Knochenflöte "Geissenklösterle"

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Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon FlintMetz » 23.07.2012 09:15

Hallo zusammen,

ich habe mal vor einiger Zeit die Schwanenflöte aus dem Geisenklösterle nachgebaut (möglichst nah am Original), jedoch leider so gut wie keinen echten Ton darauf spielen können. Auch andere Musik-Profis konnten damit nichts anfangen. Als vor kurzem eine arch. Sonderausstellung am Jexhof bei Fürstenfeldbruck eröffnet wurde, konnten wir den "Stopherl" der Familie Well (Biermösl Blosn) dazu überreden, es mit meiner Flöte zu versuchen und was dieser weit hin als Ton-Genie bekannter Musiker herausbrachte, kann man hier bewundern:

http://youtu.be/d7Oqcu7xEC4

Leider ohne bayerische Untertitel - für die Nordlichter dürfte also die Vorrede etwas unverständlich sein, aber ab 3.15 kommt dann richtig Musik! Mehr verrat ich nicht.... einfach ankucken und Lautsprecher auf gaaaanz laut stellen :D



Schöne Grüße...

Robert
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Re: Knochenflöte "Geisenklösterle"

Beitragvon Manu » 24.07.2012 06:20

Ich habe alles gut verstanden, bin aber eh ausm Süden.

Die Töne, ja sogar richtige Musik! die er aus der Flöte lockt sind sehr schön. Wenn jetzt noch das Ambiente stimmt, dann ist es für mich die schönste Musik ... und es ist immer auch eine Offenbarung der Gefühle des Spielers.
Manu
 

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon ulfr » 25.07.2012 10:02

Schön!
Wie hast Du das Mundstück gestaltet? Kannst Du Bilder von der Flöte einstellen?
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon FlintMetz » 25.07.2012 19:12

Heul!!! Nein, leider hab ich keine Bilder davon gemacht und die Flöte ist jetzt in Besitz des Spielers. Aber Form und vor allem das Mundstück ist genau so gestaltet, wie in Seebergers Buch "Steinzeit selbst erleben" beschrieben. Und auf Seite 59 ist auch eine Abbildung davon...

Ich finde es eben sehr erstaunlich, dass man damit auch richtig spielen kann - und sogar echt gut!!!! Alle bisherigen Leute haben und hatten damit so ihre Probleme :)

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon Bach » 26.07.2012 00:05

Wunderbar! Danke für's bauen, filmen, hochladen und einstellen.
RobertGraf hat geschrieben:Ich finde es eben sehr erstaunlich, dass man damit auch richtig spielen kann - und sogar echt gut!!!! Alle bisherigen Leute haben und hatten damit so ihre Probleme :)
Angesichts der Tatsache, dass es sich bei dem Ding um eine Flöte handelt finde ich das eigentlich nicht so erstaunlich. :wink: Allerdings haben's die urgeschichtlichen Flöten schon ein bisschen in sich, ich hatte einige Mühe meiner Hagnau-Burg Reko Töne zu entlocken und die scheint nicht annähernd so schwer zu spielen zu sein wie jene vom Geissenklösterle. Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass mit den fünf Löchern eine pentatonische Tonleiter entsteht. Gibt es Hinweise auf fünf Löcher bei einem der Funde?

Grüsse
Andreas
Bach
 

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon FlintMetz » 26.07.2012 06:36

@Bach: Soviel ich weiß, sind an dem Flöten-Original nur 3,5 Löcher erhalten. Wie man bei dem Reko-Vorschlag auf 5 kommt, kann ich Dir leider auch nicht sagen. Aber dafür haben wir ja Leute hier im Forum, die da sicher mehr drüber wissen... Oder?

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon ulfr » 26.07.2012 18:02

Die Schwanenknochenflöte hat nur 3 Löcher, ob sie allerdings ganz erhalten ist, ist unklar.
Hier ist auch kein Mundstück - wie putativ auch immer - zu erkennen, kein "halbes" Loch an einem Ende oder eine Abschrägung.

