Vorbereitungen zum Spinnen

Auch die Verarbeitung von Pflanzenfasern zu Stoffen, Wolle, Filz etc. findet hier Platz.

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Vorbereitungen zum Spinnen

Beitragvon Dain II. » 29.12.2005 14:20

Hallo, ihr Textilspezialistinnen.

Ich wollte wissen ob euch bekannt ist ob für die Hallstatt- und Latenezeit Karden belegt sind? Und falls nicht, kann man trotzdem annehmen dass es sie gegeben haben könnte (Holzhaken?) oder wurde die Wolle "nur" gekämmt, oder nur grob aufgelegt vor dem verspinnen? Gibts überhaupt Wollkammfunde aus dieser Zeit? Kann man aus den Textilresten (z.B. aus den Bergwerken in Hallstatt/Hallein) noch entnehmen wie die Wolle vorverarbeitet wurde?

Trennten die Menschen zur keltischen Epoche schon das Deck- vom Unterhaar? Ich glaube mich erinnern zu können, dass das nicht der Fall war?!

Und zu guter letzt, was für Wolle ist für Stoffrekonstruktionen vertretbar, wenn man sich keine Schafe rückzüchten möchte/kann? Shettland- oder Merinowolle? Oder sollte man die Wolle einfach von Schafen aus der Umgebung beziehen, wobei ich mir bewusst bin dass es sich hier um vermutlich speziell gezüchtete Schafe handeln wird. Vielleicht Wolle aus Island?

lg Stephan
Dain II.
 

Beitragvon FaethorFerenczy » 29.12.2005 16:47

Ich hab gelesen, das z.B. das Waldschaf am nächsten mit den mittelalterlichen Rassen verwandt ist. Oder du nimmst tatsächlich Islandwolle wobei die für keltenreenactment eher unauthentisch sein dürfte.
Ich weiß von den Germanen (frag mich jetzt bloß nicht in welchem buch das stand da müßt ich erst mal ganz intensiev suchen) das die Kardendistel genommen wurde. Hab aber auch schon öfter gelesen, das das eher unpraktikabel ist. Im TV ist dazu ein ganz ausführlicher Thread.
Wie genau es bei den Kelten aussah kann ich dir aber auch nicht sagen, ich bin einfach mal so frech und schließe von den Germanen.
Meine 2 Cent
Ina
FaethorFerenczy
 

Beitragvon Hans T. » 29.12.2005 17:53

Möglicherweise bekomm' ich jetzt von der Textilfraktion die Hucke voll...aber jetzt auch noch die exakten Schafsrassen....also ich weiss nicht. Ich kann mit meinem männlichen, durch den ständigen Blick nach Schwertern und sonstigen Mannbarkeitsattributen verdorbenen Augen einfach bei den Endprodukten ( Gewebereste Hallstatt zB) und den bei uns im Museum von flinker Kolleginnenhand gesponnenen Fäden/Geweben aus Wolle vom übernächsten Bauern* einfach keinen Unterschied erkennen. :roll:

Was die Karden anbelangt: Mir nix bekannt im Fundgut, was aber nicht unbedingt was heissen soll.

Grüße
Hans

*dessen Schafe, natürlich
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Beitragvon FaethorFerenczy » 29.12.2005 18:39

Wolle vom übernächsten Bauern. Wie sich die wohl verspinnen läßt :wink:
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Beitragvon Dain II. » 29.12.2005 19:22

Optisch vielleicht nicht, Hans, aber mir würde es sonst schon wieder nur wie eine Zwischenlösung vorkommen. Ich hab es nämlich satt, dass meine Ausrüstung aus lauter vorgefertigten Produkten besteht, das fühlt sich irgendwie nicht gut/richtig für mich an, ich will das alles selbst herstellen (ausgenommen meine Waffen 8) ).

Die Kardendistel ist mir nur im Zusammenhang mit dem nachträglichen aufrauhen von Stoff bekannt, kann aber auch sein das sie zum kardieren benutzt wurde.

Ach ja und noch eine Frage. Im Wikingnet wurde geschrieben das man das Wollfett am besten erst nach dem Weben auswäscht damit die Farben beim färben halten. Das mag vielleicht für einfarbige Stoffe geeignet sein aber wie ist das mit karierten, gestreiften oder Fischgratstoffen. Sollte man da nicht schon die Fäden entfetten um sie vor dem verweben färben zu können?

lg Stephan
Dain II.
 

