Kürzlich habe ich einen ersten Vorversuch zum Thema Hartgestein (hier Basalt) mit einem röhrchenförmigen Bohraufsatz aus Kupferblech Anbohren unternommen, um zu eruieren, ob sich der Basalt mit einem Hohlbohraufsatz dieser Abmessungen hohlbohren lässt.
Verwendete Materialien:
Neben der bisherigen Fidelbohrausrüstung (Bogen, Führstein) ein Fidelbohrschaft aus Hickory (Bezugsquelle USA) mit aufgeschäftetem Kupferröllchen aus kalt- und heißschmiedend umgeformtem 1 mm starkem Kupferblech (CU 99,9%, halbhart; Kupferanode) mit den Abmessungen , Länge = ca. 16 mm, Umfang = ca. 16 mm, Wandungsstärke = ca 1 mm; Aussendurchmesser = ca. 7,8 mm, Innendurchmesser = ca. 4,5 mm.
Als Abrassiv Verwendung fand handelsüblicher Vogelsand (Zusammensetzung laut Angaben des Inverkehrbringers: 93% feiner Quarzsand, 3,5% Juracalcit, 3,5% Muschelgrit).
Da dieser Anbohrversuch gleichzeitig als paralleler Vorversuch zum Thema Schmuckherstellung nach altägyptischen Vorbildern diente, habe ich den hier beschriebenen Vorversuch entsprechend angepasst ebenfalls im folgenden Thema beschrieben:
http://archaeoforum.de/viewtopic.php?f=45&t=6789Im angehängten Bild findet sich die hier beschriebene Anbohrung auf Höhe des im Bild dargestellten Bohrkopfs aus Kupfer.
Die entstandene Anbohrung weist einen relativ gleichmäßig kreisförmigen Durchmesser von ca. 11 mm bei einer Tiefe von ca. 1,8 mm auf.
Fidelgebohrt wurde im Vergleich zu sämtlichen vorherigen Vorversuchen diesmal im Stehen, d.H. hier verwendeter linker Arm und linke Hand zum Halten und Fixieren des Führstein für die Lagerung des Fidelbohrschafts konnten nicht auf meinem angewinkelten Knie abgestützt werden.
Vorgeschabt und vorgepickt für eine ausreichende Aufnahme des Bohrkopfs aus Kupfer wurde die Anbohrung mit einem Abschlag von Helgoländer Flint und einem kleinen Holzknüpfel aus Weißbuche als Antreiber.
Erwähnenswert ist, dass der auf den Fidelbohrschaft aufgeklemmte Bohraufsatz während des Bohrvorgangs auch ohne Lötung stabil die Form hielt. Das Nichtvorhandensein einer Lötung hatte hier sogar den Vorteil, dass der Bohraufsatz (hier mit einer Wasserrohrzange) sehr gut auf den Fidelbohrschaft aufgepresst werden konnte.
Das Ergebnis dieses Vorversuchs war sehr interessant, denn es entsprach nicht den Erwartungen.
Ohne weitere Widerholungen dieses Vorversuchs kann von mir nicht ausgeschlossen, dass sich das Anbohrergebnis auch durch die abweichende Körperhaltung beim Anbohren ergeben hat, weil der Bohrkopf ohne Abstützung von Führstein haltendem und fixierendem Arm und Hand mehr Spiel besaß.
Folgendes hat sich bei dem Versuch ereignet, den Basalt fidelbohrend anzubohren:
Es war schließlich bei kurzer Bohrzeit von unter einer halben Stunde zu beobachten, dass der Bohrkopf aus Kupfer nicht wesentlich in das Basaltmaterial eindrang, sondern beim Fidelbohren zu den Seiten ausgewichen ist. Der Bohrkopf hat beim Anbohren gleichzeitig jedoch nicht stark geleiert. Im Ergebnis entstand eine nicht sehr tiefe, jedoch größtenteils scharfkantige Anbohrung, die den Eindruck erweckt, als sei sie mit einem Bohrkopf deutlich größeren Durchmessers angelegt worden (Aussendurchmesser des Bohrkopfs ca. 7,8 mm, Innendurchmesser der entstandenen Anbohrung ca. 11 mm).
