"Archaeotheater" am Federsee

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris, ulfr

"Archaeotheater" am Federsee

Beitragvon Steve Lenz » 10.05.2007 11:24

Eine Kooperation zwischen dem Theater Ulm und dem Federseemuseum Bad Buchau wird ab 1. April mit Eröffnung der Museumssaison für ein außergewöhnliches Theatererlebnis sorgen: ein eigens für das archäologische Freigelände geschriebenes und inszeniertes Stück spielt vor authentischer Kulisse.

Zum Projekt
"Science meets Art" könnte das Stichwort sein, unter dem sich Museumsleute und Theatermacher zusammen gefunden haben. Das Ziel: eine Reise in die Vergangenheit! Die Erkenntnisse der Wissenschaft mit der sinnlichen Attraktivität des Theaters zu verknüpfen, ist der Anspruch dieses bisher einmaligen Projekts. Die neuesten Funde aus dem Federseegebiet werden in realistische Geschichten aus vorgeschichtlicher Zeit eingebettet und von Schauspielern zum Leben erweckt. Damit werden freilich nicht nur die Lebensbedingungen der Menschen möglichst genau repräsentiert, sondern es wird unmittelbar erfahrbar, was es bedeutete, wie es sich anfühlte, in einer Siedlung am Federsee zu leben.


Bild

Theater im Museum
Das Stück "Fischerglück und Birkenpech" entführt die Zuschauer in eine der Siedlungen, die vor rund 6000 Jahren an den Ufern des Federsees stand. Dabei werden nicht nur die Werkzeuge, Kleider und Gegenstände des täglichen Gebrauchs in Aktion gezeigt, sondern vor allem auch das Freigelände des Museums mit seinen zwölf rekonstruierten Steinzeithäusern als Schauplatz genutzt. Mit der Einführung von ArchäoTheater erweitert das Federseemuseum sein Vermittlungsangebot: Neben der archäologisch-wissenschaftlichen Präsentation im Museum kann der Zuschauer den Funden und Fakten in der Aufführung jetzt eins zu eins begegnen. Die Ausstrahlung der Schauspieler und die authentische Atmosphäre des Freigeländes lassen das sinnliche Theatererlebnis zu einer echten Begegnung mit der Vergangenheit werden.


Bild

Synergie zwischen Wissenschaft und Kunst
Das Stück ist dem Federseemuseum auf den Leib geschrieben. Gemeinsam mit Dr. Ralf Baumeister, dem Leiter des Museums, und seinem ganzen Team erarbeitete Schauspieldramaturg Michael Sommer vom Theater Ulm seit einigen Monaten einen Text, der den Originalfunden von vor 6000 Jahren Leben einhaucht. Zusammen mit den freien Schauspielern Eva Ellerkamp und Dirk Linke, die in die Rollen der Steinzeitler schlüpfen, bringt er das Stück nun als Regisseur zur Aufführung. Die Proben laufen seit einigen Wochen im Theater Ulm und im Federseemuseum und eines steht jetzt schon fest: diese Zeitreise wird sehr spannend!


Bild

Zum Inhalt
Wir schreiben das Jahr 3920 v. Chr. So ungefähr. Genau weiß es keiner. Außerdem schreiben wir das Jahr nicht. Schreiben kann auch noch keiner. Trotzdem: Ein paar Dinge zwischen Männern und Frauen ändern sich nie. Lale wartet auf ihren Mann Peko, der "nur mal schnell auf den See raus" ist. Vor Stunden. Natürlich gibt es viel zu tun, aber der Mann hatte ohne Zweifel etwas Wichtiges zu erledigen. Peko auf der anderen Seite ist sich keiner Schuld bewusst, oder fast keiner - er muss ja fischen. Also kracht es, als er auftaucht, heftig zwischen dem Fischer und seiner Frau. Ob sich das Paar trotz gefährlicher Nüsse, fehlender Reusen und harter Arbeit wieder zusammenraufen wird, hängt... vom Publikum ab.


