schleuderguss ?

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Beitragvon Dago » 23.01.2009 22:01

Die Funde datieren knapp außerhalb des hier besprochenen Zeitrahmen (9. Jhr.). Ich denke das es nicht so Zweckmässig ist ein Blei/Zinnmodel für ein Ausschmelzverfahren zu verwenden.
Grüsse
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Beitragvon Mela » 25.01.2009 22:45

Ich kenn mich ja mit Jastorf herzlich wenig aus (weder meine Zeit noch meine Region :oops: ), aber kannst Du mir vielleicht ein Zitat geben, dann kann ich mir das Stück vielleicht mal ansehen.

Bist Du ganz sicher, dass es aus einem Guss ist? (die Kombi massiv/Tonkern finde ich verdächtig)
Kennst Du die Legierung - die Zeitstellung könnte auch "giessfreudigere" Legierungen möglich machen als reine Zinnbronzen.

Ansonsten - eher grundsätzlich - liegt die Kunst eher in den Formen, bzw. dem Material, als an der Feinheit der "Kurven" des Objektes. Das Formmaterial muss möglichst porös sein - und gleichzeitig stabil genug.
(Wir timen unsere verlorenen Formen immer ziemlich genau, wenn man sie mit Modell im Inneren zu lange trocknen lässt, reissen sie).

Keine grosse Hilfe, sorry - aber vielleicht hilft mir ein Bild weiter :wink:

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Dago » 25.01.2009 23:01

An eine komplizierte Einguß/ Steiger Konstruktion hab ich auch schon gedacht. Oder aber das Stück ist nicht auf einmal gegossen worden sondern Teile im Überfangguss angefügt.
Grüsse
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Beitragvon Claudia » 26.01.2009 11:41

Ich hatte neulich erst einen Artikel in den Fingern, der berichtet, daß das Ausschmelzverfahren mit verlorenen Bleimodellen nicht funktioniert, weil die immer Oxidationsreste in den Formen hinterlassen und dadurch auf den Gußstücken ausgesprochen unschöne Löcher erzeugen. War glaube ich im Archäologischen Korrespondenzblatt. Hatte ich mir eh schon für Dago markiert :-)
Ich suchs heute abend mal raus.
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blei

Beitragvon sebastian » 26.01.2009 15:57

klar, das hatte ich voll verdrängt, blei kriecht ja entlang der korngrenzen
in die legierung und macht auch spätere brüche...blöde idee.
@mela, dago, ja an der einguss und lutkanalproblematik muss ich jetzt
tüfteln. zu den fragen, ob an einem stück gegossen, welche legierung
und ob überfangguss kann ich jetzt noch nicht so viel sagen, weil die
untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.
nehmt ihr lehm, ton oder schamottezement al einbettmasse ? habt ihr
da schomal mit einer art armierung aus heu versucht ?

sebastian
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Beitragvon Mela » 26.01.2009 16:06

Sebastian, ich sage nur Pferdehaar :wink: (DAS Magerungsmaterial für verlorene Formen *dankanAndersinSchwedenfürdenTipp*) Bei der Tonmischung wirst Du selber "pröbeln" müssen, jeder Anbieter hat ja etwas anderen Ton.

Liebe Grüsse

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Beitragvon Claudia » 26.01.2009 16:14

Ich hatte mal Pferdeäppel von weidenden Pferden als Magerung empfohlen bekommen. Wichtig ist halt, daß die Viecher nur Gras gefressen haben und keine Körnerfütterung bekommen haben, dann hat man nur schöne feine Fusseln in den Äppeln. Etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber gut funktioniert. Ob Pferdehaare eine noch feinere Struktur machen, kann ich nicht sagen, dafür hab ich zuwenig Erfahrung.
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danke

Beitragvon sebastian » 26.01.2009 16:39

vielen dank für die hinweise.
pferdehaar--tres interessant...normales "fell"-haar, oder mähne/schweif ?
pferdeäpfel...als magerung denkbar, aber als armierung....hmm
sebastian
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Beitragvon Mela » 26.01.2009 21:57

Schweif - aber vorsichtig! Pferdemädels reagieren ewas zu hysterischen Ausbrüchen :lol:

Pferdeäpfel fand ich auch eher gewöhnungsbedürftig - aber funktionieren tun sie, das ist wahr.

Liebe Grüsse

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Beitragvon Dago » 26.01.2009 22:30

Bleispuren im Guss ist eine ganz üble Sache, es Frist Löcher und versaut schnell jede Legierung. Blei bewirkt schon in kleine Spuren das eine Legierung spröde wird.
Grüsse
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Beitragvon Fridolin » 26.01.2009 22:46

Gegossene bleihaltige Bronzen sind gar nicht so selten, z.B. in Armringen oder Münzen. Alles was nicht weiter mechanisch bearbeitet werden musste.

Gehämmerte Bleche sind dagegen bleifrei, logo.

Manchmal kann man einen merklichen Bleigehalt von Bronzen an der Färbung der Patina "ablesen", die tendiert dann nämlich in Richtung olivgrün...

Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon Mela » 27.01.2009 09:36

Ja, muss ich Fridolin rechtgeben - Blei als Legierungsbestandteil ist wirklich nicht allzu selten.

Liebe Grüsse

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was anderes

Beitragvon sebastian » 27.01.2009 09:54

blei als legierungsbestandteil verhält sich scheinbar anders, als wenn es
als "störung" im werkstück ist. mir sind auch bronzefunde mit bis zu 30(!!!)
prozent blei bekannt, aber wenn dir beim ziselieren ein krümel von der
bleiplatte am werkstück haftet, und beim ausglühen reinfrisst, dann ist
ein haufen arbeit perdü, und du kannst es noch nichtmal wieder einschmelzen,
ohne die legierung gründlich zu reinigen...

naja, pferdeschweif ist aufzutreiben, aber das riecht schon streng beim
ausschmelzen und ausbrennen der form, oder ?

sebastian
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Beitragvon Fridolin » 27.01.2009 10:07

Blei geht nur bis max 3 % ins Kristallgitter ein. Darüber gibt es Entmischungen: an Korngrenzen oder als Lunker oder bei sehr hohen Gehalten als "Bodensatz" infolge Schwerkraftseigerung.
Das freie Blei kann beim Schmieden Probleme machen.

Man muss den Bleigehalt auch unter ökonomischen Gesichtspunkten sehen: Blei war Abfallprodukt bei der Silbergewinnung aus Bleierzen (silberhaltiger Bleiglanz) und demzufolge billiger als Kupfer oder Zinn.

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Beitragvon Wandalstouring » 27.01.2009 14:24

Blei war auch Kollektor für Silber und man hat bei der Gewinnung ständig Verluste(giftiges Gas) die ersetzt werden mußten. Es gibt Arbeiten die den Bleikollektor schon für die frühe römische Kaiserzeit annehmen. In der frühen Neuzeit gibt es dann Auffanganlagen in denen viel Blei und ein bißchen Silber aus der abkühlenden Luft gewonnen werden.

Ausserdem läßt sich Blei gut mit Schleudern verschiessen oder als billiges Material für Gußbefestigungen verwenden.

Die Bleimodeln für Fibeln gab es anscheinend wirklich, aber ich vermute dass damit ein Abdruck gemacht wurde und der ausgegossen.
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