Die Geierknochenflöte hat 4,5 Löcher, wobei das halbe auch das Mundstück bzw. Anblasende sein kann oder aber doch ein 5tes Loch.

Fritz hat an alle Flöten immer ein abgeschrägtes Ende anrekonstruiert, im Fall der Schwanenflöte an das nicht erhaltene Ende, und damit ein Labium geschaffen, ähnlich wie bei eine Qena oder auch bei der Hagnauer (allerdings BZ und daher als Vergleich fraglich ...), die ich gar nicht so schwierig anzuspielen fand :oops:

Bernadette hat meine Schwanenflöte ohne Abschrägung spielen können http://hw.oeaw.ac.at/0xc1aa500d_0x0023b9f9, diese ist ein fast exakter Nachbau.
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon FlintMetz » 26.07.2012 18:31

Wow - SOUND!!!

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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon Manu » 28.07.2012 10:49

Das ist ja wunderschön. Sie hat die Flöte wunderbar gespielt. Man denke an ein Höhle, sie sitzt auf einem kleine Felsvorsprung unten lauschen die Menschen dieser besonderen Musik ... schwärm ... Danke für die schöne Aufnahme.
Manu
 

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon Nils B. » 28.07.2012 11:10

Wunderschön!
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon ulfr » 28.07.2012 16:39

Übrigens: ich bin IMMER auf der Suche nach Flügelknochen, vor allem Radien (Speichen), aber auch Ulnen (Ellen) von großen Vögeln ... Im Tausch kann man mir da regelrecht Schätze entlocken ... :D
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon Blattspitze » 28.07.2012 23:24

Das muss hier unbedingt hin:

http://www.youtube.com/watch?v=yUCBBDV2 ... re=related

(Hier
http://www.geo.uni-tuebingen.de/?id=2732
sind mehrere schöne pdf`s zu den Flöten aus dem Geissenklösterle zu finden.)
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon ulfr » 29.07.2012 08:46

Danke, M., zuviel der Ehre, vor allem, weil ich erst seit diesem Früjhjahr weiß, dass man auf der Flöte auch richtig spielen kann :lol: . Ich habe versucht, die Flöte wie eine Nay zu spielen, im Grunde ist dabei aber nicht viel mehr als verstärktes Pfeifen herausgekommen. Demnächst werde ich Aufnahmen von Bernadette hochladen, die wir für ein Kunstprojekt aufgenommen haben, da entlockt sie der Geierknochenflöte solch süße Melodeien, dass einem schwindlig wird ...
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon LS » 29.07.2012 13:48

Bernadette spielt großartig. Ich möchte trotzdem mal ein bisschen meckern: Je mehr Melodien mit unserer westlichen Mollpentatonik auf solchen Flöten in Umlauf gebracht werden, um so selbstverständlicher glaubt der interessierte Laie, dass nur so etwas gespielt worden sein kann. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass die Aurignacienler ausgerechnet unsere heutige Pentatonik angewandt haben. Indianische Flöten waren zum Bleistift noch im 19. Jahrhundert in allen möglichen Stimmungen im Umlauf. Was denkt Ihr dazu?

Grüße, L.

PS: Wer gar nicht weiß, was ich meine, z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Modale_Tonleitern
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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Beitragvon hugo » 29.07.2012 14:10

@ LS: Mich würde es nicht wundern, wenn die europäische Pentatonik ihre Wurzeln tatsächlich im Aurignacien hätte. Jetzt sind die Musikhistoriker gefordert, die musikalische Entwicklung von den Altamerikanern über die kolonisationszeitlichen Indianer bis heute zu analysieren.
Der Schluss ähnliche Kulturstufe=ähnliches Kunstinventar mag vielleicht noch auf die Ikonographie zutreffen, auf Sprache und Musik aber nicht unbedingt.

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