Kleidung La Tené (300 bis 100 vor u.Z.)

Vorstellung zur Diskussion

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Beitragvon Hans T. » 01.12.2006 09:17

Gibts auch kaum was. Wobei ich die Gefahr eines Zirkelschlusses bei der Interpretation sehe. "Ah! Karierte Hosen! Muss ein Kelte sein" und schon heisst es, das ist der Beleg für karierte Hosen.

Wobei...interessant ist die Darstellung schon, die zudem ins 3 Jhd. v.Chr datiert. Ich sehe nämlich keine Hosen, sondern Beinlinge und eine Art Badehose...da müsste man fast hochmittelalterliche Schnitte rauskramen. Auch sind die Hosenbeine (wie auch zB auf der Hallstatt-Scheide) sehr körpernah, was für einen echten Schnitt mit Körperkontur spricht, nicht einfach grade herunter.

H.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Beitragvon S. Crumbach » 01.12.2006 10:01

Das sehe ich auch so.
Auf Stefans Seite sind Bilder von einer solchen Konstruktion.

Und - bitte nehmt es mit nicht übel - auf der Hallstattschwert-Scheide ist mit Interpretation sogar ein "blanker" Männerhintern mit Beinlingen zu sehen ... (Oder arbeite ich bloß zu viel :oops: :oops: :oops: )
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Beitragvon Hans T. » 01.12.2006 10:18

Du arbeitest zu viel und hast Phantasien. Und...ich habe keine Probleme, meine Beine öffentlich zu zeigen, aber das reicht!

H.
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Beitragvon S. Crumbach » 01.12.2006 11:36

Thomas - es ist eine waghalsige Aktion aus einem galoppierenden Pferd dargestellt. Also dann doch etwas was Mann nicht dauernd macht .... jedenfalls nicht im Büro oder so :oops: :oops: :oops:
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Beitragvon Dain II. » 01.12.2006 13:37

Also ich hab hier die 1:1 Fundzeichnung der Schwertscheide vor mir liegen und erkenne da keinen blanken Männerhintern ( :jive: Puhh!) da der dann durch den Klappenrock/die Tunika mit langen Rücken verdeckt werden würde. Ich sehe da viel eher Hosen ( :riding: Viva la brakae!) Auch auf der Mänchenfiebel vom Dürrnberg (spätes 5. Jh) sehe ich eine Hose die bis zum Gürtel auf Tailienhöhe geht und im Schritt geschlossen ist. Bis auf den Hut und die körpernähe der Hosen sieht für mich die Tracht von der Mänchenfiebel genau so aus wie die von der Schwertscheide, nicht zuletzt wegen der zeitlichen Übereinstimmung und dem Klappenrock der vorne auf Gürtelhöhe endet und nach hinten auf Kniehöhe abfällt und auf beiden Abbildungen zu erkennen ist. Und dann wären da noch die Erwähnungen von Hosen bei der Stürmung Roms 386 (würde sogar noch in den Datierungsraum der Hallstattschwertscheide passen 420-380). Die Sennonen kamen aus Gallien und sind so gut wie direkt nach ihrem Einfall nach Rom weitergezogen. Da die Hose aber aus dem Osten kam (Skythen, Perser) müssten die Stämme östlich von Mittelgallien schon die Hose kennengelernt haben.

Soviel mal dazu von einem Hosenverfechter :D (mag keine Beinlinge tragen müssen :cry: )
Dain II.
 

Beitragvon Thomas Trauner » 04.12.2006 08:53

Sylvia - ohne jetzt irgendwie detailversessen zu wirken zu wollen:

Hans T. - mein Bruder
Thomas Trauner - ich :D :D

Wobei ich trotzdem Dain und meinem Bruder recht gebe.
Es sind viel eher Rockschöße, die über den Hintern reichen.
Dain schreibts ja auch, unterstützt wird die Sicht durch die Fibel vom Dürrnberg.....

Th.
Thomas Trauner
 

Beitragvon S. Crumbach » 04.12.2006 09:13

Hallo Thomas, entschuldige bitte.

Was die "Beinlinge" angeht bin ich noch nicht so ganz einig mit mir wie ich das sehen möchte. Mal sehen wie modemutig die Männerwelt hier ist :wink:
S. Crumbach
 

Beitragvon Steve Lenz » 04.12.2006 10:16

Ich habe auch keinerlei Probleme mit Lendenschurz (auch in der frühen Eisenzeit) und Beinlingen.

