von Thomas Trauner » 03.07.2009 10:16
Erstmal Gratulation zur schönen Arbeit. Zweifellos ein schöner Schild, gebaut nach allen Regeln der Kunst.
Vielleicht sei mir aber doch eine Bemerkung zur Quelle gestattet.
Grundsätzlich, nicht nur hier, gilt:
Vorsicht mit römischen Abbildungen.
Das Problem dabei ist immer, dass es sich bei den Darstellungen auf Bauten (Triumphbögen, Säulen, oder wie in Orange das Tor) viel eher um standardisierte, sprich kanonische Darstellungen handelt.
Das gilt nicht nur für die Darstellung der ?Barbarenseite?, sondern sogar um so mehr um die eigene, römische Seite. So sind z.b. die römischen Soldaten auf der Trajansäule schlicht falsch, eine Mischung aus schon damals historischen und einigermaßen zeitgleichen Ausrüstungen, die dann, weil durch die Reliefhandwerker unverstanden, auch im Detail falsch sind.
Konkret zum Tor von Orange.
Das genaue Baudatum ist unbekannt. G.J.Cäsar (wohl um 50 v.Chr.) oder Augustus (nach der Schlacht von Actium 31.v.Chr.) kommen in Betracht.
Die Aussage der Reliefe ist uneinheitlich. Zwar zeigen sie eine ?Gallierschlacht?, es finden sich aber auch Darstellungen einer Seeschlacht....
Das Problem bei den ?Gallierschilden? ist, dass sie als Schildzier die in augustäischer Zeit außerordentlich beliebten römischen ?floralen? Muster zeigen. Oder sogar Objekte, die mit den ?Galliern? verbunden werden, wie z.b. Torques. Das macht misstrauisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schildzier keineswegs ?gallisch? ist, sondern eher römischen Vorstellungen und römischem Geschmack entspricht, ist sehr, sehr hoch.
Wenn nicht sogar eigentlich sicher.....
Das Dumme ist, dass diese Verzierungen aber nun jetzt unser Bild von keltischen Schildbemalungen geprägt haben und als solche auch regelmäßig erkannt und akzeptiert werden.
Das andere Problem ist, dass nur sehr, sehr wenige genuin keltische Darstellungen existieren.
1. Situlen (hallstattzeitlich). Unklar zu interpretieren. Müssen auch nicht keltisch sein
2. Schwertgrab 994 aus Hallstatt (Früh-Lt.) mit griechischen Mustern
3. Kriegerrelief vom Brenner (der italienische Fundort entgeht mir im Moment), Früh-Lt,
Tierform und Rundschild, jeweils geviertelt, mit Kreis/Spiralenverzierung und ?Schachbrettmuster?
4. Battersea-Schild (nicht kampftauglich, wohl eine Votivgabe) Sehr spätes LT
5. Schild unklarer Herkunft im Museum Stuttgart. Bronzeblechstirnseite mit ?Tierrelief?, unklare Zeitstellung, wohl um 250-200 v.Chr. Das Tier könnte eine Hirschkuh sein.
6. mögliche Bemalungsreste auf Holzresten vom Glauberg, unpubliziert, Details noch unklar.
Die Originalfunde aus La-Téne haben keine Bemalungs- oder Bespannungsreste mehr.
Na ja ? und dann eben die römischen Darstellungen, die wie gesagt, wohl eigenem römischen Geschmack und ?Barbarenvorstellung? entsprechen.
Ich selbst habe auch keine richtige Lösung für Spät-Lt-Schilde.
Möglicherweise würde ich mich im Stil eher am Battersea-Schild orientieren.
Das ist jetzt keine Kritik, sondern wirklich nur ein Hinweis.
Nix für ungut.
Thomas