Zum Theaterteam
Eva Ellerkamp wurde 1974 in Karlsruhe geboren. Sie studierte zunächst Musiktheraphie an der FH Heidelberg und schloss 1998 mit dem Diplom ab. Anschließend erhielt sie an der Akademie für darstellende Kunst in Ulm (adk-ulm) ihre Schauspielausbildung. Nach zahlreichen Arbeiten während des Studiums ging sie 2002 ihr erstes Engagement im Jungen Forum des Ulmer Theaters ein. Sie spielte hier unter anderem Effi in einer Bühnenfassung von EFFI BRIEST (2003, R: Edith Ehrhardt). 2005 folgte ihr Regiedebüt am Ulmer Theater mit LÜG MIR DIE WAHRHEIT von Peter Pohl. Seit 2004 ist sie als Schauspielerin und Regisseurin bei "die Bühne - Theater aus Ulm" tätig (u.a. Die Frau in BASH - STÜCKE DER LETZTEN TAGE von Neil LaBute). Parallel dazu arbeitet sie als Musiktherapeutin in den Donau-Iller-Werkstätten der Lebenshilfe. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ulm.

Dirk Linke, geboren 1971 in Leipzig, wuchs in Leipzig und Moskau auf. Nach einer Ausbildung als Elektromonteur arbeitete er von 1989 bis 1996 für die Leipziger Verkehrsbetriebe. 1997 holte er sein Abitur am Abendgymnasium nach und studierte anschließend Theaterwissenschaft, Journalistik und Literaturwissenschaft in Leipzig. Es folgte eine Ausbildung als Schauspieler an der Akademie für darstellende Kunst Ulm (adk-ulm), die er 2004 mit der Bühnenreife beendete. Noch während des Studiums an der adk-ulm spielte 2003 er Adam in DAS MASS DER DINGE von Neil LaBute am Akademietheater Ulm. Es folgten unter anderem Bassa Selim in DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL an der Kammeroper Ulm, Serge in KUNST von Yasmina Reza mit der Theatergruppe Mutabor in Ulm (2006), sowie Oberst Butlar und Wrangel in WALLENSTEIN am Landestheater Memmingen (2006). Er lebt als freier Schauspieler in Ulm.

Michael Sommer wurde 1976 in Kassel geboren. Er studierte Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Freiburg und Oxford, und schloss 2002 als Master of Philosophy in European Literature ab. Es folgten Praktika und Hospitanzen, u.a. beim ZDF und beim Berliner Ensemble. Seit 2003 arbeitete er, zunächst als Regieassistent, am Ulmer Theater. 2004 initiierte er zusammen mit anderen Assistenten und Dramaturgen die Reihe DOPIUM UL für das Podium des Ulmer Theaters. Als erste Inszenierung folgte 2005 4.48 PSYCHOSE von Sarah Kane im Podium des Ulmer Theaters, gefolgt vom Weihnachtsmärchen HÄNSEL UND GRETEL im Großen Haus des Ulmer Theaters. 2006 inszeniert er die Uraufführung der Kammeroper WEAKNESS von William David Halbert im Foyer des Ulmer Theaters. Seit 2006 ist er als Dramaturg am Theater Ulm engagiert. 2008 wird er im Podium des Theaters Ulm den Schlagerabend HEIMAT, DEINE STERNE inszenieren.


Aufführungen sind im Federseemuseum am

So, 01. April, 14.00 Premiere
So, 22. April, 14.00 + 15.00 (Beginn Sonderausstellung)
Do, 17. Mai, 14.00
So, 03. Juni, 14.00 (Museumsfest)
So, 15. Juli, 14.00
Sa, 25. August, 20.30 (Lange Museumsnacht)
23. September 14.00

Reservierung erbeten.
Gruppenbuchung von Theateraufführungen außerhalb des Programms möglich. (Anfrage im Museum).
Gefördert wird dieses einmalige Projekt in der Region von der LEADER + Aktionsgruppe Oberschwaben.


http://www.federseemuseum.de/

Da Ferro und ich am 3. Juni auftragsmässig vor Ort sind, werde ich mir das Theaterstück ansehen. Kritik folgt! :D
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon S. Crumbach » 10.05.2007 11:29

Finde ich mal spontan spanndend. Die Bilder sehen schon mal gut aus.
S. Crumbach
 

Beitragvon Nika E.S. » 10.05.2007 12:42

Geniale Sache!

