürzlich den Bau an dem Niederstotzinger Helm beendet habe und mich der Bau so fasziniert hat will ich mich nun an ähnliche Varianten wagen wie Balyk-Sook, Kerc und Mezöband. Im "Reallexikon germ. Altertumskd. Bd 27" und in den "Adelsgräber von Niederstotzingen" werden diese lediglich erwähnt und abgebildet. Jedoch bräuchte ich Fakten zu den Maßangaben!?
Hat hier vielleicht jemand Quellen oder Infos bezüglich der Funde. Ich bin auch an anderen Helmen dieser Art interessiert.
Mezöband + Kerc

Wen es interessieren sollte, Bilder von meinem Niederstotzingennachbau (Kette fehlt noch):
Bild 1
Bild 2
Herzynia
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon hugo » 11.05.2012 21:01

erstens: saubere Arbeit
zweitens: hast Du Fertigbleche verwendet und wenn welche?
drittens: falls Du die Bleche selbst produziert hast, wie?
viertens: :hallo: im Forum
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Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon Herzynia » 12.05.2012 09:21

Großen Dank :)
Also die Blechstreifen wurden als Block fixiert, dann die Form ausgedrahtet und auch übereinander gebohrt. Hätte ich die mit Flex und Blechschere bearbeiten müssen, hätt ichs mir 2 mal überlegt das Stück zu bauen.
Herzynia
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon XorX » 14.05.2012 06:37

Was heißt "ausgedrahtet"?

XorX

Nachtrag: hast auch du eine zu große Nase für den Helm? :D
XorX
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon Herzynia » 14.05.2012 14:49

Die Lamellen wurden an einer Drahterosionsmaschine ausgeschnitten. Sie liegen in dieser Maschine in einem Wasserbad und ein feiner Draht auf dem eine Spannung ist, schneidet eine programmierte Form aus dem Werkstück, sofern es leitfähig ist.

Hehe, ja definitiv zu groß... wie man sieht :P
Was ja auch im Buch beschrieben ist, dass ein unveränderter Schädel niemals das original aufbekommen würde, in Umfang und auf Grund des Nasals^^
Herzynia
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon XorX » 15.05.2012 07:02

Dacht ich mir schon. Konnte nur mit dem Begriff "ausgedrahtet" nichts anfangen.
Gute Idee, wenn man Zugriff hat auf sowas.
XorX
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon Fredewulf » 17.06.2012 10:01

Herzynia hat geschrieben:Was ja auch im Buch beschrieben ist, dass ein unveränderter Schädel niemals das original aufbekommen würde, in Umfang und auf Grund des Nasals^^

Genetische Untersuchungen ergaben, dass es sich bei einigen der mit Waffen ausgestatteten Toten um Frauen handelt.
Auch der Lamellenhelm könnte einer Frau gehört haben.

Tobias Schneider: Krieger(innen) in der Allamannia - Neues zm Gräberfeld in Niederstotzingen
http://www.brenzregion.de/media/files/downloads_links/downloads_kulturlandschaft/40_graeberfeld_niederstotzingen_sh_2011-4.pdf
Zuletzt geändert von Fredewulf am 17.06.2012 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
Fredewulf
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon hugo » 17.06.2012 10:25

Ich denk es sind eher künstlich deformierte Schädel gemeint, die bei beiden Geschlechtern, allerdings überwiegend bei Frauen vorkommen. Die sind in der europäischen Völkerwanderungszeit auf das Umfeld des nachattilazeitlichen Hunnenreiches und damit auf Hunnen und Ostgermanen beschränkt. Entgegen älteren Publikationen kommt künstliche Schädeldeformation bei Langobarden nicht vor. Ich werd mal die Anthropologie zu den Lamellenhelmgräbern ansehen, falls vorhanden.
Auch "Kroko" liefert dazu nichts in seiner Diss.. http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=Lamellenhelm+anthropologie&source=web&cd=1&ved=0CGAQFjAA&url=http%3A%2F%2Fkups.ub.uni-koeln.de%2F1200%2F1%2Fvon_der_wiege_bis_zur_bahre.pdf&ei=o6bdT9nHNK3T4QTqj7W8Cg&usg=AFQjCNGuAKg4Od_xvnGEgxT25qqrApTMog&cad=rja
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Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon Herzynia » 20.06.2012 19:15

Ich gehe auch davon aus, dass damit der Turmschädel gemeint ist. Außerdem glaube ich nicht, dass der Niederstotzingerhelm ursprünglich für einen Langobarden hergestellt wurde. Sondern bestimmt aus östlichem Gebiet kommt und möglicherweise auf beliebige Art und Weise in die Hände eines Langobarden gekommen ist.
Herzynia
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon hugo » 20.06.2012 20:15

Eine Langobardin nach dem Zitat von Fredewulf.
:o
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Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon XorX » 21.06.2012 07:58

Alamannin oder Fränkin, dem Fundort nach. der Helm kam evtl als Kriegsbeute aus den Italienfeldzügen der Franken / Alamannen im späten 6. Jh. in die Alamannia
XorX
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon hugo » 21.06.2012 09:55

Danke Xorx. Da Menghin den Helm auf dem Cover seiner "Langobarden" hat, ist mir das schon mehrmals passiert. Den Ausschluss der Schädeldeformation kenn ich aus der Anthropologie nur sicher von den Langobarden.
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Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon Frieda » 24.06.2012 22:35

In der Alamannia gibt es einige Funde von deformierten Schädeln, die klar auf künstlich zugefügte Verformung schließen lassen.
Frieda
 

Re: Lamellenhelme usw.

Beitragvon hugo » 24.06.2012 23:03

@ Frieda: Danke. Ich hatte schon den Verdacht. Bei den Alemannen gibt es auch donauländische Fibeln, wie in Basel-Kleinhüningen. Schädeldeformation ist auch noch aus Frankreich und Spanien bekannt, aber regelhaft in ostgermanischem Umfeld. Bei den Langobarden dürfte der ostgermanische Einschlag erst spät auftreten. Ich denke an Alboins gepidische Frau.
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