Wildbienen oder wilde Honigbienen

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Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Manu » 01.08.2011 19:59

Also, ich habe folgendes Problem:

Bei unserer steinzeitlichen Küche, wird ja immer Honig benannt. Da habe ich mal nachgeforscht, weil mir das mit dem Honig komisch vorkam. Es gibt also Wildbienen hunderte von Sorten, die aber ALLEINE leben und keinen Bienenstock aufbauen. Dann gibt es wohl wild lebende Honigbienen, die eine Bienenstock bauen und in alten Baumstümpfen o.ä. zu finden sind. Die räuchert man als Honigjäger aus und nimmt sich die Waben. Die Waben kann man essen und das Wachs beibt wie Kaugummi im Mund. Kann geschluckt werden oder eben für bestimmte Vorgänge genutzt werden. (Bronzezeit - Wachsausschmelzverfahren).

Hat jemand bessere oder zusätzliche Infos? Bin dankbar über jeden Hinweis. :schnitzen:

Wo ist eigentich der Icon mit dem Goldhut abgeblieben?
Manu
 

Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Merha » 01.08.2011 21:15

Hallo Manu!
Das wäre Thema für einen (alten) Imker. Ich war letztens eine Stunde bei einem Imker um dort Wachs zu holen. Ich habe einen ganzen Fladen Wachs geschenkt bekommen und noch dazu eine Menge spannender Dinge über Bienen erfahren. Sicher gibt’s auch welche bei dir um die Ecke.
Merha
 

Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Hans T. » 01.08.2011 22:44

Merha, wie alt muss denn der Imker sein? Älter als, sagen wir mal, 4500 Jahre? Sorry, ich konnte nicht anders.

Manu, die "Honogbienen", so jedenfalls die derzeit herrschende Meinung, gibts bereits im Paläolithikum. Googel mal zudem nach "Cueva arana", einer spanischen Höhle, deren Gemälde man (ich kanns nicht überpfrüfen) seltsamerweise ins Neolithikum datiert (Methode mir nicht bekannt). Dort ist eine steinzeitliche Honigsammlerszene dargestellt.

Bild

http://en.wikipedia.org/wiki/Cuevas_de_ ... _en_Bicorp
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Bullenwächter » 02.08.2011 08:10

Hallo Manu!

Ich bin zufällig Hobbyimker und hab mich mal ein bissl mit der Früh-Geschichte der Imkerei beschäftigt.

Die Frühen Kulturen haben wildlebende Bienenvölker in Wald und Flur höchstwahrscheinlich aufgespürt und ihre Nester dann ausgebeutet. Dazu werden sie die Völker ausgeräuchert haben. Stichworte: Bienenjagt, Zeidlerei/Zeitlerei

Für die Bienenhaltung gibt es in unseren Breiten ein paar unsichere Hinweise, beispielsweise ausgehöhlte Baumstämme aus Arbon Bleiche III die als Bienenklotzbeuten (künstliche Bienenwohnungen, die an günstigem Standort aufgestellt werden können) gedeutet werden um 3380 v. Chr. dann gibt es aus Berlin-Lichterfelde einen ausgehöhlten Baumstamm aus der Zeit um 1080 v. Chr. der als mögliche Klotzbeute gedeutet wurde, die aber als Bienenwohnung viel zu groß ist, und den Bienen eigentlich nicht annehmen würden.

Die Bienen werden mit Rauch "beruhigt" und die Honigwaben werden einfach aus dem Bienennest herausgebrochen oder geschnitten. Um an den Honig in den Bienenwaben zu kommen kann man diese kleinschneiden oder in einem Gefäß zertampfen oder auspressen, anschließend durch ein Bastgeflechtsieb abtropfen lassen oder mit einem groben Leinentuch auspressen. Die Wabenreste kann man anschließend noch in lauwarmem Wasser einlegen um die letzten Honigreste herauszuwaschen, beispielsweise zum Kochen oder für die Getränkeproduktion. Das Wachs kann man auf der Wasseroberfläche absammeln und in der Hand zusammenkneten.

Hier ein Paar weiterführende Infos:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Imkerei

Etwas ausführlicher:
http://www.bienenwiki.de/wiki/index.php ... er_Imkerei
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Bullenwächter » 02.08.2011 08:13

Nachtrag:

Staatenbildene Honigbienen gibt es seit mehreren Millionen Jahren, die aktuelle Lehrmeinung sagt etwa 100 Mio Jahre.
Die Nutzung der Bienenprodukte ist vermutlich so alt wie das Jäger- und Sammlerdasein der Menschen und deren Vorfahren, denn auch andere Tiere sind hinter Honig und Wachs her.