Und wenn ich mir verschiedene Darstellungen (z.B. Capestrano, Gundestrup, Hallstatt-994 oder o.g.) ansehe, so kann m.E. Beinkleidung in solcher oder gar einer Art Bruche und Beinlinge postuliert werden.
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Beitragvon Thomas Trauner » 04.12.2006 13:57

AAAAAAAAAAAAAAAAAAH.
Die Kelten trugen HOSEN ! Hosen ! Bracae nennen sie sie. Sagen sogar schon die Römer

Hosen !!! Keine Indianer. H O S E N .
Capestrano ist KEIN Kelte, Gundestrup wimmelt nur so von Hosen und bei 994 sind es Jackenschößlinge. Wie bei einem Dirigenten.

H O S E N !

Was ? - ist gut, Schwester...Nein... . Ich habe meine Tabletten noch nicht....Bitte ? Jetzt ? Aber wo ich doch gerade.....Wrmtopargfdag höd
Thomas Trauner
 

Beitragvon Steve Lenz » 04.12.2006 14:03

oder gar einer Art Bruche und Beinlinge


Ganz ruhig, Thomas! :D

Klar dürften sie auch Hosen getragen haben - aber alle und überall? :idea:

Obwohl:

Da?s hier ab (!) 300 vuZ dürfte sich die Hose durchaus durchgesetzt haben. (Ich bin ja schon still! :roll: )
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Beitragvon S. Crumbach » 04.12.2006 14:17

Also ich möchte mich jetzt nicht über den feinripp-artigen Chic der Gundestrup-Anzüge auslassen ....... :oops:

Aber scheinbar führt es zu aufwallenden Reaktionen, wenn man Männern an die Hose will. :roll:

Die Bracas sind knielange Hosen, oder?
S. Crumbach
 

Beitragvon Steve Lenz » 04.12.2006 14:28

Ist eigentlich außer mir noch niemandem die Klangähnlichkeit zwischen "bracae", "breeches" und "Bruche" aufgefallen?

M.W. ist dies die Bezeichnung für eine Kniebundhose! :idea:
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Beitragvon Thomas Trauner » 04.12.2006 14:40

Mir gehts doch nur um die vorliegenden Fakten:
Hallstatt C/D: Keine direkten Nachweise. Nach, nicht unbedingt keltischen, Abbildungen, Tuniken, keine Hosen.
Der Gletscher-Fund von zwei verschiedenen Beinlingen aus Wolle spricht sowohl für als auch gegen Hosen, da es sich um zusätzliche Bekleidungsstücke handelt.

Lat-Tené: Ab Mittel-LT keine Frage.
LtA/B:
a)Schwertscheide Hallstatt - na gut - wer unbedingt hier Beinlinge sehen will...Wobei mir das, vor allem bei den stehenden Figuren (die mit dem Rad...) mehr als schleierhaft ist.
b) Figürliche Fibel vom Dürrnberg. Hier erkennt man weite Hosen und einen nach hinten verlängerten Rockschoß.
c) Die Stele vom Glauberg ist ohne Hosen, richtig. Hier stellt sich aber mehr als bei den anderen beiden Funden die Frage nach dem Sinn und Zweck der Darstellung. Die Stele kopiert oder übernimmt eine griechisch/ägyptische Darstellungsweise, ähnlich wie die Stele von Hirschlanden (oder Capestrano...)
Dass Panzer in Zusammenhang mit Beinkleidung vorkam, zeigt widerrum die Schwertscheide, also scheint es kein "stilbruch" gewesen zu sein, großgriechische Panzer zusammen mit ..äh...Beinkleidern zu tragen.

Was haben wir also:
Eine Fibel, die deutlich Hosen zeigt.
Eine toreutische Arbeit, die interpretierbar ist
Eine Stele, die sehr deutlich kultischem Zweck dient und sich an nichtkeltische Vorbildern orientiert.
Die Aussage der Römer. Wobei gerade ja die kurzen römischen Reithosen (bracae) sehr im Verdacht stehen, keltisch zu sein.

Das Postulieren von Leggings ruht nur auf der Interpretation einer einzigen Darstellung, die aber zwanglos genauso für vollständige Hosen spricht.
Ist einfach zu dünn, finde ich. Für Ha C geht es freilich durch, aber für Lt A ...ich weiß nicht....

Nix für ungut.

Th.
Thomas Trauner
 

Beitragvon Hans T. » 04.12.2006 14:41

Jetzt wirds wild...Kniebundhosen...!!! Solchen Sprachspielerein haben wirs zu verdanken, dass sich jeder Ire für einen Kelten hält und jetzt wollt ihr auch noch Kniebundhosen einführen.

Hans
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Beitragvon Steve Lenz » 04.12.2006 14:45

Ich will nichts einführen, Hans! :lol: Ich wollt?s lediglich erwähnen!

Wenn ich tatsächlich noch eine früheisenzeitliche Darstellung erarbeite, welche zudem Hosen als Trachtbestandteil beinhaltet, mache ich was skythisches! :D
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