Die entstandene Anbohrung wirkt dabei wie eine größtenteils scharfkantige Mini-Hieroglyphe in Kreisform.
Auch war zu beobachten, dass sich kein Ansatz eines Bohrkerns ausbildete, obwohl es sich um einen Hohlbohraufsatz handelte_ Lediglich eine winzige Erhebung in der Mitte der Oberfläche der Anbohrung ist stehengeblieben.
Folgende physikalische Erklärung vermute ich für dieses Phänomen bisher (was noch zu beweisen wäre):
- die trennschleifende (physikalische) Arbeit des Bohrkopfes richtete sich effizienter auf die Seitenwandungen der Anbohrung, weil der trennschleifende Arbeitsaufwand für das Eindringen des Bohrkopfs in das Basaltmaterial im physikalischen Sinne größer war. Unterstützt wurde dieser Prozess, weil der Bohrkopf beim Fidelbohren auf dem entstehenden Abrassivgemisch aus feinem Quarzsand und Basaltpuder wie auf einer Art Gleitmittel "schwamm" und in der Führung aus den genannten Gründen potenziell mehr Spiel aufwies,
Physikalisch wäre das zumindestens mit den verschiedenen trennschleifenden Oberflächen, Umfängen und Umfangsgeschwindigkeiten beim durchgeführten Anbohren erklärbar: Äußere Seitenwandungen und sich allmählich abgerundet ausformende Bohrkophkante wiesen mehr trennschleifende Oberfläche auf als die Stirnflächen des Bohrers, die aus einem Kupferring von (zu Beginn) etwa 1 mm Ringstärke bestand.
Da der Bohrkopf im Bohrloch schließlich stark hin- und herglitt, war eine Ausformung eines Bohrkernansatzes nicht möglich: Der Kernansatz wurde aufgrund der starken (radialen) Hin- und Herbewegung des Bohrkopfs weggeschliffen.
Unterstützt wurde die Nichtausbildung eines Kernansatzes dabei durch den beobachtbaren Umstand, dass das entstehende Abrassivgemisch aus feinem Quarzsand und feinstem Basaltpuder sich im Hohlbohraufsatz verpdichtete und verpresste und damit wie ein "Schleifkopf", bzw. "Schleifpropfen" wirkte.
Beim Anbohren des Basalts war dabei insgesamt die Entstehung der starken gräulichen Einfärbung des Quarzsandes im Bohlochbereich zu beochaten, d.H. der Bohrkopf aus Kupfer griff das Basaltmaterial effektiv an, was auch aus den Bohrgeräuschen abzuleiten war: Bei Bohren mit frischem (scharfkörnigem) Quarzsand entstand ein schleifend-knirschendes Geräusch, bei rasch eintretendem Verbrauch der Scharfkörnigkeit des Quarzsandes (nach nur wenigen Bogenstrichen mit dem Fidelbohrbogen) entstand ein eher quietschendes Geräusch, vermutlich weil der Bohrkopf auf dem entstandenen pudrigen Gemisch aus Quarzsand und Basaltpuder eheh glitt als anschliff. Die Geräuschentwicklung ist beim trennschleifenden Bohren also wohl insgesamt ein starkes Indiz für den Zustand des Abrassivs und kann sehr wahrscheinlich in vielen Fällen als Einschätzungsgrundlage dafür dienen, wann neues, scharfkörniges Abrassiv zugeführt werden sollte, um den Bohrvorgang möglichst effektiv zu halten.
Die Phänomen der Nichtausbildung eines Bohrkerns und Verdichtung von Abrassiv zu einem in einem Hohlbohrkopf eingepressten "Schleifkopf", bzw. Schleifpropfen habe ich bereits bei vorhergehenden Anbohrversuchen mit Bambusrohrabschnitten mit sehr kleinem Durchmesser beobachtet, worüber ich in diesem Thema auch berichtet habe.
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