Die beiden Bereiche Archäologie und Theater lassen sich sowas von gut verbinden!
:lol:
"Es wäre besser, die Regierung setzte das Volk ab und wählte sich ein Neues."
Bertolt Brecht
Benutzeravatar
Nika E.S.
Site Admin
 
Beiträge: 1065
Registriert: 05.12.2005 11:35
Wohnort: Altomünster

Beitragvon Thomas Trauner » 10.05.2007 17:22

Nett. Jedenfalls ist das Szenenbild und die Kostümierung schon mal gelungen.

...äh... wenn das Stück auch noch Erfolg hat....dann endet es wahrscheinlich als Meisterstück der Regiekunst zum Thema "Krieg der Geschlechter" in Hamburg, ausgestattet mit Springerstiefeln und Lichtschwertern.
Peko geht nicht mehr zum Fischen, sondern an die Rohstoffbörse, Lale ist Architektin für naturnahes Wohnen, der es viel besser ohne Peko gelingt, vier Kinder, ihren Beruf und ihre Beziehung zu einem südtiroler Metallprospektor, den sie dann auf tragische Weise verliert, unter ihren Strohhut zu bekommen. Ihr Monolog über Jungfernzeugung geht in die Geschichte des modernen Theaters ein.
Pekos ambivalentes Verhältnis zum südtiroler Metallprospektor zeigt dann das erschütternde jahrhundertehalte Spannungsverhältnis eines jeden Mannes zwischen seiner latent immer vorhandenen homophilen Neigung und purer Mordlust etwaiger Konkurrenten gegenüber. Seine Rolle im tragischen Ende des Metallprospektors bleibt ungeklärt, das Publikum wird mit diesem Rätsel nachhause geschickt......

Die Scheidungsrate in Hamburg nimmt ungeahnte Ausmaße an, viele bekannte Männer bekennen sich zur Homoerotik und zu Mordphantasien. Bogenschützenclubs werden zu heimlichen Szenetreffs.

In diesem Sinne wünsche ich dem Stück den größten Erfolg.

Demnächst:
Die Heuneburg als großartige Kulisse für das Stück: Griechisch.

Thomas
Thomas Trauner
 

Beitragvon Steve Lenz » 10.05.2007 17:38

Wenn ch das richtig verstehe, soll das Impro-Theater sein - vielleicht sollte ich bis zum 3. Juni meinen Bandkeramiker tragefertig haben.... :twisted: :twisted: :twisted:
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Nika E.S. » 10.05.2007 18:33

...kürzlich auf der Heuneburg:

"Was das denn für einer?"
"Schau den an, wie dass der schaut..."
"Ein Ausländer... Etrusker wahrscheinlich"
"Jetzt kommt der schon her..."
"Was will denn der?"
"Ein Griech ist das, aus Griechenland..."
"Irgendwas muß er ja wollen..."
"Ja schau... ein Griech..."
"...aus Griechenland..."

Das weltbewegende Stück über die frühzeitliche Ausländerproblematik und mangelnde Gastarbeiterintegration wird ihre Meinung über der 'keltische' Europa der vorrömischen Eisenzeit grundlegend verändern.
"Es wäre besser, die Regierung setzte das Volk ab und wählte sich ein Neues."
Bertolt Brecht
Benutzeravatar
Nika E.S.
Site Admin
 
Beiträge: 1065
Registriert: 05.12.2005 11:35
Wohnort: Altomünster

Beitragvon Steve Lenz » 10.05.2007 18:42

Oder die Action-Komödie nach der Situla von Kuffarn:

"40 Wagen westwärts"

Leider ist Thomas Trauner?s Komparse aus "Väter & Söhne" schon von uns gegangen... :wink:
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Hans T. » 10.05.2007 21:47

Ein klein wenig gibts den Komparsen schon noch...Bild
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon Steve Lenz » 10.05.2007 21:52

Ich meinte eigentlich ihn hier:

Bild(Quelle: know-library.net)
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Hans T. » 10.05.2007 22:27

Sorry, das war Thomas' Stand-in.

H.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg


Zurück zu Freilichtmuseen & Gebäuderekonstruktionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste