Verarbeitung von Blattfedern

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Verarbeitung von Blattfedern

Beitragvon TZH » 05.02.2011 12:58

Servus!

Ein ungarische Scmied fertigt gerade ein 16. Jh. Armbrustreplika an. Dem Bogen hat er aus ein Blattfeder "geschmiedet", so, dass er dem Stahl auf zirka 300 °C, also erheblich unter die Anlasstemperatur (nicht zu sprechen von Schmiedetemperatur) erhizt hat, und es auf dem Amboss in Form gehämmert hat.
Er sagt, so hat er das Kristallensturktur im Stahl nicht verendert, die urspüngliche Härte und Ellastizität ist die gleiche geblieben.
Könnte das stimmen?
Ich hätte angst vor ewentuellen Rissen von diesen Kaltschmieden im Stahl und das mir bei einer Bruch des 500 Lb Bogen wehrend das Zhielen das Hirn vielleicht weggeschossen wird...

(Ihr weisst ja, wie : " Was ist das, in einem Ohr rein, an anderem Raus, und es bleibt trotzdem im Kopf?
-Ein Spitzhacke...)

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Beitragvon XorX » 05.02.2011 14:04

ääääh, ich würd da die Finger davonlassen!!!
300°C ist in etwa die Anlaßtemperatur für "federnden" Federstahl, aber definitiv keine Umformtemperatur.
V.A. kann man da ja noch nichtmal feststellen, ob die (bereits benutzte?) Blattfeder nicht schon Ermüdungsrisse hat.

Der einzig sichere Weg zum Bogen: definiertes NEU-Material besorgen (z.B. 1.5026 / 55Si7 ), bei passenden Temperaturen schmieden, evtl. spanend fertigbearbeiten, normalglühen, härten, anlassen auf eine temperatur, die für die gewünschte Federwirkung geeignet ist. Die entsprechenden Temperaturen je Stahl stehen in jedem besseren Metall-Tabellenbuch.

gruß

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Beitragvon TZH » 06.02.2011 21:09

Danke! Ich habe es ihn auch sowas in der Art gesagt. Mit sowas würde ich nicht schiessen. Ich habe CrV51, daraus werde ich ein Indo-persisches Stahlbogen schmieden (hab in Kunst und Krempel vor einigen Jahren gesehen), und es dann irgendwo härten lassen.

Nochmals danke!

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Beitragvon ulfr » 07.02.2011 10:24

Einen schönen Bericht über indopersische Stahlbögen findest Du in "Traditionell Bogenschießen" Nr. 47 und 48
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Beitragvon TZH » 07.02.2011 15:43

Danke schön!

Die Bögen, die ich neuerdings im Net sehen kann, sind meistens so Unikatstücke, oder bis zum gehtnichtsmehr verzierte Bögen für neureiche Maharadjen-Snobs :lol: Der Bogen in KUK sah aus, wie eine Waffe. Gott sei Dank habe ich die Folge aufgezeichnet.

LG:

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Re: Verarbeitung von Blattfedern

Beitragvon Sculpteur » 23.02.2023 18:45

TZH hat geschrieben:Ein ungarische Scmied fertigt gerade ein 16. Jh. Armbrustreplika an. Dem Bogen hat er aus ein Blattfeder "geschmiedet", so, dass er dem Stahl auf zirka 300 °C, also erheblich unter die Anlasstemperatur (nicht zu sprechen von Schmiedetemperatur) erhizt hat, und es auf dem Amboss in Form gehämmert hat.
Er sagt, so hat er das Kristallensturktur im Stahl nicht verendert, die urspüngliche Härte und Ellastizität ist die gleiche geblieben.
Könnte das stimmen?
Ich hätte angst vor ewentuellen Rissen von diesen Kaltschmieden im Stahl und das mir bei einer Bruch des 500 Lb Bogen wehrend das Zhielen das Hirn vielleicht weggeschossen wird...

(Ihr weisst ja, wie : " Was ist das, in einem Ohr rein, an anderem Raus, und es bleibt trotzdem im Kopf?
-Ein Spitzhacke...)

Zoltán :lol:


Exakt mit dieser Frage setze ich mich aktuell auseinander und frage mich ob es hierzu Studien und Veröffentlichungen gibt?

In der Ausbildung zum Steinmetzen und Steinbildhauer hat unser Lehrmeister in der überbetrieblichen Ausbildung in Königslutter ein Stück runden VA-Stahl (Durchmesser vermutlich 1 cm) kalt mit einem Fäustel großzügig zu einem Modelliereisen von Esslöffelgröße ausgeschmiedet (ich erinnere mich jedenfalls nicht daran, dass er den Vanadiumstahl erhitzt hat. Auf jeden Fall wurde der Stahl nicht zum Glühen gebracht, wenn dann allerhöchstens mit einem Gasbrenner erhitzt ohne signifikante Verfärbung. Wie gesagt: Ich erinnere mich nicht mehr, es ist über 30 Jahre her.