Beitragvon Bullenwächter » 30.12.2005 10:25

Zu den verschiedenen Schafrassen und Wollsorten fällt mir noch was ein:

Es wurden die Schafe ja nicht immer geschoren um an deren Wolle zu kommen. Irgendjemand sagte mir mal, daß für viele Gewebe die Unterwolle der Schafe aus dem Fell des Ttieres gezupft wurde um eine feine, weiche Wolle zu bekommen. Hat hierzu jemand genauere Angaben :?:

Andi
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Beitragvon Andrea » 31.12.2005 15:17

@Dain mein Respekt, dass du alles selbst machen möchtest und auf Originalität achtest!
Dazu würde mir die Zeit fehlen, obwohl ich schon fleißig auf den Eigenbedarf spinne (übrigens auch Vlies vom "übernächsten" Bauern... 8) ).

Irgendwer hat mir mal was von Skudden gesagt, dass die wohl nahe an alten Rassen dran seien, aber genau weiß ichs nicht. "Alte" Rassen sind wohl auch die Heidschnucke (nicht schnuckelig zu verspinnen...), Guteschafe...
Ich bemühe mich mittlerweile, meine Wolle eher vom "übernächsten Bauern" zu bekommen, als sie von irgendwoher teuer zu importieren. Die Preise für Vliese sind hierzulande so im Keller, dass viele Schafzüchter lieber wegwerfen als zu verkaufen oder zu bearbeiten und sich daher auch keine Mühe machen, alte Rassen zu züchten.

Was das Sortieren und Vorbereiten der Wolle angeht, gibts noch die Möglichkeit, Wolle zu kämmen. Vielleicht sollte man da mal recherchetechnisch die Fühler ausstrecken :)
Oder man zupft die Flocken aus dem Schaf und legt sie sich zurecht. Aus der Flocke zu spinnen ist an der Handspindel nicht so schwer, finde ich.

Waschen und färben: die Viehcher sind oft dreckig und in so einem Vlies findet sich allerhand Mist. Also ist vorwaschen oder ausputzen ist vor der Weiterverarbeitung sowieso oft nötig.
Wenn man schon bei der Wolle beim Schaf beginnt, kannst du auch vor der Tuchherstellung färben. Das hat den Vorteil, dass du nicht mit Riesen-Färbebehältnis hantieren musst und außerdem was gemustertes herstellen kannst. Beim Färben wird die Wolle meistens so sehr erhitzt, dass das Fett sich teilweise herauslöst.

Tja, mehr kann ich dazu nicht sagen und bitte auch nicht dafür hauen, dass ich beim nächsten Bauern für meine Wolle anklopfe...
Mir persönlich ginge der Blick auf die richtige Schafrasse für mein Tuch zu weit, außer die Sorte Schaf wächst vor meiner Haustür.
Da ich aber keine Vollzeitkeltin bin, muss ich auf textile Kompromisse wie fertigen Stoff zurückgreifen :oops:.

Liebe Grüße,
Andrea
Andrea
 

Beitragvon S. Crumbach » 02.01.2006 05:52

Dain, da trittst Du in mehrfacher Hinsicht auf einen sensibelen Punkt.

Tatsache ist, daß für die Hallstattzeit (Beispiel) Nachweise für Textilen vorliegen mit deren Herstellung ich schlicht weg überfordert bin. Das gilt sowohl für das Spinnen, wie auch für Weben und und Ziertechniken. (z.B. Brettchenweben).
Selbst wenn ich wollte könnte ich also nicht - egal welches Schaf man mir vorsetzt.

Das liegt nicht daran, daß ich nicht fleißig und gewissenhaft bin, sondern schlicht daran, daß ein Teil der damals hergestellten Stück unglaublich gut ist. Da sind und bleiben mein Arbeiten in der Kategogie "ganz nett".

Auf der anderen Seite steht das was Hans anspricht: Natürlich will ich, daß ein glaubhaftes Bild entsteht, muß aber Grenzen ziehen. Also sind viele der von uns verwendeten Stoffe nicht selbst hergestellt, teils nicht einmal handgewebt.

Allerdings nehme ich für mich in Anspruch gewissenhaft auszuwählen und solide zu recherchieren.