Hier noch ein Link zu einem Vortrag den ich mal vor unserem Imkerverein zu Archäologischen Nachweisen zur Bienenhaltung gehalten habe:

http://www.lentienser.de/dateien/Franzk ... Folien.pdf
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon LS » 02.08.2011 10:05

Interessante Website, dieses "Bienenwiki"...
Was bei den prähistorischen Belegen nicht erwähnt ist, ist der Bronzekessel des Keltenfürsten von Hochdorf, der bei der Niederlegung mit etwa 350 Litern Met gefüllt war. Damit kann man schon ne ganze Menge Leute anheitern, im Jenseits versteht sich ...

Gruß L

PS: Andreas hat den Kessel erwähnt, seh ich jetzt. Schöne Folien....
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Bullenwächter » 02.08.2011 12:18

Hallo LS -

Der Kessel ist dort nicht erwähnt weil er im weiteren Sinne kein direkter Nachweis für die Imkerei ist. Honignachweise bzw. archäolgische Funde von Pollenansammlungen, die sich in dieser Form nur als Reste von vergangenem Honig deuten lassen gibt es meherere und ich bin für jeden neuen Hinweis dankbar, da in der Literatur immer nur auf eine handvoll Funde verwiesen wird.

Allerdings ist die für den Hochdorfer Kessel errechnete Menge an Honig von (ich glaub es waren) zwischen 75 bis 180 kg schon enorm und beachtenswert. Weniger verwunderlich ist die Pollenzusammensetzung aus dem Hochdorfer Kessel, die anzeigt dass der Honig aus einem sehr weiten Gebiet zusammengetragen wurde.

Weitere interessante Funde von möglichen Honigresten habe ich im verlinkten Vortrag aufgeführt.
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Manu » 03.08.2011 08:57

Ich danke euch sehr, "Klotzbeute" das ist interessant. Das heißt, ich nehm den Bienenstamm im Baumstamm mit und setzte ihn einnfach in der Nähe des Dorfers ab. GENIAL :D

Die Idee ist klasse, gut dass ich bis jetzt den Honig in Gläser kaufen konnte. Rolltier-klein

Hier aus dem Buch "Honigjäger" von Eric Valli und Diane Summer ein paar Eindrücke:

Bild Bild
BildBild

Ist übrigends ein sehr schöner Bildband mit wunderschönen Bildern.
Manu
 

Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Manu » 03.08.2011 09:20

@Bullenwächter

frühbronzezeitliche Strohstülper: Wie bekommt man das Bienenvolk dazu, da rein zu gehen? Stülpt man den über den Baumstamm? (Wahrscheinlich eine blöde Frage, aber ich habe noch nie darüber nachgedacht) Bei den Bienen kann man ja nicht nur die Königin umsetzten, oder? Das Volk überwintert doch? :mammut1:
Manu
 

Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon LS » 03.08.2011 10:49

Hallo Andreas,
während der späten Hallstattzeit gab es kaum Wildtiere in Südwestdtld (also Tierknochen in Fundplätzen), was auf Überjagung schließen lässt. Daher wäre bezüglich Hochdorf zu vermuten, dass auch die Zeidler der älteren Eisenzeit schon allen Bienen den Garaus gemacht haben und wir es bei der Kesselfüllung mit echter Imkerei zu tun haben. Wieviel kann denn so ein Zeidler einsammeln? Gibts da Mengenangaben aus dem Mittelalter?

Gruß L
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Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Bullenwächter » 03.08.2011 11:02

Die Honigjäger von Bali (Biler 1 und 2) sind schon fast legendär.

Erklräung zu den Bildern 3 und 4) auf Bild 3 zerdrückt der Imker die Brutwabe, die Weiße flüssigkeit sind die zerquetschten Bienenmaden, sie sind eine eiweißreiche Kost, die von vielen Naturvölkern geschätzt wird und etwas nussig schmecken soll. In unserem Kulturkreis hat sich das Essen von Maden bzw. Insekten nicht etabliert, für die Ur- und Frühgeschichte ist dies aber sicherlich anzunehmen.

