Waschen in der Ur- und Frühgeschichte

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Beitragvon TZH » 11.02.2010 22:13

Hallo

Es geht auch wenn Mann/Frau (und die Haare) gut eingefettet ist. In Ungarn war im 18-19. Jh. im mehreren Gegenden üblich (wo eine Zeit lang die Hüte nicht im Mode wahren) die Haare ein wenig fettig zu tragen, also gegen Wind und Wetter wurden die Haare bis zum hochglanc mit schmalz eingerieben. Mann und Frau hatte damals schöne lange Haare im Zöpfen geflochten.

Zoltán
Zuletzt geändert von TZH am 13.02.2010 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon S. Crumbach » 12.02.2010 07:28

Bis vor nicht allzulanger Zeit (Anfang 1990ziger) gab es in einen kleinen Dorf in Deutschland (Düsseldorf) auch noch sehr viele Wohnungen ohne Bad (z.B. meine). Es gab das alte Kettwiger Stadtbad, wo man Sonntag Morgen das Baden mit Schwimmen verbunden hat.

Die Bewohner der Birkenstr. sind eigentlich nicht besonders aufgefallen.
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Beitragvon Blattspitze » 12.02.2010 08:37

Ok, d.h.zusammenfassend:
Wir gehen davon aus, dass "sich Waschen" ein rein kulturell bedingtes Phänomen ist, eine Verhaltensweise, die letztlich das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe stärkt, bzw. im weitesten Sinne Informationen übermittelt.

Sind wir also biologisch besser daran angepasst, uns gar nicht, bzw. sehr selten nur mit Wasser zu reinigen ?!
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Beitragvon Bullenwächter » 12.02.2010 08:44

Früher, so vor 50 bis 100 Jahren hat man ein Hemd eine Woche lang getragen und vielleicht nur den Wechselkragen umgedreht oder ausgetauscht und dabei wurde nur einmal in der Woche gebadet. Heute meckern die Arbeitskollegen im Büro schon, wenn man sich nur alle 2 Tage duscht und die Klamotten komplett wechselt :oops:
Ich merke es immer im Urlaub, wo ich micht eben nicht alle 2 Tage dusche: Meine Haut erholt sich nach einiger Zeit und ich fühle mich viel wohler.

Es ist schon sehr paradox was uns die moderne Gesellschaft vorschreibt: Jeden Tag duschen, mit Sagrotan einreiben weil überall böhse Bazillen lauern und ordentlich Deo damit man nicht riecht und damit einem die Frauen hinterherlaufen --- und damit die Haut bei alle dem nicht kaputt geht ordentlich mit Wässerchen, Chremes und Lotionen einreiben - wo soll da noch weiter hin führen?
Dazu kommt je mehr Hygiene wir einhalten und je mehr wir uns waschen und chemen desto mehr nehmen Hautprobleme, Pilzerkrankungen und Allergien zu - eine ewige Spirale....

Es soll jetzt nicht heißen, dass wenn man sich nicht wäscht, man auch nicht die Probleme hat. Sicher gab es früher auch Hautkrankheiten, Allerigen und ähnliches. Aber ich glaube den Menschen ist, durch äußere Zwänge, Werbung etc. wie in vielen anderen Bereichen des Lebens eine Menge natürliche Lebenserfahrung verlorengegangen.

Es könnte so einfach sein...
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Beitragvon Blattspitze » 12.02.2010 10:24

In Ungarn war im 18-19. Jh. im mehreren Gegenden üblich (wo Mann eine Zeit lang die Hüte nicht im Mode wahren) die Haare ein wenig fettig zu tragen, also gegen Wind und Wetter wurden die Haare bis zum hochglanc mit schmalz eingerieben.

Gleiches berichtet "Häuptling Büffelkind Langspeer" von den Plains-Indianern Kanadas. Er erzählt in seinem sehr lesenswerten Buch aber auch, das die (männl.?) Kinder jeden morgen sommers wie winters ins Wasser mussten.
Edit:
Off topic:
Ich empfehle hier ein Buch, dessen Autor dann doch eine zwiespältige Geschichte hat, seufz:
http://en.wikipedia.org/wiki/Chief_Buff ... Long_Lance
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Beitragvon Jøran » 12.02.2010 12:24

Bullenwächter hat geschrieben:Früher, so vor 50 bis 100 Jahren hat man ein Hemd eine Woche lang getragen ...