Das ist zur Zeit mein persönliches: Mehr geht nicht.
S. Crumbach
 

Beitragvon Dain II. » 29.01.2006 19:25

So ich hab jetzt 2 Kilo Wolle mal probeweise von einem Bauern bekommen. Da is jetzt natürlich Deck- und Unterhaar zusammen mit Schmutz gemischt vorhanden was ich jetzt auswaschen/auszupfen muss. Meine Frage ist mit welchem Wasser und wie man die Wolle am besten auswäscht. Mit kaltem oder warmen oder heissem Wasser und ob man die Wolle dabei durchkneten oder auseinanderzupfen soll. Beim Durchkneten würde ja die Wolle doch wohl verfilzen nicht?

lg Stephan
Dain II.
 

Beitragvon Andrea » 30.01.2006 11:31

Tipps gibts hier: http://www.spinn.de/Tipps/index.html
Davon sind die eigentlich ganz passend:
http://www.spinn.de/Tipps/Wollgeschenk.html
http://www.spinn.de/Tipps/WaschenB.htm
http://www.spinn.de/Tipps/WaschenW.html

Die Seiten haben mir ein wenig weitergeholfen, als ich verdrecktes Vlies hier hatte.
Du fängst mit Sortieren an, bei dem du richtig arg verdreckte Teile raussortierst (z.B. Wolle aus dem Afterbereich, Klabusterbeerenverseuchtes...). Der Aufwand, diese Teile zu säubern, übersteigt das Ergebnis.
Ich habe in der warmen Jahreszeit mit Regenwasser aus der Tonne gewaschen und nur bei einer Ladung etwas Shampoo mit beigegeben. Insgesamt habe ich die Wolle 3-4 mal gewaschen.
Das Schleudern in der Maschine (auch dort erwähnt), tat ihr aber nicht soo gut.
Jetzt im Winter wird die Wascherei etwas schwieriger, u.a. weil die Wolle nicht so gut trocknet.

Liebe Grüße,
Andrea
Andrea
 

Beitragvon Claudia » 30.01.2006 12:09

Wenn man sich die besten Teile erst mal raussucht, braucht man diese nicht unbedingt zu waschen. Gerade für einen Spinnanfänger ist es leichter, fettige Wolle zu verspinnen. Wenn also wirklich gute Teile dabei sind, kann man die erst mal so verspinnen und dann das fertige Garn waschen.
Die etwas verschmutzteren Teile dann vor dem Spinnen waschen. Das ganz dreckige/schietige Zeug natürlich gleich weg, wie Rigana schon beschrieben hat.
Claudia
 
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Beitragvon Dain II. » 03.02.2006 23:14

Also ich hab jetzt schon mal ein klein wenig gezupft/gesäubert und aus Kotbrauner Wolle wurde...tada, beigeweisse Wolle mit minimalen Verschmutzungen. Ich werd das ganze noch mal säubern und dann anfangen zu spinnen.

lg Stephan
Dain II.
 

http://www.gesche-wolle.de/GESCHE-Wolle_Deutsch/schafwolle.h

Beitragvon cecilie » 06.02.2006 21:52

Hallo Stephan,

viel Spaß beim spinnen. Dafür rate ich Dir für den Anfang zu einer guten Handspindel, daß ist m. E. einfacher zum lernen. Geht viel langsamer als mit dem Spinnrad und da ist einer der Vorteile am Anfang.

Achso, zum waschen, guck mal hier :arrow: [url] Wie gut die ist, weiß ich leider auch nicht.

Das mit der Kardendistel kann ich leider auch nicht beantworten, aber ich kann es mir auch nicht wirklich vorstellen. Ich fürchte sie ist nicht stabil genug dafür.

Liebe Grüße

Cecilie
cecilie
 

Beitragvon Dain II. » 07.02.2006 20:58

Seit Sonntag Nachmittag habe ich mit längeren Unterbrechungen aus ein paar Hand voll dreckiger Wolle einen Faden mit ein bischen weniger als einen halben Millimeter (an den wenigen dickeren Stellen 1 mm) und einer Länge von gut 60 Metern geschafft :D . Allerdings reisst er mir manchmal ab wenn ich zu dünn spinne und zuviel Drehungen mit der Spindel mache. Muss ich noch üben aber sonst gehts ganz gut.

lg Stephan
Dain II.
 

Beitragvon Claudia » 08.02.2006 10:56

Hej, das klingt prima! Weiter so :D
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