von S. Crumbach » 25.06.2014 05:26
Ich denke Kleidung ist ein eigener Arbeitsbereich. Textilen zu erstellen ist aufwändig und teuer. Zudem ist die Erhaltung von organischem Material lückenhaft zu zufällig - Analogieschlüsse problematisch - und dann wären da noch mehr als 100 Jahre Forschungsgeschichte die überwiegend unaufgearbeitet sowohl Seh- wie auch Anfertigungstraditionen bestimmt.
Im Bereich Living History ergibt sich häufig die Notwendigkeit nicht nur ein komplettes Bild zu entwerfen (was an sich schon schwer bis unmöglich ist) - darüber hinaus wird das ganze auch noch unter dem Paradigma einer konstruierten Alltagstauglichkeit (Zeltlager) und mutmaßlicher sozialer Bezüge (Wikinger der Mittelschicht) zusammengestellt. Somit ist die Ausführung des Kostüms an sich schon an konstruierte Vorstellungen gebunden, wie sich auch bei Nachfragen im Laufe der Recherche zeigt. Textilfragmente werden einer "Schicht" und "Ethnie" zugeordnet, um Personenkonzepte zu entwerfen, als Vehikel Geschichte "mit allen Sinnen" zu erfassen. (Ich weiß wovon ich schreiben - habe vor kurzen meine eigenen Texte dazu aus dem Jahr 1999 nochmal gelesen.)
Trebron, im Kostüm ein Display zu "bearbeiten" ist noch etwas anderes: man/frau ist das eigene Exponat. Deshalb mache ich das nicht gern: es ist lästig an sich selbst herum zu erklären.
Es ist jedoch beobachtbar, dass der in den letzten Jahren üppige Einsatz von Kostümfiguren in Museen wiederum den Bereich Living Histoy und damit letztendlich die mediale Darstellung mitbestimmt. (Ich arbeite an einem Aufsatz dazu.) Diese Kostüme regen nicht nur zur Gestaltung an, zusätzlich authentifizieren die Kostüme Farben, Schnitte, Muster und Techniken. Dies belegen im Ansatz die Nachfragen in einschlägigen Diskussionsgruppen.