Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

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Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Roeland Paardekooper » 22.08.2011 22:08

Wenn ich in den archäologischen Freilichtmuseen versuche zu prüfen, welche Perioden wann am Meisten gezeigt wurden (zum Beispiel in den 1970’er Jahren gab es relativ viele Mesolithische Reko-Projekte), dann sehe ich Folgendes:
1900-1979: viele Meso Reko’s, viele Römerbauten, viel Postmittelalter
1980-1989: häufig neue Chalkolitische, bronzezeitliche und Eisenzeitliche Häuser (letzte sind weiter prominent bis 2000)
1990-1999: populär sind die Eisenzeit, das Neolithikum und das späte Mittelalter
2000-2009: sehr großer Boom in frühmittelalterliche Nachbauten (inkl. Wikingerzeit), häufiger Paläo Präsentierungen

Warum gab es einen Boom in spätmittelalterliche Freilichtmuseen vor zehn Jahren? Und was mit diesen heutigen Boom in Wikingermuseen? Kann Jemanden das erklären?
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Dago » 22.08.2011 22:49

Oder andere Frage, warum häufen sich solche Museen in manchen Regionen, wärend es in anderen keine gibt?
Grüsse
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Beate » 23.08.2011 04:58

Was Wkingermuseen betrifft, würde ich da auf Nachahmung tippen. "So was wollen (können!) wir auch." Außerdem gibt es Wikingerdarsteller (von der Qualität wollen wir mal nicht reden) zu Belebung wie Sand am Meer. Trifft auf andere Zeiten sicher auch zu.

Dago hat geschrieben:Oder andere Frage, dwarum häufen sich solche Museen in manchen Regionen, wärend es in anderen keine gibt?


Siehe oben und dann hat natürlich jede Region ihr Highlight. In Dänemark sind das logischerweise Wikinger und nicht etwa Kelten. :wink: Immerfin soll/will ein Freilichtmuseum Besucher anziehen. Was liegt also näher, als das zu nehmen, was den Besucher mit der Region in Verbindung bringen?

Der andere Grund sind natürlich die Ausgrabungen und Funde vor Ort. Einige Museen sind ja entstanden, weil es dort eine Ausgrabungsstätte gibt.
Beate
 

Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon S. Crumbach » 23.08.2011 06:51

Ich denke, daß ist auch eine Frage der Definition. Wenn Privatleute ein Holzhäuschen mit Strohdach aufstellen und des "Zentrum für Wikinger/Germanenkultur" nennen .... ist das ein Freilicht - "Museum"?
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Roeland Paardekooper » 23.08.2011 07:05

Was ist ein Arch. Freilichtmuseum? Dafuer benutze ich diese (englischsprachige) Definierung: http://exarc.net/about-us/definitions - und habe dann circa 270 Museen in Europa. Eine andere Definition gilt 'freiliegende archaeologische Rekonstruktionen (wie z.B. ein Limesturm der nur einfach rumsteht).
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Hans T. » 23.08.2011 09:29

Ausschlaggebend ist doch, welche Befunde in welcher Gegend vorherrschen. Das in Mitterkirchen neben einem HaC-Gräberfeld nix steinzeitliches gebaut wird, erschliesst sich von selbst. Ausschlaggebend ist zudem die Bezuschussung und die Beurteilung des touristischen Werts. Ob's Darsteller gibt, hat bei den Gründungen, die ich mitbekommen habe, nirgends auch nur ansatzweise eine Rolle gespielt. Ich kann auch keine Moden erkennen, also, jetzt ist grad Mesolithikum in. Wo gibts eigentlich Mesolithikum als Thema ausser in Leirje?