Häng mal dein Hemd raus zum lüften. Du wirst bemerken, dann riecht es auch nicht mehr so dolle.

Hilsen

Jøran-Njål
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Beitragvon S. Crumbach » 12.02.2010 12:24

Also .. ich bekenne hier mal öffentlich, daß ich nicht jeden Tag dusche und die Haare nur alle 4-5 Tage mit Seife wasche (sonst hätte ich nicht mehr viel davon).

Was mir extrem aufgefallen ist: es ist nicht nur das Duschzwang, sondern mittlerweile auch ein Zwang zum Köperenthaaren angesagt.

Scheinbar auch bei jungen Männern.

Haar an den Beinen rasieren war in meiner Jugend (siehe Bild) noch was für "besondere Gelegenheiten" ..... Heute ist es, naja, umgekehrt?
S. Crumbach
 

Beitragvon Thomas Trauner » 12.02.2010 12:53

Anfangs dachte ich, dass, da wir kein Haarkleid mehr haben, eine Grundpflege nötig ist. Aber nach den ganzen Argumenten hier scheint das Ganze doch eher ein sozialer Vorgang zu sein.
Rein evolutionär ist waschen sogar eher schädlich. Man/frau muss sich ja riechen können. Vermutlich wachsen uns ja auch genau deswegen gerade dort noch verstärkt Haare, die nicht gerade als Schutz interpretierbar sind, sondern eher als "Duftspeicher"

Würde ich das jetzt auf die VG übertragen, korreliert es wohl mit der Komplexität der Gesellschaftsstruktur. Sobald mehrere Menschen aus verschiedenen Gruppen länger zusammenkamen, war der fremde Stallgeruch bestimmt ein Problem.
Demnach würde ich als Markenname für die erste "Seife" wohl "Jericho" wählen. :)

Und es hängt bestimmt auch mit dem Maß der Selbstinszenierung zusammen. Da wir auch 150.000 in Äthiopien oder 35.000 in der/die/das Hohle Fels gezwungen waren, unsere Partner/innen von außerhalb des Familienclans zu suchen, kann ich mir wohl denken, dass zwar bestimmte Duftstoffe nicht vernichtet wurden, aber sich irgendein Common einstellte, der familien/clan/stammes übergreifend war.
Unsere Reaktion auf Düfte ist ja recht weitreichend und verblüffend kompliziert....

Thomas

a propos: Ludwig Thoma schrieb mal, dass die Männer sich Taschentücher, die sie vorher unter den Armen rieben, in die Brusttasche ihrer Jackets steckten, wenn sie auf den Tanzboden gingen. Soll funktioniert haben. :shock: :roll: :wink:
Thomas Trauner
 

Beitragvon Steve Lenz » 12.02.2010 13:03

Ich denke, dass es ein kulturfolgendes Phänomen der Urbanisierung und komprimierten Population sein dürfte - es gehört heute zum "guten Geschmack", "sauber" zu sein. Und wie so vieles wurde auch dieses verstärkt - wir sind nun mal eine Gattung von Posern.

Denn wenn ich mitunter in U-Bahnen zu Feierabend unterwegs bin, rümpfen die Tussis (unisex gemeint) die Nase ob meines Arbeitsgeruchs und meiner dreckigen Stiefel. Dass ich ungeachtet der Aufgebretzeltheit ob des miasmischen Konglomerats überdeckter Eigengerüche (ja, ich kann Deodorants ausblenden, resp. es passiert einfach, da ich übersteigerte Sinneseindrücke dimmen kann) fast das Kotzen kriege mitunter, behalte ich entgegen dessen meist für mich. Denn unter diesem Tarnmantel aus Kunstgerüchen scheinen mitunter Organismen zu schwären, hat fast schon was enzymatisches.
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Beitragvon Bullenwächter » 12.02.2010 13:08

Jøran hat geschrieben:Häng mal dein Hemd raus zum lüften. Du wirst bemerken, dann riecht es auch nicht mehr so dolle.

Hilsen

Jøran-Njål


Einigen (z.B. meinen Arbeitskollegen im Büro) reicht das nicht. Die rümpfen schon die Nase, wenn man mal einen Tag nicht geduscht hat oder man ein Hemd 2 oder 3 Tage an hatte ....
:argh:

Mir (persönlich) sind Klamotten am liebsten, die ich bereits ein oder zwei Tage an hatte
:bleeep:
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Beitragvon Steve Lenz » 12.02.2010 13:25

Ich seh´s so, dass wir momentan sozusagen Rokoko_2.0 durchlaufen:

Eine kleine aufgetakelte Elite (mehrheitlich mit fremdfinanziertem Lebensstandard) definiert Mode über die eigenen Plattformen (Medien) - Teil der (nicht zur Elite gehörenden) Bevölkerung versucht wenigstens etwas von dem Glanz abzubekommen (was seitens der Werbung ja vorgegaukelt wird) und zieht mit.