Wer erinnert sich?: In den 80ern hat jemand in der ZDF-Fernsehsendung "Wetten Dass" ein Stück Eisen oder Stahl auf einem Amboß mit einem Schmiedehammer nur durch Behämmern zum leichten rot-orangeglühen gebracht. Allerdings musste dafür das Studiolicht erheblich gedimmt werden.

In einem meiner Steinbearbeitungsvorversuche aus dem Jahre 2018 habe ich einen von N.N. zur Verfügung gestellten selbstgegossenen Kupfermeissel mit einem Hämmerstein solange behämmert, dass er sich stark verformt hat

(Filmminute 16:08 - 17:30):

https://youtu.be/YS__g1FEoAU

In dem Meisselschaft fand währenddessen eine starke Wärmeentwicklung statt.
Der gleiche Effekt lässt sich beobachten, wenn ein Stück Kupferleitungsdraht durch verdrehen solange verzwirbelt wird, bis er reißt (bitte nicht nachmachen, die Hitzeentwicklung kann sehr unangenehm an den Fingern werden).

In dem sehenswerten Dokumentarfilm "Der Schleifsteinhauer aus dem Gosautal - Der letzte seines Standes" [Quelle Youtube] wird deutlich, dass sich Eisen in der Verwendung als Werkzeug (hier Zweispitz) allein durch die beim Einsatz entstehende Reibungswärme und den Impact der Hiebe verformen kann, ohne zu reißen:

(z.B.Filmminute 00:08:27 - 00:09:00)
https://youtu.be/CM6oGFK58_k

(Im Video schmiedet der Schleifsteinhauer die verformte Spitze des Zweispitz dann notdürftig vor Ort ohne Schmiedefeuer kalt zurecht.)

Inwieweit die im Film begutachtete Zweispitzspitz noch schmiedetechnisch gehärtet war oder nicht, kann natürlich nicht beurteilt werden.

An Steinmetzeisen sieht man, dass sich der Aufschlagbereich eines Eisens auf den ein Eisenhammer (z.B. Fäustel) auftriffft, mit der Zeit zunächst stark verformt, bevor er reißt und deshalb abgeschliffen werden sollte um schwerwiegenden Verletzungsgefahren zu vermeiden:

(z.B. Filmminute 00:0:03 - 00:00:50)

https://www.youtube.com/watch?v=zB_ZkaFzT6k

Ich suche jetzt eine Veröffentlichung,m die mir Aufschluss darüber gibt, inwieweit sich Eisenwerkstoffe mit den Charakteristika von Meteroiteneisen deutlich unter der Schmeltztemperatur von Eisen schmiedetechnisch ohne Defizite bearberiten lässt (siehe Tut Anch Amuns Dolch).

XorX hat geschrieben:die für die gewünschte Federwirkung geeignet ist. Die entsprechenden Temperaturen je Stahl stehen in jedem besseren Metall-Tabellenbuch.
XorX


@XorX: Kannst Du mir hierzu bitte eine konkrete Quelle nennen? Danke!

Quellen:

Youtube:
Youtubekanal (Kanalname): LectionesScientiaArtis
Titel des Videos: Altes Ägypten, Hartgesteinsbearbeitung (2): Werkzeugerprobung an Granit (1) (2018)
Link zum Youtube-Video: https://youtu.be/YS__g1FEoAU
Zeitpunkt des Abrufs: 23.02.23; 19:22 UIhr MEZ

Youtubekanal (Kanalname): Handwerk-Zeitreise
Titel des Videos: Der Schleifsteinhauer aus dem Gosautal - Der Letzte seines Standes
Link zum Youtube-Video: https://youtu.be/CM6oGFK58_k
Zeitpunkt des Abrufs: 23.02.23; 19:27 Uhr MEZ

Youtubekanal (Kanalname): Handwerk-Zeitreise
Titel des Videos: ROCKFACING AND SHAPING STONES (Part 4) Mike Haduck
Link zum Youtube-Video: https://youtu.be/zB_ZkaFzT6k
Zeitpunkt des Abrufs: 23.02.23; 19:29 Uhr MEZ

deutschsprachige Wikipedia:
Bibliografische Angaben für „Tutanchamun“
Seitentitel: Tutanchamun
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Datum des Abrufs: 23. Februar 2023, 18:47 UTC
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