Bild 4 zeigt aber keinen Honigjäger, für Bienen braucht man kein Gewehr :mammut2:

Wie bekomme ich ein Bienenvolk in die KBeute?
Man verfolgt ein aus dem Nest schwärmendes Bienenvolk bis es sich zur Auswahl eines neuen Nistplatzes irgendwo in einem Baum niedergelassen hat und schlägt es in einen Sack, diesen entleert man Zuhause in die Klotzbeute und wenn die Königin dabei ist nehmen die Binenen die Klotzbeute fast sicher an. Um die Klotzbeute attraktiver für den Schwarm zu machen kann man sie noch Innen mit etwas Honig besreichen (schminken).
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Bullenwächter » 03.08.2011 11:21

LS hat geschrieben:Hallo Andreas,
während der späten Hallstattzeit gab es kaum Wildtiere in Südwestdtld (also Tierknochen in Fundplätzen), was auf Überjagung schließen lässt. Daher wäre bezüglich Hochdorf zu vermuten, dass auch die Zeidler der älteren Eisenzeit schon allen Bienen den Garaus gemacht haben und wir es bei der Kesselfüllung mit echter Imkerei zu tun haben. Wieviel kann denn so ein Zeidler einsammeln? Gibts da Mengenangaben aus dem Mittelalter?
Gruß L


Von echter Imkerei, im Sinne von Haltung, Vermehrung und Pflege von Bienen würde ich nicht unbedingt sprechen. Die früheren Honigerntemethoden bedingten meist den Untergang des Bienenvolkes, da massiv in das Brutnest eingegriffen werden musste um an den Honig zu gelangen und die Bienen danach meist ohne ihren Wintervorrat dastanden, wenn das Volk den Eingriff überlebt haben sollte. Ähnliche Betriebsweisen haben sich bis heute in der Lüneburger Heide erhalten, die sogenannte Heideimkerei, bei dieser werden die abgeernteten Völker aufgelöst.

Es soll aus Schweden mittelalterliche Steuerlisten über die zu versteuernde Honig- und Wachsmengen je Bienenvolk geben, die in der Fachliteratur gelegentlich erwähnt werden, jedoch habe ich die ursprüngliche Quelle noch nicht gefunden. Diese halte ich aber in den meisten Fällen für sehr optimistisch angesetzt als sie tatsächlich auftragen, damit die Steuereinnahmen je Bienenvolk, unabhängig von dessen Leistung, möglichst hoch sind. Da wird von Mengen um 10 kg Honig und 500 g Wachs je Bienenvolk und Jahr gesrpochen. Die genauen Zahlen müsste ich aber erst noch mal Zuhause nachlesen. Bienenvölker bei moderer Betriebsweise im Normalfall 30-40 kg Honig und bei extensiver Betriebsweise mit Wanderung zu Massentrachten bis zu 50 oder mehr kg - dies bedingt dann aber eine Zufütterung von etwa 20 kg Zucker für den Wintervorrat der Bienen. An Wachs kann man dabei etwa 1 kg / Jahr und Volk ernten.
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Manu » 03.08.2011 11:24

@Bullenwächter

du schreibst:


Bild 4 zeigt aber keinen Honigjäger, für Bienen braucht man kein Gewehr


Stimmt, da hat mich auch mehr die Kleidung interessiert. :wink:

Man verfolgt ein aus dem Nest schwärmendes Bienenvolk bis es sich zur Auswahl eines neuen Nistplatzes irgendwo in einem Baum niedergelassen hat


Merkt man denn einem Bienenvolk an, dass es sich bald teilen wird? Denn sonst müsste man ja ausgesprochenes Glück haben sie dabei grad zu erwischen. :doubt:
Manu
 

Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Chris » 03.08.2011 12:15

es gibt schon Anzeigen für das baldige Schwärmen - die Heide-Imker haben sich allerdings in der Schwarmzeit z.T. wochenlang vor ihre Bienenvölker gesetzt und auf das Abgehen eines Schwarms gewartet, um dann sofort eingreifen zu können...
das wäre auch eine "nette Aufgabe" für Kinder, die zur Feldarbeit etc. noch zu klein sind ;-)

aber es gehört schon Glück dazu, einen Wildschwarm zu erwischen...
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Re: Wildbienen oder wilde Honigbienen

Beitragvon Manu » 03.08.2011 12:44

Siehst du, das habe ich mir gedacht "wochenlang". :(

Ohne dass sie schwärmen kann man sie dann icht teilen? Ist dann keine Königin da? :idea:
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