Der Rest schüttel den Kopf - zieht aber notgedrungen auch mit, da die Existenz davon abhängt.

Politik wird von selbstgefälligen Aktionistikern bestimmt, die sich der Mittel und Wege der bürgerlichen Elite bedienen. Panem et circenses.

Der Ungewaschene gilt als asozial und gehört vorgeführt, gerne wiederum multimedial, da die Elite ja auch Definitionspunkte zur Eigenüberpositionierung benötigt.

Witziger Weise begibt man sich - sobald man droht, der Elite zu entsteigen (abwärts) - in Dschungelcamps ohne "Hygienemöglichkeiten", um wenigstens im Gespräch zu bleiben. Ein ehemaliger CH-Volksbelustiger vertickt Tour-Tickets auf QVC, eine "RTL-Samstag-Nacht"-Comedian von einst gleichen Formats Milbensauger.

Und immer schön die "Pro-Toleranz"-Gutmenschen-Plakate hochhaltend, alles ist erlaubt. Oder denkt Ihr, ein Bruce-Darnel hätte während des AIDS-Aufkommens die Chancen bekommen, die er heute hat? Ok, er ist auch schon am Ausglimmen und macht Werbung für Telefone. Jeder hat seine Zeit.

Nur nicht die Kritiker. Die sind alle und sehr schnell diagnostiziert "...geistig verwirrt...".

Sorry, war für mich mal nötig. Ich frage mich, was Archäologen mal über uns sagen werden. Wie man uns nennen wird.

"Dove"-Kultur.

"Hey, was machst Du?" - "Doof-Reenactment." - "Ach, deswegen dieser seltsame Geruch."
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Beitragvon Jøran » 12.02.2010 17:49

Bullenwächter hat geschrieben:Einigen (z.B. meinen Arbeitskollegen im Büro) reicht das nicht. Die rümpfen schon die Nase, wenn man mal einen Tag nicht geduscht hat oder man ein Hemd 2 oder 3 Tage an hatte ....
:argh:


Mach mal ein Test: Kauf dir ein Hemd gleich 4x und trage dann jeden Tag
ein frisch gewaschenes. Mit 80% Wahrscheinlichkeit werden sie dir am 5 Tag sagen: du stinkst. :glauberger:

Und eine Woche später präsentierst du dann deine Arbeitskollegen diese 4 Hemden.

Hilsen

Jøran-Njål
Jøran
 

Beitragvon S. Crumbach » 12.02.2010 18:29

Großartige Idee!!!!

Ein Sozial-Test :flint:
S. Crumbach
 

Beitragvon Steve Lenz » 12.02.2010 19:04

Woraus resultiert wohl der menschliche Abscheu vor säuerlichen Gerüchen, solange sie von seinesgleichen stammen. Sind das Atavismen von Selbstschutzmechanismen? Einnehmen von Sicherheitsabständen zu den ungesunden Artgenossen?
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Beitragvon Thomas Trauner » 12.02.2010 19:28

Schwierig. Jedenfalls wird Geruch in der sozialen Interaktion unterschätzt. Rein biologisch stattet uns die Evolution mit allen möglichen Düften aus. Das geht ja sogar soweit, dass wir angeblich Paarungsbereitschaft oder Fruchtbarkeitszeiten riechen können. Warum auch nicht...
Genauso umgekehrt.
Blutgeruch oder bestimmte Krankheiten halten uns auf Abstand.

Andererseits gibt es dauernd in allen Zeiten und Kulturen rituelle Waschungen, Reinigungen oder ähnliches. Auch innerlich.
Die Vorstellungen mit etwas Fremden behaftet zu sein, scheint uns vielleicht schon immer zu stören.
Fällt mir noch "ruchlos" ein. Angeblich kommt das Wort daher, weil räuberisches Gesindel nicht nach "Haus" roch.....
Außerdem gibt´s ja die Neurose des Waschzwanges. Irgendeinen archaischen Knopf scheint es also zu geben.
Schwierig.

Thomas
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