Wurfweiten aus eigener Erfahrung?

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Wurfweiten aus eigener Erfahrung?

Beitragvon Chris » 11.01.2008 08:24

Für meine aktuelle Recherche zur Merowingerzeit wüsste ich gerne, ob Ihr eigene Erfahrungen gemacht habt, wie weit Wurfspeere geschleudert werden können... ZEISTSTELLUNG IST DABEI ERSTMAL EGAL!!

Es geht um ca. Werte, eigene Anschauung und vielleicht auch etwas u die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.

Besonders interessant wären für mich Erfahrungen mit kleinen, leichten Wurfspeeren mit ca. 1m langen Schäften.

Ich nehm aber auch alles andere - bin gespannt und danke schonmal im Vorraus :D
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Beitragvon Steve Lenz » 11.01.2008 09:24

Zeitstellung: späte Bronzezeit
Speer: Länge um die 140cm mit Bronzespitze, Gewicht um die 300g, Schaft leicht spindelförmig
Werfer: 88Kg auf 185cm

Die maximale Wurfweite mit brauchbarem Einschlagswinkel und akzeptabler Auftreffenergie liegen bei ca. 20m (steiler Abwurfwinkel, hohe stark gekrümmte Flugbahn), maximale Effizienz mit hoher Auftreffenergie bei ca. 8m (ideale ballistische Bahn bei meiner Größe/ Armlänge, flacher Abwurfwinkel).

Alles was über 20m geht, bringt diese leichten kurzen Wurfspeere in den stall (Ströhmungsabriss), das Heck sackt ab und sie kommen meist flach auf den Boden auf, Energieleistung reicht dann seltenst zur Penetration
eines Zieles.

Ich will demnächst mal Versuche mit Wurfschlingen unternehmen.

Persönliche Meinung: Diese Speere wurden taktisch nicht auf maximale Distanz über 10m eingesetzt.
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Beitragvon Chris » 11.01.2008 09:30

Danke für die ausführliche Antwort, Steve :D
das hilft schon mal sehr viel weiter!
Steve L. hat geschrieben:Speer: Länge um die 140cm mit Bronzespitze, Gewicht um die 300g, Schaft leicht spindelförmig


die 300g beziehen sich auf die Spitze oder auf den Speer? :oops:
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Beitragvon Steve Lenz » 11.01.2008 09:39

Auf das gesamte Gewicht, Chris. Habe leider keine Waage hier, sonst könnte ich?s Dir genau sagen.

300g Speerspitze würde einen Schaft um die 200/220cm bedingen.

Zum Vergleich:

Heutige Leichtathletik-Wurfspeere sind um die 230cm (Damen) bis 280cm (Herren) lang und wiegen 600g, resp. 800g.
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Beitragvon Chris » 11.01.2008 10:01

ok, dann hab ich ja nicht so verkehrt gedacht :idea:

ich und das Gewicht von nem Speer schätzen *pfffffffffft*
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Beitragvon Steve Lenz » 11.01.2008 10:11

ich und das Gewicht von nem Speer schätzen*pfffffffffft*


Ich die Garnstärke oder Fadenzahl/cm bei einem Gewebe schätzen. *pfffffffffft*
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Beitragvon Indy » 11.01.2008 10:50

Ich werd Deine Anfrage an Ostern in Groß Raden nochmal objektiver betrachten, aber so aus dem Kopf und ganz subjektiv:

Je schwerer, desto wumms. Mein kleiner Wurfspeer (hast Du an Jul vielleicht gesehen), geworfen von mir (187, 90kg, lange Arme, nicht trainingsoptimiert) fliegt mit Gewalt gut 30m, Treffen Glücksache, Schaden nur durch Masse (oder scharf geschliffene Spitze).
Gezielte Wirkungstreffer auf ca. 8-12m (dann geht der gut durch die 5l Partykegs).

Deckt sich also in etwa mit Steves Werten...

Laß uns doch in Christelried eine Testreihe starten, da sind genug Parameter am Start...

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Beitragvon Bullenwächter » 11.01.2008 11:04

Gibt es irgendwo Holzerhaltung oder Nachweise, wie lang die Schäfte der Wurfpfeile (Iaculi) waren? Kennt hier jemand Funde?
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Beitragvon Chris » 11.01.2008 11:11

Indy hat geschrieben:Laß uns doch in Christelried eine Testreihe starten, da sind genug Parameter am Start...


Die Idee finde ich super, das machen wir! :D

Danke für die Antwort!
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Beitragvon Steve Lenz » 11.01.2008 14:51

Wenn sich?s einrichten lässt, kommen wir evtl. auch nach Christelried - liegt in relativer Schlagweite! Allerdings dann rezent bekleidet, aber mit Speer. :lol:
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Beitragvon Blaubär » 11.01.2008 21:03

offtopic: Dann können wir ja nen Wettkampf Schleuder gegen Speer machen.
Erfahrungswert an Jul: halber Ziegelstein, steile Flugbahn Reichweite 30m ;)
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Beitragvon Chris » 12.01.2008 19:12

viele Dank für die Antworten - eine Versuchsreihe mit Freiwilligen in Christelried ist definitiv eingeplant!

nun hab ich aber auch zu "großen" Speeren noch die selbe Frage:
bei welcher Spitzengröße ist von einem Speer, bei welcher von einer Lanze auszugehen, wer hat praktische Erfahrungen mit dem Werfen???
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Beitragvon Metellvs » 12.01.2008 19:20

Gibt es irgendwo Holzerhaltung oder Nachweise, wie lang die Schäfte der Wurfpfeile (Iaculi) waren? Kennt hier jemand Funde?


Da fragst Du am besten mal Mike Werner,
hier die Homepage: http://merowingerzeit.schmidtwerner.de/ ... erung.html
Auf einem Bild siehst Du Wurfpfeile rekonstruiert, in der Fundbeschreibung des Grabes 61 von Wünnenberg-Fürstenberg gehen sie als Pfeile durch, waren aber wohl eher Wurfpfeile (nein Steve, dies ist keine Vorlage für Scherze :wink: ).
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Beitragvon Bullenwächter » 12.01.2008 20:46

In Wünnenberg-Fürstenberg kann man auch nur anhand der Lage der Pfeilspitzen im Grab auf die Länge der Schäfte schließen, was mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet ist. Mike hat auch keine genauen Daten, deshalb hat er die Enden der Pfeilschäfte vom Schild verdeckt dargestellt.
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Beitragvon Steve Lenz » 12.01.2008 21:21

Bin anbetracht diverser Ha-zeitlicher Spitzen mit kurzer dafür weiter Tülle auch schon in Richtung Wurfpfeile tendierend. Ungefähr Armlänge, asymetrisch spindelförmig mit einer deutlichen Verdickung im vorderen Schaftdrittel.

Die dürften hervorragende Wurf- und Flugeigenschaften aufweisen.

Weiß man eigentlich, ob die plumbata genuin römisch ist oder ob die ein Vorbild aus anderer Kultur haben könnte?
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