H
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon hugo » 23.08.2011 11:41

Schon vor Jahrzehnten verwarf ich den Begriff Freilichtmuseum, weil in den meisten Anlagen keine Originale gezeigt werden, die Roeland korrekterweise in eine andere Kategorie stellt. Damals stellte ich auch den Begriff des 1:1 Modells auf. Irgendwann publizierte ich es in den MAGW, vorher ist es aber korrekt zitiert schon in Ahrens wiederaufgebauter Vorzeit zu finden.
Für mich sollte ein Museum über Originale verfügen. Das RGZM ist dann natürlich ein Grenzfall.
Euer grummelnder
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Segestes » 23.08.2011 12:15

Hmm Originale in Ehren, aber wenn gut gemachte Nachbauten manches begreifbarer macht für das Publikum (Betonung liegt auf gut gemachte) Kann man das wirklich verwerfen?
Ich denke zum Beispiel an das Archäologisches Landesmuseum Konstanz wo mit einer Mischung gearbeitet wird. Viele Originale in den Vitrinen aber auch einiges an Reproduktionen um manches begreifbarer zu machen für die Öffentlichkeit, was man bei Originalen nicht machen kann.
Alleine bei manchem dieses "Aha-Gefühl" wenn sie sehen wie manches funktionierte.
Man darf nicht vergessen was selbstvertändlich ist für die jennigen die schon seit Jahren sich mit solchen Objekten sich befassen, ist nicht automatisch begreifbar für den Otto-Normal-Bürger.
Ich denke da immer noch an England wo man schon recht lange eine Interaktion mit den Besuchern macht, sind die Museen in der Regel auch mehr besucht als die, die auf reine Vitrinen und Schautafeln sich beschränken. Gerade bei letzteren, für Familien mit Kindern eher eine tortur weil es spricht die Kinder nicht an, und somit langweilen die sich. So bald aber Nachbauten ins spiel kommen wo sie was erklärt bekommen wie was funktioniert oder selber probieren können wie dies und jennes damals gehandhabt wurde wird das ganze interesant für sie. Ein Punkt den man nicht aus den Augen verlieren sollte, ausser ein Museum ist in der glücklichen Lage ohne Steuergelder auszukommen.
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon S. Crumbach » 23.08.2011 12:39

Stimmt Hugo, begehbare 1:1 Modelle.
Der Diskurs dazu füllt ja Bände:-)

Aber für mich gehört zu 1:1 Modell zwingend eine fachliche und didaktische Betreuung und den Begriff "Museum" auch nur anzudiskutieren.
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon hugo » 23.08.2011 12:54

Segestes ich stimme Dir zu, dass Originale erklärt werden sollen. Das tat ich aber immer.
Besonders gefällt mir aber die Diskrepanz zwischen britischen und italienischen Museen. Auf den Inseln erklären die Museen, auf der Halbinsel übernehmen Eltern oder Verwandte die Erklärung der unkommentierten Exponate für den Nachwuchs.

:lol: :lol: :lol: :lol:
herzlichen Gruß
hugo
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Beate » 23.08.2011 13:15

Hans T. hat geschrieben: Ob's Darsteller gibt, hat bei den Gründungen, die ich mitbekommen habe, nirgends auch nur ansatzweise eine Rolle gespielt.


Ich dachte dabei an von Gruppen selbstgebaute Hauser und Anlagen, für die sie dann Fördergelder einfordern. Der Besucher sieht da keinen Unterschied zu einem Freilichtmuseum.
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon hugo » 23.08.2011 14:08

Zur Konkretisierung meiner Auffassung von italienischen Museen schliesse ich ein Photo Julia Bichlers aus Bologna an, wo auch die Situla von Certosa, allerdings in Sichtweite ausgestellt ist. Für den Museumsbesuch empfehle ich die Mitnahme einer Leiter, oder etwas bequemer eines Fernglases.
Trotzdem ist für mich der Reiz des Originals nicht ersetzbar und auch dieses Museum auffällig gut besucht.
Beate: Der Begriff der Rekonstruktion wird für mich zu freizügig und auch für Fiktionen benutzt.
genug des Gemeckers
Euer Hugo
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Hans T. » 23.08.2011 15:56

Naja, Freilichtmodellschau? Manchmal übertreiben wir es.... :mammut2:
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon hugo » 23.08.2011 16:04

Wir sollten uns schon abgrenzen. Ethnographische Freilichtmuseen zeigen Originale, unsere Anlagen teilweise sehr "phantasievolle" Modelle. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion sollte klar bleiben.
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Re: Welches Zeitalter in arch. Freilichtmuseen wann?

Beitragvon Hans T. » 23.08.2011 17:01

Mir ist doch der Unterschied klar. Aber das ist das ein Thema für die Didaktik etc. Zudem ist auch nicht jedes Museum ein Museum, sondern oft eine Sammlungspräsentation.
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